Bestand
Plakatsammlung (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Plakatsammlung Plakate anlässlich von Kirchentagen, Vorträgen und kirchenmusikalischen Veranstaltungen. Der ursprüngliche Schwerpunkt der Sammlung lag auf Plakaten des Düsseldorfer Grafikers Heinrich Brandt. Biografie Heinrich Brandt Heinrich Brandt wurde im Jahr 1935 in Duisburg geboren. Ab 1949 absolvierte er zunächst eine Lehre als Betriebselektriker bei der Firma Mannesmann und ging dann ab 1955 an die Pastoralgehülfen-Anstalt Mülheim-Ruhr Selbeck, wo er eine Ausbildung zum Pastoralgehilfen absolvierte. In dieser Funktion kam er 1959 nach Düsseldorf an die Christuskirchengemeinde, wo er nach eigener Aussage als „Mädchen für alles“ eingesetzt wurde, u.a. im Predigtdienst, der Jugend- und Pflegearbeit. Den Startpunkt für die Beschäftigung mit kirchlicher Werbung setzte die häufig erwähnte Anekdote aus dem selben Jahr, in der Brandt von dem damaligen Superintendenten Samuel Henrichs aufgefordert wurde, den Schaukasten der Gemeinde zu gestalten und diesem antwortete „Werbung in der Kirche muss man so machen, wie Konrad Henkel Waschpulver verkauft.“ Autodidaktisch eignete er sich Kenntnisse des Grafikdesigns an, gestaltete in Düsseldorf die Ausstellung „Brot für die Welt“, wirkte an der Gründung eines Arbeitskreises für Werbung und Grafik in der Evangelischen Kirche im Rheinland mit, und wurde schließlich 1966 zum Leiter der Werbestelle beim Kirchenkreisverband Düsseldorf berufen. Noch im selben Jahr erlangte er die Aufnahme in den Bund Deutscher Grafik Designer (BDG), in dessen Vorstand er bald gewählt wurde und später für mehrere Jahre als erster Vorsitzender und Präsident amtierte. Er wurde außerdem Mitglied der Association Typographique International (ATYPI). 1967 präsidierte er bei dem in Düsseldorf stattfindenden Kongress des International Council of Graphic Design Associations (ICOGRADA), dem Weltdachverband für Grafikdesign. Trotz der Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche und der Beschäftigung beim Kirchenkreisverband stellte die Konfession für Brandts Arbeit keine Schranke dar: 1971 initiierte er anlässlich der Eröffnung des neuen Messegeländes in Düsseldorf einen gemeinsamen Auftritt der evangelischen und katholischen Kirche, 1982 prägte ein Entwurf Brandts das Erscheinungsbild des Katholikentags in Düsseldorf, 1985 dann das des Evangelischen Kirchentages in Düsseldorf. 1996 präsentierten sich die katholischen Bistümer und die Evangelische Kirche im Rheinland mit einem von Brandt entwickelten Corporate Design beim 50jährigen Jubiläum des Landes Nordrhein-Westfalen. Seine Werke wurden mehrfach ausgestellt und in nationalen und internationalen Wettbewerben ausgezeichnet. Als Lehrbeauftragter lehrte er 1987 an der Universität Essen im Fachbereich Kommunikations-Design Schriftgestaltung und 1995 bis 1996 an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum im Fachbereich Ästhetik und Kommunikation zu Themen des kirchlichen Marketings. 