Bestand
Altmark (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Vorbemerkung
Behördengeschichte:
Die Repositur 53 gehört zu den innenpolitischen Überlieferungen des 1604 gegründete Geheime Rats. Der Geheime Rat stellte im 17. Jahrhundert die wichtigste zentrale Verwaltungsbehörde im Kurfürstentum Brandenburg dar - zuständig für Kultus, Justiz, Finanzen und Auswärtiges. Im 18. Jahrhundert verlor der Geheime Rat einen Großteil seiner Kompetenzen an andere staatliche Behörden oder Kollegien. Lediglich in den Bereichen Kultus und - mit Einschränkungen - Justiz blieb der Geheime Rat führend. Die innere Behördenorganisation, die zur Entstehung der Überlieferung in dieser Repositur führte, wurden bislang jedoch noch nicht eingehend erforscht, weshalb nähere Aussagen hierzu gegenwärtig nicht möglich sind.
Die Altmark ist einer jener Landesteile, die schon unter den Askaniern (ca. 1150 -1320) zur damals entstehenden Mark Brandenburg gehörten. Die frühneuzeitliche Altmark grenzte im Norden an die ebenfalls zu Kurbrandenburg gehörende Prignitz, im Süden an Anhalt und Magdeburg und im Westen an Braunschweig-Lüneburg. Die Hauptorte Stendal, Salzwedel, Gardelegen, Tangermünde, Osterburg, Seehausen und Werben waren Mitglieder der Hanse. Werben diente zudem als Kommende des Johanniterordens und Tangermünde spielte als kurfürstliche Nebenresident eine Sonderrolle.
Der wichtigste Vertreter des Kurfürsten in der Altmark war der Landeshauptmann, der aus den Reihen der großen altmärkischen Adelsgeschlechter stammte. Der Landeshauptmann hatte auch den Vorsitz im vierteljährlich tagenden Quartalgericht zu Stendal inne, dem obersten Gerichtshof der Altmark. Es war zu Beginn des 16. Jahrhunderts als eine Art Nebenstelle des Kammergerichts zu Cölln (Spree) entstanden, um die geographische Entfernung zu diesem zu kompensieren. Daneben war in Tangermünde weiterhin das von einem Hofrichter geleitete Hofgericht ansässig, das sich aus Tangermündes Funktion als landesherrliche Residenz herleitete. Daneben bestand die Patrimonialgerichtsbarkeit des landsässigen Adels und die in jährlichem Turnus zusammentretenden Bodding- und Loddinggerichte in der Wische zu Werben und Seehausen, die sich aus der Verpflichtung zum Deichbau herleiteten. Die unterschiedlichen Gerichtshöfe in der Altmark standen untereinander, aber auch zu Kurmärkischem Kammergericht und Konsistorium in einem gewissen Spannungsverhältnis. Reformen des Rechtswesens führten 1716 zur Zusammenlegung von Quartal- und Hofgericht zum neuen Obergericht. Die Verfolgung strafrechtlicher Belange oblag dem Altmärkischen Fiskal.
Um landschaftlichen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, bestand zwischen 1770 und 1790 für eine kurze Periode von zwanzig Jahren die Altmärkisch-Prignitzsche Kammerdeputation zu Stendal als Zweigstelle der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer. Die Zuständigkeit der Kriegs- und Domänenkammern erstreckte sich auf die Steuer- und Abgabenerhebung zum Unterhalt der Armee sowie auf die Verwaltung der königlichen Domänen. Stark in die Steuererhebung eingebunden waren die Stände, das heißt die altmärkische Ritterschaft und die Städte von Altmark und Prignitz. Im 16. Jahrhundert bildeten sich in der Altmark sechs Kreise (Arendsee, Arneburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal und Tangermünde) heraus, denen jeweils ein Landreiter - ein Amtsvorgänger des späteren Landrats - vorstand.
Damit fallen die Tätigkeiten des Geheime Rat zu Cölln (Spree), soweit sie sich in der Repositur 53 spiegeln, überwiegend in den Bereich von Justiz- und Finanzenpolitik inklusive der zugehörigen Personalpolitik. Die Geheimen Räte wirkten namentlich an der Umbildung der Gerichte, an der Neuformulierung von Ordnungen sowie an der Stellenbesetzung in den angesprochenen Bereichen und Einrichtungen mit. Besonders hervorzuheben ist aber auch die Mitwirkung an gerichtlichen Verfahren, was sich etwa in der 202 Faszikel umfassenden Signaturenfolge I. HA GR, Rep. 53, Nr. 5 Fasz. 1 - 202 niederschlägt. Viele der in diesen Faszikeln versammelten Vorgänge sind im 18. Jahrhundert entstanden; sie spiegeln die auch dann noch beim Geheimen Rat verbliebenen Zuständigkeiten. Speziell anzumerken ist dabei, dass viele der im Zusammenhang mit Prozessen, aber auch anderen Einzelsachen entstandene Faszikel Reaktionen auf Gesuche und Eingaben von Beteiligten und amtlichen Akteuren darstellen und lediglich die diesbezügliche Entscheidungsfindung im Geheimen Rat belegen. Verfahrensakten und Ähnliches sind dagegen in der Regel in der Überlieferung des jeweiligen Gerichts bzw. der jeweiligen Behörde zu suchen, die sich heute vorwiegend im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (Potsdam) befindet.
