evangelisch; Gefallenendenkmal , Kirche

Ev. Kirche und Gefallenendenkmal (evangelisch; Gefallenendenkmal , Kirche); Ulrichstein, Ulrichsteiner Straße 10

Die am nördlichen Ortsrand hoch gelegene Kirche gehört zu den ältesten im Hohen Vogelsberg. Ihre Bedeutung vermittelt die Abbildung auf einem Stich von Wilhelm Dillich. Von dem älteren, über kreuzförmigem Grundriss errichteten Bau, den Dillich 1591 darstellte, blieb jedoch nur der gedrungene romanische jetzige Westturm mit seinem spätgotischen Dach erhalten. Unter der Traufe des Turms sitzen kleine Spitzbogenluken, der abschließende vierseitige Spitzhelm aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hat vier markante Gauben. Der Turm hat ein jüngeres Außenportal mit reich profiliertem Gewände und gesprengtem Dreiecksgiebel, datiert 1763. Neben dem Portal ist der Rest eines Weihwasserbeckens sichtbar (sehr ähnlich dem am ehemaligen Chorturm der Schlitzer Stadtkirche). Die mit einer Längstonne gewölbte Turmhalle öffnet sich zum Kirchenraum mittels eines großen Rundbogenportals mit kräftigen Kämpfern. Das der Kirchengemeinde entsprechend große Schiff wurde 1762–65 nach Plänen von Lorenz Friedrich Müller errichtet. Es besteht als längsgerichteter Saalbau mit abgeschrägten Ecken und hohem Walmdach, letzteres wurde zusammen mit der Saaldecke um 1907 erneuert. Zweigeschossig und in fünf Achsen angeordnete Segmentbogenfenster sowie je ein Portal öffnen die Längsseiten. Das südliche mit der Jahreszahl 1762 ähnelt dem am Turm, wird aber durch das von Löwen gehaltene hessische Wappen hervorgehoben. Das Innere der Kirche ist von "eindrucksvoller und großzügiger Raumwirkung" (Dieter Großmann); es hat eine durch Stuckleisten gegliederte Voutendecke und an drei Seiten Emporen über schlanken, in weitem Abstand voneinander stehenden Säulen. Im Osten erhebt sich die Orgelempore über zwei ausladenden Bogen, zwischen denen an breitem Mittelpfeiler Kanzel und Schalldeckel angebracht sind, beide in spätbarocker Ornamentik, der Schalldeckel mit Volutenkrone und Vasen. Die Orgel wurde 1776-80 von Philipp Ernst Wegmann beziehungsweise Johann Friedrich Meynecke geschaffen und hat einen prächtigen, bewegt umrissenen Prospekt mit feinen durchbrochenen Rokokoverzierungen. Die Anordnung der für den Gottesdienst wesentlichen Ausstattungsteile charakterisierte Heinrich Walbe als "ein sehr schönes Beispiel der protestantischen Vereinigung von Altar, Kanzel und Orgel". Die Gestühlswangen wurden mit Flachschnitzereien (Akanthus, Kartusche) versehen und mit Kugeln bekrönt. Bemerkenswert sind die aus der Bauzeit des Schiffs stammenden Brüstungsbilder an den Emporen, ausgeführt von "Hisgen von Lich". Sie zeigen vor der Orgel Apostel und Evangelisten, sonst Szenen des Alten und Neuen Testaments von der Erschaffung der Welt bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes. "Ein reizendes Werk des Rokoko ist die Auffindung Mosis durch die Tochter des Pharao; andere Gemälde lassen bedeutende Vorbilder erkennen." (Dieter Großmann). Die Kirche ist Kulturdenkmal aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen. Auf dem durch alten Baumbestand geprägten Kirchhof steht zur Straße hin das nach dem Zweiten Weltkrieg aus drei Stelen gebildete Gefallenendenkmal, das von geschichtlicher Bedeutung ist.

Evangelische Kirche von Südwesten | Urheber*in: Müller, Lorenz Friedrich; Hisgen, Daniel (Maler, Lich); Wegmann, Philipp Ernst (Orgelbauer, Frankfurt am Main); Meynecke, Johann Friedrich (Orgelbauer, Frankfurt am Main); Müller, Lorenz Friedrich (Oberbaudirektor, Gießen) / Rechtewahrnehmung: Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Urheberrechtsschutz

1
/
1

Standort
Ulrichsteiner Straße 10, Ulrichstein (Bobenhausen), Hessen

Klassifikation
Baudenkmal

Ereignis
Herstellung
(wer)
Müller, Lorenz Friedrich [Architekt / Künstler]
Hisgen, Daniel (Maler, Lich) [Architekt / Künstler]
Wegmann, Philipp Ernst (Orgelbauer, Frankfurt am Main) [Architekt / Künstler]
Meynecke, Johann Friedrich (Orgelbauer, Frankfurt am Main) [Architekt / Künstler]
Müller, Lorenz Friedrich (Oberbaudirektor, Gießen) [Architekt / Künstler]

Letzte Aktualisierung
04.06.2025, 11:55 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • evangelisch; Gefallenendenkmal , Kirche

Beteiligte

  • Müller, Lorenz Friedrich [Architekt / Künstler]
  • Hisgen, Daniel (Maler, Lich) [Architekt / Künstler]
  • Wegmann, Philipp Ernst (Orgelbauer, Frankfurt am Main) [Architekt / Künstler]
  • Meynecke, Johann Friedrich (Orgelbauer, Frankfurt am Main) [Architekt / Künstler]
  • Müller, Lorenz Friedrich (Oberbaudirektor, Gießen) [Architekt / Künstler]

Ähnliche Objekte (12)