Bestand

Dörlesberger Bürgermeisterrechnungen (Bestand)

Vorbemerkungen: Dörlesberg bildete bis Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit Bronnbach und Reicholzheim das bronnbachische, ab 1803 das Fürstlich Löwensteinische Amt Bronnbach (vgl. Repertorium StAWt-R R 144 S. II-III). Die Verwaltungsneugliederung vom November 1809 ordnete es nach dem Main- und Tauberkreis zu (Bd. Reg.-Bl. 1809 S. 414). Nach der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit in Baden und der Umbenennung in "Großherzoglich Badisches Amt Bronnbach" im Sommer 1813 wurde das Amt durch Verordnung vom 24. Juli 1813 geteilt: Die Amtshälfte rechts der Tauber mit Bronnbach und Reicholzheim kam zum Zweiten Landamt Wertheim, die links der Tauber- und damit Dörlesberg - zum Stadt- und Ersten Landamt Wertheim (Bad. Reg.-Bl. 1813 S. 138 f.). Beide Ämter wurden zum 1. Dezember 1819 im Stadt- und Landamt Wertheim zusammengefasst. Die Serie der Dörlesberger Bürgermeisterrechnungen beginnt 1697/98 und läuft ohne Lücken bis zum Jahr 1808/09. Mehrfach liegen doppelte Exemplare vor. Als Rechnungstermin wird seit 1709/10 der 22. Februar (Cathedra Petri) genannt. Wie bei den Reicholzheimer Bürgermeisterrechnungen (StAWt-R R 144) dürfte dieser Termin auch bei den Dörlesberger Bürgermeisterrechnungen seit 1690/91 üblich gewesen sein. Zum Inhalt seien zwei Bemerkungen gestattet: Die Gemeinde hatte, wie üblich, einen Teil der kirchlichen Baulasten zu tragen. Unterlagen zum Dörlesberger Kirchenbau befinden sich als nicht nur in den Dörlesberger Gotteshausrechnungen (StAWt-R R 61), sondern auch in Bürgermeisterrechnungen. Und zweitens: Die europäischen Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts spiegeln sich auch in den Rechnungen eines kleinen Dorfes wie Dörlesberg wieder. Jahr um Jahr hatten die Dörlesberger ihre Beiträge an Quartierkosten, Fourage, Schanzgeld und dergleichen mehr zu leisten, hatten Offiziere aufzunehmen, Pferde zu stellen und Heu abzugeben. Die Dörlesberger Bürgermeisterrechnungen der hier vorliegenden Bronnbacher Serie enthalten fast keine Beilagen. Nicht numerierte Beilagen befinden sich erstmals in der Rechnung 1704/05. Die Rechnung des folgenden Jahres verweist auf weiter, nicht erhaltene Beilagen ("lauth Schein"). 1706/07 werden dann erstmals numerierte Beilagen erwähnt, von denen die Nummer 1-2 und 5-11 erhalten sind. Nach dem Übergang des Amts Bronnbach an das Fürstliche Haus Löwenstein-Wertheim Ende 1802 änderte sich nicht nur das Format der Rechnungen (ganzseitig statt bisher halbbrüchig); es wurden nunmehr, ab dem Jahrgang 1802/03, auch die Rechnungsurkunden beigebunden. Ferner enthalten die Rechnungen ab 1802/03 ein ausführliches Revisionsprotokoll, ab 1806/07 zusätzlich die damals übliche Vorbemerkung über den in Dörlesberg gebräuchlichen Münzfuß (fl rh á 60 x = 240 d), die ortsüblichen Maße und die Entfernung des Orts vom Amtssitz Bronnbach und der Stadt Wertheim. Die Rechnungsführung oblag dem dienstälteren der beiden Bürgermeister, wobei von 1726/27 - 1786/87 im einen Jahr ein Gemeindebürgermeister, im folgenden ein Gerichtsbürgermeister die Rechnung führte. Das Revisionsprotokoll der Rechnung 1802/03 lässt erkennen, dass es wie in Reicholzheim, so auch in Dörlesberg jeweils zwei Bürgermeister, einen älteren und einen jüngeren, gab, die in der Regel jeweils zwei Jahre amtierten, wobei sich die Amtszeiten um ein Jahr überschnitten. Aus dem Titel der Bürgermeisterrechnungen lässt sich dies, anders als in Reicholzheim, nicht entnehmen. Die Reinschrift der Rechnungen besorgte der Schulmeister in seiner Eigenschaft als Gerichtsschreiber (vgl. z.B. die Rechnung 1781/82). 1787/88 - 1792/93 ist erstmals ein für mehr als zwei Jahre "pflichtverordneter" Bürgermeister als Rechner festzustellen. In Reicholzheim dagegen wurde ein fester Rechner erst 1801/02 bestimmt. In Dörlesberg geschah dies endgültig 1803/04. Wahrscheinlich schon seit diesem Jahr, spätestens seit 1808 gab es dann nur noch einen Bürgermeister bzw. Gemeinderechner statt bisher zwei Bürgermeister. Beilage Lit. B zum badischen Organisationsreskriptvom 26. November 1809 verbot den laufenden Wechsel des Gemeinderechners, der nunmehr von Amts wegen dem Gericht angehörte, endgültig (Bad. Reg.