1997 trat Brandt in den Ruhestand. Brandt ist verheiratet und hat fünf Kinder. Als freier Grafiker und Künstler lebt er in Düsseldorf und ist noch immer auch im kirchlichen Bereich aktiv. Mit dem Erlös seiner Kunstwerke unterstützt er die von Theodor Fliedner gegründete Schule Talitha Kumi in Israel. Sammlung Heinrich Brandt Die Plakate und Initiativen Brandts bewirkten eine Neuorientierung im Bereich der kirchlichen Werbung hin zu verstärkter Professionalisierung und größerem Wirkungsbewusstsein. Er habe Werbung im Bereich der Kirche salonfähig gemacht, heißt es in der Broschüre zur Ausstellung „Ein Stück Heinrich Brandt“, die 2011 im Museum Kaiserswerth gezeigt wurde. (s. Nr.770) Als grundlegendes Gestaltungselement bedient sich Brandt im Wesentlichen der Schrift, die häufig selbst bildlich gestaltenden Charakter annimmt. Bilder spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die Plakatsammlung des Grafikers Heinrich Brandt bildet den Kern des Gesamtbestands. Diese enthält schwerpunktmäßig von ihm selbst entworfene Plakate, aber auch zahlreiche Plakate weiterer namhafter Grafiker, u.a. Harry Suchland, Reinhard Braun, Hans Jürgen Rau, Jürgen Helgenberg und Helfried Hagenberg, die überwiegend durch persönlichen und beruflichen Austausch ihren Weg in den Bestand fanden. Bei den Auftraggebern handelt es sich überwiegend um evangelische Körperschaften: Gemeinden, Vereine, Bildungseinrichtungen und weitere christliche Gruppierungen und karitative Institutionen mit einem Schwerpunkt auf dem Düsseldorfer Bereich. Die Plakate umfassen einen Zeitraum von 1950 bis 1995, wobei der Schwerpunkt auf den 60er und 70er Jahren liegt. Das sonstige beiliegende Material reicht bis ins Jahr 2012. Innerhalb der Sammlung Brandts befindet sich eine größere Anzahl von Plakaten betreffend den Kirchenmusiker Konrad Voppel. Dieser war von 1951 bis 1990 Kantor an der Salvatorkirche in der Duisburger Altstadtgemeinde und lehrte an den Musikhochschulen Duisburg und Düsseldorf. Diese Plakate umfassen den Zeitraum von 1953 bis 1995. Wie dieser Teil der Sammlung in den Bestand gelangte, ist unklar. Auf der Rückseite des Plakats Nr. 654 befindet sich der handschriftliche Vermerk „Die vollständige Anzahl aller Plakate ab 1951 befindet sich in Stadtarchiv Duisburg.“ Eine Anfrage beim Duisburger Stadtarchiv bestätigte diese Angabe. Aussagen zur tatsächlichen Vollständigkeit und Umfang des dortigen Plakatbestandes konnten allerdings nicht gemacht werden, da er Teil einer noch nicht erfassten Plakatsammlung ist. Weitere Sammlungen Brandts liegen u.a. im Historischen Museum Frankfurt, im Züricher Museum für Gestaltung, im Plakatmuseum in Emmerich (PAN kunstforum niederrhein), in London und Moskau. Weitere Abgaben an das Deutsche Plakatmuseum in Essen und das Museum für angewandte Kunst in Köln sind geplant. Auch die Abgabe von jüngerem Material an das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland wurde in Aussicht gestellt. Sammlung des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland Nach der Abgabe der Plakate durch Heinrich Brandt wurde die Sammlung kontinuierlich durch Mitarbeiter des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland erweitert. Entweder durch weitere Sammeltätigkeit oder durch die Entnahme von Plakaten aus Akten, die so besser erhalten werden können. Dementsprechend beinhaltet dieser Teil der Sammlung zum größten Teil Plakate aus dem geografischen Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland. Häufiger als bei der Sammlung Brandts lag ergänzendes Material zu den Plakaten bei, z.B. Broschüren, Handzettel, Postkarten etc. In vielerlei Hinsicht ergänzt die Sammlung der EKiR die Sammlung Heinrich Brandts. Auch sie enthält einige weitere von Brandt gestaltete Plakate. In vielen Bereichen schließt sie zeitlich an, in anderen ergänzt sie fehlende