Archivbestand

Heinrich Glasmeier (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Heinrich Glasmeier (05.03.1892-1945, Archivar) Archivpflege, Wissenschaftliche Arbeit zur Geschichte des Kürassier-Regiment Nr. 4 von Driesen, Biographische Unterlagen, Unterlagen Dritter über Glasmeier. Laufzeit: 1811-2002 Zitierweise: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 901/lfd. Nr.

Form und Inhalt: Vorwort:1. Biographie des NachlassersHeinrich Glasmeier wurde am 5. März 1892 in Dorsten geboren und wurde nach seinem Verschwinden 1945 für tot erklärt. Durch ihn wurden 1923 die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V. gegründet, außerdem schuf der Provinzialverband Westfalen auf seine Anregung hin 1927 die Archivberatungsstelle, deren ehrenamtlicher Leiter Glasmeier war und die sich zum heutigen LWL-Archivamt für Westfalen entwickelt hat.Glasmeier begann nach seinem Abitur 1911 in Münster und München Geschichte, Germanistik und Philosophie zu studieren. Ab 1913 arbeitete er als Graf Merveldtscher Archivar in Münster. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger beim Husaren-Regiment Nr. 8 in Paderborn. 1920 schloss Glasmeier seine Promotion über die Familie der Grafen von Merveldt "cum laude" ab. Von 1920-22 war er Herzoglich Croyscher Hausarchivar in Dülmen und wurde im Anschluss daran Archivar bei Max Graf von Landsberg in Velen. Dort kam es durch ihn zu einem Neubau für das Archiv. Nachdem die Idee, die westfälischen Adelsarchive zusammenzulegen aus finanziellen Gründen und an Vorbehalten der Eigentümer scheiterte, wurden die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V. gegründet. Dieser Verein fasste die Archive organisatorisch zusammen und betreute sie vor Ort auf dem jeweiligen Familiensitz. Etwa zur selben Zeit begann Glasmeier auch Kurse in Archivkunde für Archivmitarbeiter in Westfalen und interessierte Privatpersonen zu geben, worauf der Provinzialverband Westfalen aufmerksam wurde und daraufhin die ehrenamtliche Archivberatungsstelle schuf, deren Leiter Glasmeier wurde. Nach einem Brand auf Schloss Velen 1931 musste Glasmeier mit dem Archiv nach Münster in eine Dachmansarde des Staatsarchivs umziehen.Am 01. Februar 1932 trat er der NSDAP bei und wurde drei Monate später Gaukulturwart und dann Gaugeschäftsführer, war aber noch bis 1933 als Archivar tätig. Am 6. Januar 1933 wurde er in die SS aufgenommen und wurde im April desselben Jahres von Goebbels zum Intendanten des westdeutschen Rundfunks in Köln ernannt. Eine Anfrage Glasmeiers an Himmler, ihn als Archivar anzustellen, wurde nicht entsprochen, stattdessen wurde er 1937 auf die neu geschaffene Stelle des Reichsintendanten und Generaldirektors der Reichsrundfunkgesellschaft gesetzt. Von 1942 bis zum Kriegsende arbeitete er daran im Stift St. Florian bei Linz ein kulturelles Zentrum für den Reichsrundfunk zu erschaffen, indem er ein Orchester und einen Chor mit den herausragendsten deutschen Musikern gründete, die u. a. Aufnahmen für den Rundfunk einspielen sollten. Bis zum Kriegsende gab er dabei enorme Summen für Baumaßnahmen, Ausstattung und Honorare aus.2. Archivische BearbeitungDer Nachlass bildet nicht alle Lebensstationen Glasmeiers ab. Die Archivalien stammen zum Großteil aus der Zeit Glasmeiers als Archivar der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V. und der Archivberatungsstelle in den 1920er Jahren bis 1933. In Glasmeiers Aufgabenbereich als Landsbergischer Archivar fällt auch seine Publikation "Die Geschichte des Kürassier-Regiments Nr. 4 von Driesen", die er im Auftrag von Graf Landsberg verfasste und zu der sich diverse Schriftwechsel, Materialien