Kasino | Spielhaus | Tanzsaal
Casino (ehem. Billardhaus); Berlin, Steglitz-Zehlendorf
Das am westlichen Rand des Pleasuregrounds, direkt am Hochufer über der Havel gelegene ehemalige Billardhaus des Grafen Lindenau ließ Prinz Carl 1824 als erste Baumaßnahme in Glienicke nach Ideen seines Bruders Friedrich Wilhelm und Entwurf von Karl Friedrich Schinkel zum Abendsitz und Gästehaus ausbauen. (1) Der nun als Kasino bezeichnete zweigeschossige Bau mit flachem Mittelrisalit an der Westseite - betont durch eine Ädikula mit halbrunder Steinbank - und zwei vorspringenden Flügelbauten an der Wasserseite erstreckt sich auf einer hoch gelegenen Terrasse parallel zum Uferweg, der hier entlang einer Brüstungsmauer mit Pergola und zwei Rundbogentoren verläuft. Ein flaches Dach mit einer vasengeschmückten Attika und die lang gestreckten seitlichen Laubengänge aus quadratischen Pfeilern mit Holzpergola verleihen dem mit weißer Putzrustika überzogenen, innen und außen mit antiken Fragmenten und Skulpturen dekorierten Bau einen mediterranen Charakter. Nicht nur der Blick vom Kasino auf die Havel oder vom Pleasureground auf die von den Pergolen gerahmte Landschaft machen den Reiz des kleinen Gebäudes aus, sondern auch dessen Ansicht aus der Ferne. Das Kasino über dem Wasser und vor dem Grün des Parks gehört zu den am häufigsten dargestellten Motiven auf Veduten der Glienicker Schlossanlage. (2)° __________________° 1) Das vom ersten Besitzer, dem Lazarettarzt Mirow, 1747 errichtete Weinbergshäuschen mit nur einem Zimmer hatte Graf Lindenau 1796 durch Anbau von zwei seitlichen Räumen zum Billardhaus erweitern lassen. Schinkel behielt den Grundriss des Hauses bei, ersetzte lediglich das Walmdach durch ein zweites Geschoss, verbarg das flache Dach hinter einer Attika und fügte seitlich die Laubengänge an. Vgl. Schinkel in Berlin und Potsdam, Führer zum Schinkeljahr, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1981, S. 75 f.; Karl Friedrich Schinkel, Eine Ausstellung aus der DDR, hrsg. v. Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur, Berlin 1982, S. 253; Schloss Glienicke 1987, S. 33 ff., 340 ff.; Krosigk/Wiegand 1992, S. 35 ff.; Schinkel-Führer 2006, S. 104. Nach dem Tod des Prinzen 1883 blieb das Kasino unbewohnt; nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg dem Verfall preisgegeben, wurde es 1963-65 wiederaufgebaut; dabei wurden auch die Innenräume samt Deckenmalereien erneuert. Von den Antiken sind nur wenige erhalten, die meisten wurden von den Erben Carls verkauft. Vgl. Bewahrt, wiederhergestellt, erneuert, Restaurierungsführer durch die preußischen Schlösser, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2006, S. 39.° 2) Schloss Glienicke 1987, S. 159 ff. Ansichten des Kasinos vom Wasser sind oft mit den Masten eines Segelschiffes am Ufer dargestellt, die einen vertikalen Akzent gegen die waagerechten Linien der Pergolen setzen. Laut Mielke 1991, S. 124, handelt es sich nicht um eine Attrappe, sondern um ein echtes Boot - nämlich die 1830 außer Dienst gestellte Fregatte, die Friedrich Wilhelm III. 1814 als Geschenk vom englischen König erhalten hatte. Vgl. Pfaueninsel, Fregattenschuppen.°
- Location
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Königstraße 35B & 35C & 35D & 35E & 36 & 36A / Nikolskoer Weg 3, Wannsee, Steglitz-Zehlendorf, Berlin
- Related object and literature
- Event
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Herstellung
- (who)
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Entwurf: Schinkel, Karl Friedrich
Bauherr: Mirow
Bauherr: Lindenau
Bauherr: Carl
- (when)
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vor 1800
- Event
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Umbau
- (when)
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um 1800
- Event
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Umbau
- (when)
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1824
- Last update
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04.06.2025, 11:55 AM CEST
Data provider
Landesdenkmalamt Berlin. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Kasino; Tanzsaal; Spielhaus
Associated
- Entwurf: Schinkel, Karl Friedrich
- Bauherr: Mirow
- Bauherr: Lindenau
- Bauherr: Carl
Time of origin
- vor 1800
- um 1800
- 1824