Stücke. Überschneidungen gab es nur wenige. Im Wesentlichen entsprechen sich die Laufzeiten der beiden Sammlungen, hier liegt der zeitliche Schwerpunkt allerdings auf den 1990er Jahren und dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Eine Ausnahme bildet eine Reihe von Plakaten, die bisher separat im Archiv der EKiR unter den Titeln „Plakate Erster Weltkrieg“ und „Plakate bis 1945“ aufbewahrt und nun in die Plakatsammlung integriert wurden. Die Laufzeit dieser Plakate reicht von 1914 bis 1945. Ergänzendes Material dazu, Rundschreiben, Flugblätter und Aufrufe („plakatähnliche Kleinmedien“, van Spankeren, S.415) geht sogar bis auf das Jahr 1874 zurück. Ältere Plakate befanden sich ebenfalls in der Plakatsammlung von Pfarrer i.W. Dr. Reinhard K.W. Schmidt. Als Besonderheit ist hier vor allem das große Konvolut der GOLDENEN WORTE hervorzuheben (Nr. 1738-2001). Die ältesten Stücke dieser Plakatreihe stammen hier aus den 1920er Jahren. Die Sammlung von Plakaten wird fortgesetzt. Gesamtbestand Die Plakatsammlung wurde im Frühjahr 2012 erstmals mit fortlaufenden Motivnummern verzeichnet. Ein erster Nachtrag folgte im Oktober 2012. Die nächste größere Schicht wurde im Winter 2016/2017 verzeichnet. Den Löwenanteil machte bei dieser die von Pfarrer i.W. Dr. Reinhard K.W. Schmidt während seiner Beschäftigung im Archiv angelegte und bisher in der Archivstelle Boppard gelagerte Plakatsammlung aus. Mit der Übernahme dieses Plakatbestandes nach Düsseldorf sind nun alle Plakate in einer Sammlung zusammengefasst. Die Nachträge wurden per Springnummern in die bestehende Klassifikation eingefügt. Weitere Nachträge werden folgen. Die Plakate befinden sich durchweg in gutem Zustand. Nur wenige weisen Beschädigungen durch Faltung, Lochung oder die Verwendung von Klebestreifen und Nadeln zum Aufhängen auf. Viele Motive lagen in vielfacher Ausführung vor. Um den Bestand auf ein sinnvolles Ausmaß zu begrenzen, wurde die Menge der Plakate auf drei Exemplare pro Motiv und Format reduziert. Bei fast allen Plakaten handelt es sich um Druckerzeugnisse. Eine Ausnahme bilden hier einige Plakate aus der Sammlung Konrad Voppels: sie enthält einige wenige handgeschriebene Ankündigungsplakate. Es überwiegen die Formate Din A1, A2 und A3, sodass alle Plakate plangelegt werden konnten. Nur in einem Fall lag ein Großformat außerhalb der Normmaße bis Din A0 vor. Aus Rücksicht auf die privaten Sammeltätigkeit wurde im Bereich der Sammlung Brandt auf Kassationen weitgehend verzichtet, während bei der Sammlung der EKiR vor allem im Bereich der Plakate aus den Gemeinden, die eine ausschließliche Ankündigungsfunktion ohne künstlerischen Anspruch besitzen, sowie bei häufig gleicher grafischer Gestaltung mit bloßem Austausch des Textes, lediglich exemplarische Stücke aufgehoben wurden. Zur schonenderen Handhabung bei der Benutzung von Plakatbeständen empfiehlt die Fachliteratur die Ablage sortiert nach Größe ( Trumpp/Loenartz, Sp.637). So kann stets das kleinste und damit am besten transportable Format zur Benutzung entnommen werden. Beschädigungen werden dadurch vermieden. Aus diesem Grund wurden die Plakate einzeln mit einer Motivnummer erfasst und dann in formatgerechten Mappen abgelegt. Die Mappen wurden fortlaufend durchnummeriert. Der Fundort des jeweiligen Motivs in einem bestimmten Format ist bei der Angabe der vorhandenen Exemplare abzulesen. Nach Reinhard van Spankeren wurden die Plakate