-Bl. 1809 S. 421). Sie bestätigte auch den schon bisher geübten Brauch, dem Ortsschulmeister die Gerichtsschreiberei zu übertragen (ebd. S. 422). Die Rechnungsrevision oblag seit 1700 dem Abt von Bronnbach. 1771 revidierte der Kanzleidirektor der Abtei, 1772-1792 der Burser oder sein Stellvertreter. Seit 1794 bis 1802 revidierte der Burser und der - weltliche - Konsolent der Abtei, Melchior Philipp C. Arnold, gemeinsam, teilweise unter Hinzuziehung des Kanzleidirektors. 1802 zog man außerdem noch den Bronnbacher Amtmann Jakob Lohr hinzu. Der Fürst zu Löwenstein-Wertheim übertrug das Amt Bronnbach und damit auch die Revision der Bürgemeisterrechnungen dem Konsulenten Arnold. Ausführliche Revisionsbemerkungen aus bronnbachischer Zeit sind selten (z.B. eine eigene Beilage 1784/85). In fürstlich löwensteinischer Zeit dagegen, als die Fürstlich Löwenstein-Wertheimische Regierung, ab 1807 die Fürstlich Löwenstein-Wertheimische Justizkanzlei die Superrevision übernahmen, wurden ausführliche Revisionsbemerkungen eine Selbstverständlichkeit. Provenienzvermerke lassen sich nur für die Jahre 1796797 - 1799/1800 feststellen ("R." - Registratur der Bronnbacher Kanzlei). Die Provenienzstelle, die Bronnbacher Kanzlei, steht aber aufgrund der vorhandenen Signaturen ohnehin fest. Zum ältesten bisher bekannten Signaturensystem der Bronnbacher Kanzlei gehört die Lokatur "num. 127. ladte num. 1" (Rechnung 1705/06; num. 126 = StAWt-R R 61, num. 139 = StAWt-R R 146a). Auf den Rechnungen der Jahre 1715/16 und 1717/18 befinden sich die Lokaturen D. 11.1., auf der von 1720/21 die Lokatur D. 11.2. Der Vergleich mit jenem Repertorium, dem die Lokaturen D.11. entsprechen, dem "Repertorum Documentorum & Actorum Cancellarieae Bronnbacensis, confectum anno 1755" (Tom. I S. 377) zeigt nur geringe Unterschiede. Bei der dort verzeichneten Rechnung 1688/89 handelt es sich, wie nunmehr festgestellt wurde, um das Konzept einer Dörlesberger Gotteshausrechnung; sie wurde in den Bestand StAWt-R R 61 eingeordnet. Die Lücke zwischen den Jahrgängen 1717/18 und 1720/21, die das Repertorium aufführt, ist inzwischen geschlossen. Als weitere Registraturvermerke tragen sechs Jahrgänge Angaben über eine Bündelung der Rechnungen (1697-1710, 1711-1717, 1720-1729, ..., 1750-1759). Sie lassen erkennen, dass die Rechnungen von oben nach unten liegend aufbewahrt wurden, dass sich also die jeweils älteste Rechnung oben befand. Da diese Bleistiftvermerke von einer Hand angebracht wurde, entstanden sie nach 1759; sie sind also jünger als die Lokaturen D. 11. Die heutige Bestandssignatur R 145 lässt sich erstmals im "Repertorium der Rechnungen und Rechnungsurkunden des Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Archiv's" (2. Hälfte 19. Jahrhundert) nachweisen. Ursprünglich umfasste der Bestand, der in der fürstlichen Hofhaltung in Wertheim im Zimmer hinter der Revision aufbewahrte wurde, nur die Jahrgänge 1688/89. (vgl. oben!) und 1697/98 - 1801/02. Die Bände 1802/03 - 188/09, also jener Bestandsteil, der fürstlich löwensteinischer Provenienz ist, wurden erst später eingeordnet und im Repertorium mit Bleistift nachgetragen. Bestandsverluste sind seitdem nicht eingetreten. Die Rechnungen 1809/10 ff. dürften entweder vom Stadt- und Landamt Wertheim oder von dessen vorgesetzter Behörde, dem Main- und Tauberkreis, übernommen worden sein. Bei der Übernahme des Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'schen Archivs durch das Land Baden-Württemberg im jahr 1977 befand sich der Bestand R 145 im Rechnungsarchiv im 2. Obergeschoss des Ostflügels der Hofhaltung. Er wurde im Sommer 1983 von der Angestellten Annemarie Spieler verzeichnet und im Juli 1984 vom Archivangestellten Manfred Sziele verpackt. Die Reinschrift des Repertoriums besorgte die Angestellte Liselotte Goldschmidt. Der Bestand StAWt-R R 145, DörlesbergerBürgermeisterrechnungen, umfasst numehr ca. 0,3 lfd. m in 118 Einheiten. Wertheim, Juli 1984 Dr. Norbert Hofmann

