Malerei
Orpheus unter den Tieren
In einer felsigen Waldlandschaft sind in Vorder- und Hintergrund Tiere aller Art zusammengekommen, um dem Gesang und dem Harfenspiel des Orpheus zu lauschen, der im Hintergrund auf einer Anhöhe zu erkennen ist. Savery nutzte hier den antiken Mythos für ein vielfiguriges Tierbild. - Die von Erasmus aus kompositorischen Erwägungen vorgeschlagene Datierung zwischen 1614 und 1620 wurde durch Mülllenmeister im Kölner Savery-Katalog Nr. 19 aus motivgeschichtlichen Gründen auf um 1614 eingegrenzt. Unser Bild wäre demnach in Amsterdam entstanden, wo Roelant Savery sich 1613/14 aufhielt, um nach dem Tode von dessen Frau den Nachlaß seines bereits 1603 gestorbenen Bruders Jacob zu ordnen. Tatsächlich geht die vom Rücken gesehene, ruhende Kuh der Göttinger Orpheuslandschaft letztlich auf ein themengleiches, 1601 datiertes Bild des Jacob Savery zurück (vgl. Ausst. Köln Nr. 28 und 93). Das gleiche, mit unserem Bild genau übereinstimmende Motiv findet sich jedoch auch auf einem wiederum themengleichen Tondo in Privatbesitz, das Roelofsz dem Jacob, Müllenmeister dem Roelant Savery zuschrieb und um 1604 datierte (Ausst. Köln Nr. 28, Ch. Roelofsz, Orpheus en de dieren , in: Tableau 2/1980, S. 312, und Müllenmeister 1980, S. 458 ff.); ebenso auf einem "Viehstück mit antiken Ruinen" Roelant Saverys, gleichfalls Privatbesitz, von Müllenmeister zwischen 1615 und 1618 datiert (Ausst. Köln Nr. 19) und auf einem Hügel mit Kuh und Hirschen (Müllenmeister 1980, S. 463 m. Abb.). In Seitenverkehrung begegnet die ruhende Kuh auf der um 1618 entstandenen "Orpheuslandschaft" im Wiener Kunsthistorischen Museum (vgl. Kat. 1973, Tf. 77). Angesichts der von den Vergleichsstücken gesetzten Spanne - um 1604 bis um 1618 - erscheint Müllenmeisters auf eine Motiventlehnung gegründeter Datierungsvorschlag für das Göttinger Bild als fraglich. Hier wird der durch Erasmus gegebene zeitliche Ansatz beibehalten.
- Standort
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Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
- Inventarnummer
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GG 077
- Maße
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Höhe: 17 cm (ohne Rahmen)
Breite: 20 cm
- Material/Technik
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Holz; Ölmalerei
- Inschrift/Beschriftung
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Gravur: Bezeichnet unten links: R. SAVERY (teilweise abgerieben).
- Verwandtes Objekt und Literatur
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Literatur in Zusammenhang: Niederländische Gemälde aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Bearbeitet von G. Unverfehrt. Ausstellung Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig 1983, Nr. 39.
Literatur in Zusammenhang: Kurt J. Müllenmeister, Roelant Savery, Kortrijk 1576-1639 Utrecht, in: Tableau 3/1980, S. 458 ff.
Literatur in Zusammenhang: Roelant Savery. Katalog der Ausstellung Museum voor Schone Kunsten, Gent 1954, Nr. 84.
Literatur in Zusammenhang: Kunstsammlung der Universität Göttingen. Die niederländischen Gemälde, mit einem Verzeichnis der Bilder anderer Schulen. Bearbeitet von Gerd Unverfehrt. Göttingen: Kunstsammlung der Universität 1987, Nr. 79.
Literatur in Zusammenhang: Kurt Erasmus, Roelant Savery. Halle 1908, Nr. 55.
Literatur in Zusammenhang: Verzeichnis einer Gemählde Sammlung von berühmten mehrenteils Niederländischen Meistern, welche dem Königlichen und Chur Braunschweigischen Rath Johann Wilhelm Zschorn in Celle zugehöret (Manuskript, begonnen 1789), Nr. 44 (Roeland Saverij).
Literatur in Zusammenhang: Beschreibung der Gemählde-Sammlung der Universität zu Göttingen. Von Johann Dominicus Fiorillo. Göttingen 1805,S. 44, Nr. 15 (Roland Savery).
Literatur in Zusammenhang: Roelant Savery in seiner Zeit. Katalog der Ausstellung Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1985, Nr. 19, 28, 93.
Literatur in Zusammenhang: Gustav Parthey, Deutscher Bildersaal, Bd. 2, S. 490, Nr. 13;
Literatur in Zusammenhang: Kunstsammlung der Universität Göttingen, Katalog der Gemälde (Manuskript, begonnen 1887 durch K. Lange), Nr. 98.
Literatur in Zusammenhang: U. Thieme/F. Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 29, S. 507.
Literatur in Zusammenhang: Theodor von Frimmel, Kleine Galeriestudien, Bd. 1, S. 312.
Literatur in Zusammenhang: W. Stechow, Katalog der Gemäldesammlung der Universität Göttingen. Göttingen 1926, Nr. 157.
Literatur in Zusammenhang: Emil Waldmann, Provisorischer Führer durch die Gemälde-Sammlung der Universität Göttingen. Göttingen 1905,Nr. 1.
- Klassifikation
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painting (Oberbegriffsdatei)
- Bezug (was)
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Orpheus spielt auf der Leier: Bäume und Felsen bewegen sich, die Tiere sind verzaubert
Orpheus spielt auf der Leier
Gruppen verschiedener Tiere
Wald
Berge, Gebirge
- Letzte Aktualisierung
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24.04.2025, 12:58 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
Entstanden
- ca. 1614 - ca. 1620