Krankenhaus

Gesamtanlage Charité; Berlin, Mitte

Wilhelm II. genehmigte nach einer Gesetzesvorlage am 11. März 1897 den Entwurf für die neue Krankenhausanlage von Klinik-, Lehr- und Wirtschaftsgebäuden der Charité. Der damalige Leiter der Baukommission, Ministerialdirektor Friedrich Althoff, formulierte die Zielsetzung für das umfassende Krankenhausprojekt und beauftragte den Architekten Georg Diestel mit der Gesamtplanung. Auf der Grundlage eines stadträumlich und baukünstlerischen Gesamtentwurfes von Georg Diestel unter Mitarbeit von Georg Thür sowie weiterer Architekten konnten die Neubauten nach schrittweisem Abbruch der älteren Kliniken und unter Aufrechterhaltung des Klinikbetriebes in den Jahren 1897 bis 1917 realisiert werden. An der historischen Zufahrt bilden östlich das 1901 aufgeführte Verwaltungsgebäude mit dem prägnanten Treppenturm und gegenüber die 1903 fertig gestellte Kinderklinik mit Pförtnerhaus den Haupteingang zum Klinikgelände. Entlang der westlichen Hauptachse in Fortführung der Charitéstraße erstreckt sich die große Anlage der I. und II. Medizinischen Klinik, die 1910-14 als Hauptgebäude des Krankenhauses inmitten des Areals angeordnet wurde und zum großen Teil den Standort der "Alten Charité" einnimmt. Zwei winkelförmige Gebäudeteile mit gesonderten Haupteingängen sind durch einen langrechteckigen Mittelbau verbunden und beherrschen auch durch ihre baukünstlerische Gestaltung das Klinikareal. Dabei sind die beiden nach den Hauptachsen des Geländes ausgerichteten Fassaden bewusst unterschiedlich gestaltet. Während die westliche Gebäudefront durch den Wechsel von giebel- und traufständigen Gebäudeteilen optisch in Einzelbauten gegliedert ist, deren Blendgiebel und Bauschmuck Traditionen norddeutscher Backsteinbauten der Gotik und Renaissance aufnehmen, ist die Gestaltung der östlichen Fassade deutlich schlichter als reiner Zweckbau konzipiert. Zwei Figurenreliefs, die beim Abbruch der "Alten Charité" geborgen wurden, sind am Südgiebel und neben dem Eingangsbau der I. Medizinischen Klinik in die Fassade eingefügt worden. Das östlich der I. und II. Medizinischen Klinik angeordnete Gebäude der Chirurgischen Klinik wurde 1904 fertig gestellt. Ab 1997 wurde unmittelbar vor und in räumlicher Verbindung mit dem mittleren Gebäudeteil ein Neubau für die Klinik der Inneren Medizin errichtet.° Den Platz der "Neuen Charité" nehmen seit 1905 die durch Gänge verbundenen Bauten der Psychiatrischen- und Nervenklinik mit einem Lehrgebäude und Absonderungshäuser ein. Die Gebäudeanordnung ermöglichte die Anlage von notwendigen separaten Gartenbereichen für die Patienten. Der Haupteingang ist nach Süden auf die zweite Hauptachse im parkähnlichen Gelände ausgerichtet.° Westlich der Nervenklinik befinden sich das 1899 erbaute Pathologische Museum mit dem 1905 angefügten Pathologischen Institut und östlich die 1906 errichtete Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie die 1900 aufgeführten Küchen-, Maschinen- und Werkstattgebäude.° Die im Verhältnis zum regelmäßigen Raster der umgebenden Straßen schräge Ausrichtung der Gebäude und Grundstücksachsen geht auf die Lage der Vorgängerbauten zurück. Lediglich die vorwiegend für den ambulanten Bedarf eingerichteten Bauten der Hals-Nasen-Ohren-Klinik von 1901 und der Medizinischen Poliklinik, erbaut 1914-17, stehen parallel zur Luisenstraße und hatten ursprünglich Hauptzugänge an dieser Straßenseite. ° Die prägnante Außenarchitektur der Bauten von Georg Diestel in Mischformen von Neogotik, Neorenaissance und Jugendstil verbindet die in malerischer Anordnung aufeinander bezogenen Baukörper und Bauteile zu einer einheitlichen Gesamtanlage. Zugleich heben die verschiedenen Gestaltungen der Giebel, die unterschiedlichen Ziegelmaßwerke und Friese die einzelnen Bauten voneinander ab beziehungsweise weisen durch den abgestuften Gestaltungsaufwand auf die Bedeutung der einzelnen Kliniken hin. Über einer Sockelzone aus Granitsteinen sind die Fassaden mit hellroten Handstrichziegeln im gotischen Verband verblendet, die mit glatten Putzflächen wechseln. Säulen, Abdeckungen und Gesimse bestehen meist aus Sandstein, die Dächer haben deutsche Schieferdeckung.° Von diesem Krankenhauskomplex wurden im Zweiten Weltkrieg das Direktorenwohnhaus, die Kapelle, die Krebsbaracken und die Quarantänebaracken der Kinderklinik zerstört und später abgetragen. Für die Kinderklinik sind 1956-58 zwei eingeschossige Gebäude anstelle der ehemaligen Isolierbaracken an der südwestlichen Grundstücksgrenze errichtet worden. Die an das Charitégelände angrenzende geschlossene Wohnbebauung an der Südwestseite des Robert-Koch-Platzes wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls stark zerstört. Auf diesen Grundstücken Robert-Koch-Platz 1, 3, 5 und Luisenstraße 1-3 entstand 1954-59 eine neue Hautklinik in neoklassizistischen Formen der fünfziger Jahre der DDR.° Vor den Klinikgebäuden erinnern Denkmale an herausragende Mediziner und anderer Wissenschaftler, die an der Charité gewirkt haben.

Urheber*in: Georg Diestel / Rechtewahrnehmung: Landesdenkmalamt Berlin

In copyright

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Location
Schumannstraße 22 / Luisenstraße 7 & 9 & 10 & 12 & 13 & 13A / Charitéplatz 1 & 2, Mitte, Berlin

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Classification
Gesamtanlage

Event
Entwurf
(who)
Entwurf: Diestel, Georg
(when)
1897
Event
Ausführung
(who)
Bauherr: Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten
(when)
1897-1917

Last update
04.06.2025, 11:55 AM CEST

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Object type

  • Krankenhaus

Associated

  • Entwurf: Diestel, Georg
  • Bauherr: Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten

Time of origin

  • 1897
  • 1897-1917

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