Bürgermeister in Dörlesberg: Hinweise auf die Zugehörigkeit der Bürgermeister zum Gericht bzw. zur Gemeinde finden sich erst ab 1718/19. Wo für die Jahre ab 1718/19 nicht anderes angegeben ist, handelt es sich um Gemeindebürgermeister.
1697/98: Martin Schlachter
1698/99: Nikolaus Weimer
1699/1700: Hans Adam Kettner
1700/01: Hans Grimm
1701/02: Johannes Peter Welz
1702/03: Nikolaus Goldschmitt
1703/04: Hans Philipp Goldschmitt
1704/05: Adam Kopp
1705/06: Andreas Eitel
1706/07: Nikolaus Weimer
1707/08: Hans Michael Bayer
1708/09: Linhard Baumann
1709/10: Hans Stumpf
1710/11: Hans Michael Bayer
1711/12: Hans Peter Welz
1712/13: Simon Rochti
1713/14: Hans Jörg Weber
1714/15: Martin Schlachter
1715/16: Hans Jörg Baumann
1716/17: Stephan Seitz
1717/18: Adam Goldschmitt
1718/19: Adam Döhner, Gerichtsbürgermeister
1719/20: Adam Bayer
1720/21: Nikolaus Weimer, Gerichtsbürgermeister
1721/22: Hans Jörg Hauk
1722/23: Bastian Ballweg
1723/24: Hans Michel Schlachter
1724/25: Leonhard Baumann, Gerichtsbürgermeister
1725/26: Adam Döhner, Gerichtsbürgermeister
1726/27: Stephan Seitz, Gerichtsbürgermeister
1727/28: Hans Linhard Weber
1728/29: Hans Jörg Hauk, Gerichtsbürgermeister
1729/30: Martin Weimer
1730/31: Hans Jörg Schlachter, Gerichtsbürgermeiste
1731/32: Hennerich Kettner
1732/33: Hans Leonhard Weber, Gerichtsbürgermeister
1733/34: Matthes Löhr
1734/35: Peter Stumpf, Gerichtsbürgermeister
1735/36: Thomas Schlachter
1736/37: Martin Weimer, Gerichtsbürgermeister
1737/38: Philipp Goldschmitt
1738/39: Philipp Höferth, Gerichtsbürgermeister
1739/40: Thomas Goldschmitt
1740/41: Philipp Goldschmitt, Gerichtsbürgermeister
1741/42: Nikolaus Rochti
1742/43: Hans Jörg Schlachter, Gerichtsbürgermeister
1743/44: Leonhard Bayer
1744/45: Hans Leonhard Weber, Gerichtsbürgermeister
1745/46: Hans Jörg Schulz, Gerichtsbürgermeister
1746/47: Adam Goldschmitt
1747/48: Peter Stumpf, Gerichtsbürgermeister
1748/49: Jakob Schlachter
1749750: Martin Weimer, Gerichtsbürgermeister
1750/51: Paul Goldschmitt
1751/52: Philipp Höferth, Gerichtsbürgermeister
1752/53: Michael Goldschmitt
1753/54: Philipp Goldschmitt, Gerichtsbürgermeister
1754/55: Hans Adam Erbacher
1755756: Thomas Goldschmitt, Gerichtsbürgermeister
1756/57: Valentin Ballweg
1757/58: Lindhard Bayer, Gerichtsbürgermeister
1758/59: Simon Döhner
1759/60: Alexander Döhner, Gerichtsbürgermeister
1760/61: Jörg Weimer