und Manuskripte im Nachlass befinden. Daneben enthält der Bestand persönliche Unterlagen und Sammlungen Glasmeiers, die vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkrieges stammen. Aus der Zeit ab 1933 und seine Karriere bei der NSDAP befinden sich bis auf die Abschrift einer Ansprache im Rundfunk von 1939 (siehe Einheit 37) und das Buch "Wo bist du Kamerad?", zu dem er 1938 das Geleit schrieb (siehe Einheit 40), keine weiteren Unterlagen im Nachlass. Beide Einheiten wurden als Sammlung über die Person Glasmeier nachträglich zum Nachlass hinzugefügt. Bereits genutzt wurde die Unterlagen aus dem Nachlass von Prof. Dr. Norbert Reimann (Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen 1987-2008), und Dr. Norbert Fasse für ihre jeweiligen Publikationen über Glasmeier. Der im Rahmen der Publikation Reimanns entstandene Schriftwechsel ergänzt den Nachlass ebenfalls.Der Nachlass wurde von Rickmer Kießling geordnet und weitestgehend auf Karteikarten verzeichnet. Die Übertragung der Erschließungsinformationen in die Archivsoftware sowie die Verzeichnung der restlichen Einheiten und die Klassifizierung des Bestandes erfolgte im Februar/März 2012 durch Antje Stupperich (Praktikantin im Archiv LWL). Der Bestand hat mit 42 Verzeichnungseinheiten einen Umfang von 0,7 lfdm. und umfasst eine Laufzeit von 1835-2002.3. Bedeutung des BestandesAls sozusagen Begründer des Archivamtes, das heute als LWL-Archivamt noch immer in beratender und betreuender Funktion anderen Kommunal- und Privatarchiven zur Verfügung steht, hat die Person Heinrich Glasmeiers und seine Archivarbeit große Bedeutung für die Geschichte des LWL-Archivamtes, auch wenn seine spätere Karriere während der Nazizeit ein zweifelhaftes Licht auf ihn wirft. In seiner Arbeit als Archivar zeichnete Glasmeier sich durch moderne Arbeitsweisen und -mittel aus, so war er seit 1924 mit dem Auto unterwegs zu den zu beratenden Archiven und sorgte für fachgerechte Unterbringung der Archivalien in ihren jeweiligen Archiven. Beispielsweise wird das von ihm entwickelte "System Landsberg" auch heute noch in vielen westfälischen Adelsarchiven verwendet (Quelle: Reimann, S. 163). Auch verwendete Glasmeier einfach Signatursysteme, die auch Laien verständlich waren, da er das Ziel verfolgte nicht nur Historiker und Archivare, sondern auch den Adel, Bürgermeister, Pfarrer und Privatpersonen für die Arbeit in Archiven zu interessieren. Anhand von Glasmeiers Nachlass im LWL-Archivamt ist es möglich seine verschieden Tätigkeiten als Archivar nachzuvollziehen, da sehr viel Korrespondenz aus diesem Bereich, u. a. mit Firmen, die Archiveinrichtungen produzieren, aber auch seine Publikationen, vor allem über das Kürassier-Regiment Nr. 4 von Driesen, betreffend, vorhanden ist.4. LiteraturDr. Norbert Reimann: Heinrich Glasmeier, in: Westfälische Lebensbilder. Münster. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission des Provinzialinstituts für Westfälische Landes- und Volkskunde), 2005, S. 154-184Dr. Norbert Fasse: Vom Adelsarchiv zur NS-Propaganda. Der symptomatische Lebenslauf des Reichsrundfunkintendanten Heinrich Glasmeier (1892-1945), Bielefeld/Gütersloh 2002Zitierweise: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 901/lfd. Nr.

Reference number of holding
901

Context
Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Archivtektonik) >> Nichtamtliche Überlieferung, Nachlässe, Sammlungen >> Nachlässe

Date of creation of holding
1811-2002

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05.11.2025, 1:59 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1811-2002

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