Bestandsgeschichte:
Der heutige Bestand wurde im 17. Jahrhundert von dem kurfürstlichen Archivar Christoph Schönbeck (1601-1662) als Repositur 53 formiert. Im noch von Schönbeck selbst angelegten Allgemeinen Repertorium erhielt die Repositur den Titel: "Altmärkischer Hauptmann, Ritterschaft, Ämbter- und Städtesachen", womit der tatsächlich vorliegende Inhalt treffend bezeichnet ist. Bereits Schönbeck legte 42 Konvolute an. Die Zahl der Konvolute wurde auch später nicht mehr verändert, allerdings erfuhren viele dieser Konvolute bis 1807 weitere Zuwächse. Die Repositurbildung kann daher erst mit dem frühen 19. Jahrhundert als abgeschlossen gelten.
Ende des 17. Jahrhundert wurden die Reposituren zur inneren Verwaltung im dreibändigen Kurmärkischen Hauptbuch verzeichnet. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um eine Übertragung der Angaben aus Schönbecks Allgemeinem Repertorium. Die Verzeichnung der Repositur 53 findet sich im 3. Band des Kurmärkischen Hauptbuchs - mit zahlreichen Ergänzungen und Nachträgen des 18. Jahrhunderts. Diese summarische Verzeichnung diente bis in die Gegenwart hinein als Findbuch.
Im 19. und 20. Jahrhundert teilt der Bestand I. HA GR, Rep. 53 die Geschicke der übrigen Reposituren des Geheimen Rats. Mit diesen zusammen war sie zunächst im Geheimen Staatsarchiv im Berliner Schloss, dann im Berliner Hohen Haus und schließlich im Dahlemer Archivzweckbau aufgestellt, ehe sie nach kriegsbedingter Auslagerung ins Zentrale Staatsarchiv der DDR, Abteilung Merseburg gelangte. Dort wurde der Bestand 1975 revidiert, verpackt und in Faszikel aufgeteilt. Dabei wurden die Titel der Verzeichnungseinheiten lediglich auf den Archivalien(verpackungen) notiert; auf die Anfertigung eines neuen Findbuchs wurde dagegen verzichtet. 1993 kehrte die gesamte Überlieferung des Geheimen Rats nach Dahlem zurück.
2021 gab der Unterzeichnete die auf den Archivalien(verpackungen) vermerkten Titel in die Archivdatenbank ein. Gleichzeitig wurden vorrangig die Faszikel zu Prozessen und Beschwerden tiefenerschlossen; gerade umfangreichere, teilweise bereits mit Fadenheftung gebundenen Vorgänge sind nun mit Enthält-Vermerken verzeichnet; Benutzende sollten damit rechnen, dass manche Vorgänge in anderen Faszikel eine Fortsetzung finden. Die Klassifikation wurde neu gebildet; sie folgt den Behörden, Kollegien und Einrichtungen der Altmark.
Formalangaben:
Umfang (in laufenden Metern): 8,1
Gesamtlaufzeit des Bestandes: (1321 - ) 1807
Lagerungsort : Westhafen
Die Akten sind auf gelben Leihscheinen wie folgt zu bestellen: I. HA GR, Rep. 53, Nr. ## Fasz. ##
Zitierweise: I. HA Geheimer Rat, Rep. 53 Altmark, Nr. ## Fasz. ##
Dr. Mathis Leibetseder, Archivoberrat
Berlin, 22. Januar 2021
Zitierweise: GStA PK, I. HA GR, Rep. 53
- Reference number of holding
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I. HA GR, Rep. 53
- Extent
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Umfang: 8,1 lfm (574 VE); 8,1 lfm (574 VE)
- Language of the material
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deutsch
- Context
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Tektonik >> ZENTRALE VERWALTUNGS- UND JUSTIZBEHÖRDEN BRANDENBURG-PREUSSENS BIS 1808 >> Geheimer Rat >> Territorial-Reposituren >> Verwaltung und Rechtsprechung in der Mark Brandenburg (Kur- und Neumark)
- Date of creation of holding
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Laufzeit: (1321 - ) 1807
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
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19.08.2025, 12:19 PM CEST
Data provider
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- Laufzeit: (1321 - ) 1807