jeweils einer der folgenden vier Untergruppen zugeordnet: Veranstaltungsplakate, Selbstdarstellungsplakate, Spendenplakate und Besinnungsplakate ( van Spankeren, S.413, s.a. Brackert, S. 15) Durch ihr weites zeitliches und thematisches Spektrum bietet die Plakatsammlung vielfältige Illustrationsmöglichkeiten für kirchengeschichtliche Arbeiten und Veröffentlichungen. Unter anderem kann über die Suchfunktion auch gezielt nach der Beteiligung bestimmter Personen an Veranstaltungen oder Veranstaltungen an bestimmten Orten gesucht werden. Darüber hinaus bietet der Bestand aber auch interessante Einblicke in verschiedene Aspekte der jüngeren Kirchengeschichte: zum einen erlauben die Plakatinhalte Rückschlüsse auf den jeweiligen Zeitgeist und die Themen, denen sich Gemeinden, kirchliche Bildungseinrichtungen und die Evangelische Kirche im allgemeinen gewidmet haben. Die Plakate bilden damit auch eine Ergänzung zur schriftlichen Überlieferung. Zum anderen sind kunstgeschichtliche Beobachtungen zu machen, insbesondere auch zur Herausbildung und Nutzung von Corporate Identity im kirchlichen Bereich. Auffällig ist auch der stark differierende Professionalitätsgrad der Plakate auf den verschiedenen Organisationsebenen der Evangelischen Kirche. Das kirchliche Plakat ist eine vergleichsweise junge Gattung in der Plakatgeschichte: Seinen Aufstieg erlebte es nach 1945 ( van Spankeren, S.415). Besondere Aufmerksamkeit der Wissenschaft hat bisher aber vor allem das politische Plakat, vorrangig in Gestalt des Wahlplakates, erfahren. Dies mag vor allem auch in dem kleineren Verbreitungskreis vieler kirchlicher Plakate begründet liegen, nämlich innerhalb einer „vorstrukturierten Teilöffentlichkeit“ ( Brackert, S.8) in Form der Gemeinde oder dem Kirchenkreis. Viele der Aussagen, die über das politische Plakat getroffen werden können, treffen auch auf das kirchliche Plakat zu. Eine ausführliche Betrachtung der spezifischen Eigenarten und Entwicklungen kirchlicher Plakatwerbung mit ihren eventuellen Rückschlüssen auf Wirkungsbewusstsein, Selbstverständnis und Öffentlichkeitsauftrag der Evangelischen Kirche fehlt aber bisher. Die Plakatsammlung könnte hierfür eine ergiebige Quellenbasis bieten. Literatur Gettys, Sven-Daniel, Wie die Kirchen die Öffentlichkeit entdeckten. Publizistische Kursbestimmungen im 20. Jahrhundert, in: Damberg, Wilhelm (Hrsg.), Soziale Strukturen und Semantiken des Religiösen im Wandel. Transformationen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1989, Essen, 2011 Spankeren, Reinhard van, „Licht ins Dunkel“- Kirchliche Plakate der Nachkriegszeit (1945-1955) als Quellen der Zeitgeschichte, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte, Bd. 88, 1994, S. 412-428 Trumpp, Thomas, Zur Ordnung und Verzeichnung von Plakaten in Archiven, in: Der Archivar, Jg. 41 (1988), Sp. 237-249 Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e.V. (Hrsg.)/ Brackert, Gisela (Red.), Die Botschaft als Plakat. Das Plakat als Botschaft, Frankfurt, ca.1979 Trumpp, Thomas/ Loenartz, Marianne, Plakate in Archiven - Funktionswandel, Erschließung und Benutzung einer publizistischen Quelle, in: Der Archivar, Jg. 26 (1973), Sp. 629-640
- Bestandssignatur
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8SL 049
- Kontext
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06.03.2025, 18:28 MEZ
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Objekttyp
- Bestand