Akten | Bestand

Nachlass Mueller, Ernst-Adolf (Bestand)

Vorwort: Der Nachlass Ernst-Adolf Mueller gelangte in drei Teilabgaben 1982 und 2017 ins Kriegsarchiv. Er besteht aus Manuskripten mit rückblickenden Erinnerungen Muellers an den 1. und 2. Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit sowie Orden und Ehrenzeichen verschiedener Staaten, die Mueller im Laufe seiner Militärmission in der Türkei im 1. Weltkrieg verliehen worden waren. Ernst Adolf Mueller wurde am 12.11.1898 als Sohn des Wissenschaftlers und Arztes Arthur Mueller und seiner deutsch-amerikanischen Frau Ida, geb. Meier, einer Enkelin des Bremer Bürgermeisters und Gründers der Reederei „Norddeutscher Lloyd“, Herman Henrich Meier (1809-1898), in München geboren. Durch eine rege Reisetätigkeit der Familie und dem Umgang mit ausländischen Wissenschaftlern aus dem Bekanntenkreis seines Vaters erwarb er sich bereits in der Kindheit Kenntnisse in der englischen, französischen und italienischen Sprache und 1912 auch in der türkischen Sprache und Kultur. Obgleich er bei Kriegsbeginn noch zu jung für den regulären Militärdienst war, trat er nach eigenen Erinnerungen im November 1914 als 16-jähriger freiwillig in eine Jugendkompanie in München ein, wo er eine vormilitärische Ausbildung erhielt und bereits zum Hilfs- und Arbeitsdienst herangezogen wurde. Im März 1915 erhielt er sein vorgezogenes Notabitur am Theresiengymnasium in München und meldete sich anschließend mit Erlaubnis seines Vaters und vermutlich den Empfehlungen von dessen Freunden Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern und Justizrat Willibald von Zezschwitz freiwillig als Offiziersanwärter beim königlich bayer. Nachrichten-Regiment Abt. I (1. bayer. Nachrichten-Ersatz-Abteilung I in München?). Auf Empfehlung der Freunde seines Vaters wurde er auf Grund seiner Türkischkenntnisse bald darauf nach Berlin kommandiert, wo er zur Abteilung III b des Großen Generalstabes (dem militärischen Geheimdienst) versetzt wurde und eine nachrichtendienstliche Ausbildung sowie Unterricht in Französisch, Englisch und Türkisch erhielt. Ab Sommer 1915 wurde er als Sonderbeauftragter zur deutschen Militärmission nach Konstantinopel kommandiert und ging zunächst in Konstantinopel und nach seiner Zuteilung zur Anatolischen Bahn im Taurus nachrichtendienstlichen Tätigkeiten nach. Ab November 1916 wurde er zu einem Ausbildungskurs in arabischer Sprache und Landeskunde in Aleppo kommandiert und trat im März 1917 eine neue Verwendung in Damaskus an. In den bayerischen Kriegsstammrollen wird Mueller erst am 21.05.1917 fassbar. Demnach wurde er als Landsturm-Rekrut mit einjähriger Berechtigung zum Rekruten-Depot der bayerischen Funker-Ersatz-Abteilung eingezogen und am 31.05.1917 zur 2. Ersatz-Kompanie der Funker-Ersatz-Abteilung versetzt. Am 13.07.1917 wurde er zunächst zur Flieger-Ersatz-Abteilung Schleißheim und am 24.08.1917 zur Fliegerabteilung 304 b nach Palästina versetzt, wo er im Oktober und November 1917 an mehreren Schlachten teilnahm. Nach eigenen Erinnerungen hielt er sich zwischen März und Sommer 1917 im Orient auf und ging dort nachrichtendienstlichen Tätigkeiten nach. Im November 1917 erkrankte er an Malaria. Er wurde am 05.12.1917 zunächst ins Feldlazarett 212 Nazareth eingewiesen, kurz darauf jedoch mit einem vom 09.-17.12.1917 dauernden Krankentransport ins Deutsche Kriegslazarett I nach Aleppo gebracht. Dort hielt er sich bis zum 09.03.1918 auf und wurde am 04.04.1918 zur Funker-Abteilung 1720 Tülkerim versetzt. Am 20.09.1918 geriet er bei Djenin in britisch-australische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 23.11.1919 zurückkehrte und am 18.01.1920 vom Dulag Lockstedt nach München entlassen wurde. Danach gehörte er u.a. dem „Freikorps Epp“, der „Organisation Escherich“ und bis 1922 dem „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“ an und ging während der 1920er Jahre weiteren nachrichtendienstlichen Tätigkeiten nach, wozu er sich bereits während der Heimreise aus der Kriegsgefangenschaft verpflichtet hatte. Mueller, der schon im April 1923 und erneut 1932 in die NSDAP eingetreten war, stieg im Dritten Reich in der SA in einen höheren Führungsrang auf und wurde im 2. Weltkrieg erneut zum Nachrichten- und Sanitätsdienst einberufen. Etwa ein Jahr nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde er als politisch Belasteter von den Briten im Civil Internment Camp No. 6 im ehem. KZ Neuengamme interniert. Nach seiner Entlassung 1947 ließ er sich erneut in München als Arzt nieder. Im zivilen Leben begann er 1920 ein Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München und setzte sein Studium, nachdem er München aus politischen Gründen verlassen musste, ab 1922 an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel fort. Nach einer Weltreise in den Jahren 1925-1926 und dem Abschluss seines Studiums ließ er sich 1932 in München als Frauenarzt nieder. 1933 heiratete er die Assistenzärztin Eva Zeller (1905-1988), mit der er zwei Söhne hatte. Mueller starb am 03.03.1990 in Leonberg. Quellen / Literatur: KStR 17739, Nr. 124 KStR 17786, Nr. 39 KStR 17978, Nr. 180 KStR 18204, Nr. 527 Oliver Stein, Nachrichtendienstoffizier im Osmanischen Reich. Ernst-Adolf Muellers Kriegseinsatz und Gefangenschaft im Vorderen Orient 1915-1919. Mit einer kritischen Edition seiner Erinnerungen, Baden-Baden 2018 (AB IV 13734) April 2022 Dr. Haggenmüller / Dr. Alexandra Risse

Bestandssignatur
NL Mueller, Ernst-Adolf
Umfang
10
Sprache der Unterlagen
ger

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 4 Abteilung IV: Kriegsarchiv >> 4.5 Sammlungen >> 4.5.6 Nachlässe >> 4.5.6.2 Nachlässe >> Nachlässe L-P
Verwandte Bestände und Literatur
Das Manuskript mit Erinnerungen an den 1. Weltkrieg (HS 2884) wurde dem Kriegsarchiv 1982 als Schenkung durch Ernst Adolf Mueller überlassen. Weitere Nachlieferungen in Form von Schenkungen erfolgten 2016 durch Dr. Oliver Stein und durch den Sohn Wolfgang Müller.

Provenienz
Nachlass Mueller, Ernst-Adolf
Bestandslaufzeit
1915-1955

Weitere Objektseiten
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:05 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Beteiligte

  • Nachlass Mueller, Ernst-Adolf

Entstanden

  • 1915-1955

Ähnliche Objekte (12)