1761/62: Nikolaus Rochti, Gerichtsbürgermeister
1762/63: Adam Goldschmitt
1763/64: Hans Adam Erbacher, Gerichtsbürgermeister
1764/65: Philipp Ballweg
1765/66: Valentin Ballweg, Gerichtsbürgermeister
1766/67: Kaspar Gans
1767/68: Jörg Baumann, Gerichtsbürgermeister
1768/69: Hans Jörg Hauk
1769/70: Hans Jörg Hörner, Gerichtsbürgermeister
1770/71: Martin Weimer
1771/72: Thomas Baumann, Gerichtsbürgermeister
1772/73: Martin Schlachter
1773/74: Jörg Weimer, Gerichtsbürgermeister
1774/75: Jakob Baumann
1775/76: Martin Weber, Gerichtsbürgermeister
1776/77: Stephan Schlachter
1777/78: Joseph Schwinn, Gerichtsbürgermeister
1778/79: Johann Adam Baumann
1779/80: Martin Schlachter, Gerichtsbürgermeister
1780/81: Jörg Breunig
1781/82: Stephan Schlachter, Gerichtsbürgermeister
1782/83: Alexander Schlachter
1783/84: Martin Goldschmitt, Gerichtsbürgermeister
1784/85: Jörg Hörner jun.
1785/86: Jörg Breunig, Gerichtsbürgermeister
1786/87: Franz Goldschmitt
1787/88 bis 1792/93: Alexander Schlachter
1793/94: Joseph Schwinn, Gerichtsbürgermeister
1794/95: Philipp Ballweg
1795/96: Martin Goldschmitt, Gerichtsbürgermeister
1796/97: Burkhard Schulz
1797/98: Jörg Breunig, Gerichtsbürgermeister
1798/99: Tobias Kuhn
1799/00: Michel Döhner, Gerichtsbürgermeister
1800/01: Jörg Schlachter
1801/02: Jörg Döhner sen., Gerichtsbürgermeister
1802/03: Mathes Baumann, Andreas Hörner, Gerichtsbürgermeister
1803/04 bis 1808/09: Andreas Hörner, Gerichtsbürgermeister

Abkürzungen: Bad. Reg.-Bl. = Regierungsblatt des Großherzogthum Baden, 1807 ff.
Beil. = Beilage
d = Pfennig
desgl. = desgleichen
F. = Frater (= Pater)
fl rh = Gulden rheinisch
halbbr. = halbbrüchig
jun. = junior
lfd. m = laufende Meter
num. = Nummer
P. = Pater
Präs. = Präsentatum
Prov. = Provenienz
Rev. = Revision
RSig. = Registratursignatur
sen. = senior
StAWt-R = Staatsarchiv Wertheim Abt. Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'sches Archiv
Tom. = Band
x = Kreuzer

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-R 145

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Selekte und Sammlungen >> Rechnungen

Date of creation of holding
1697-1808/09

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Last update
25.03.2024, 1:33 PM CET

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  • Bestand

Time of origin

  • 1697-1808/09

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