Bestand
170/02 - Nachlass Georg u. Barbara Freed (Bestand)
Vorwort: Abt.
170/2 Nachlass Georg u. Barbara Freed
Umfang: 139 Archivkartons (+ 10
Überformatkartons Pläne gerollt, drei lfm. weitere
Pläne lose Überformat, 10 Mappen = 818
Verzeichnungseinheiten) = zus. 32 lfm
Laufzeit: 1792 - 1941
Familie und
Stiftung
Geboren am 26.11.1858 in Worms,
besuchte Georg Ludwig Freed 1865-1875 die Realschule
Worms. Ab 1875 nahm er Privatunterricht der höheren
Mathematik und Sprachen, studierte acht Semester als
ordentlicher Student der Bauschule an der TH
Darmstadt und belegte auch die für den Staatsdienst
vorgeschriebenen Fächer. 1879 legte er seine
Schlussprüfung ab und arbeitete danach auf diversen
Großbaustellen in Deutschland. Ab März 1888
verbrachte er einen längeren Studienaufenthalt in
Italien, ab Herbst 1888 war er in Worms teils mit
Bearbeitung seiner Studien, teils mit
Konkurrenzarbeiten beschäftigt. Ab Sommer 1889
arbeitete er im Dienst der Stadt Mannheim, ab Sommer
1893 war er dort dann als Privat-Architekt tätig.
1914 bis 1918 arbeitete er als Reserveoffizier im
Einsatz bei der Postüberwachungsstelle Lörrach. Ab
1918 lebte Freed wieder in Worms als "Privatmann",
Wollstr. 28 im elterlichen Haus mit seiner Schwester
Barbara, wo er am 14.2.1936 starb.
Im
Wege der Bildung einer testamentarisch verfügten
Stiftung an die Stadt Worms haben der Wormser
Architekt Georg Ludwig Freed (26.11.1858-14.2.1936)
und seine Schwester Barbara (Babette 1855-1941) dem
damaligen Museum bzw. den städtischen
Kulturinstituten Unterlagen vermacht, die im Jahre
1942 von Dr. Illert übernommen wurden (vgl. Der
Wormsgau 2, S. 99). Angehörige der Familie Freed
waren seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Worms als
Maler- und Tünchermeister ansässig. Sie besaßen
bereits im Vormärz wichtige Positionen in
bürgerlichen Vereinen, darunter der
Schützengesellschaft, der Turngemeinde 1846 Worms
und der Feuerwehr.
Beide Geschwister
bleiben zeit ihres Lebens unverheiratet, die
Schwester Anna Maria (*1854) war die Frau des
Museumsleiters und seit 1898 Stadtarchivars August
Weckerling.
Das Material der 'Stiftung
Freed' umfasst persönliche Briefe, Postkarten und
Papiere, Tagebücher, Dokumente sowie
handwerklich-künstlerische und
familiengeschichtliche Unterlagen in großer Breite
(v.a. ca. 1850 bis 1935), ohne dass offenbar nach
dem Ableben der Geschwister Unterlagen kassiert
worden wären. Einen großen Teil nimmt der
eigentliche Architektennachlass Freed ein
(zahlreiche Entwürfe, Zeichnungen, Karten, Pläne,
Zeitungen u.a.), dessen zeitlicher Schwerpunkt in
seinen Mannheimer Jahren zwischen 1889/93 und 1914
liegt. Dazu kommen Vereinsunterlagen aus dem
gesamten protestantisch-nationalliberalen Milieu
einschließlich Militaria und Landsmannschaften bzw.
akademische Vereinigungen der TH Darmstadt. Relevant
sind neben den Unterlagen seines Vaters Georg Fr.
Freed aus der Zeit seit ca. 1840 auch die
geschlossene Aktenüberlieferung zu dem seit um 1800
bewohnten Haus Wollstr. 28, das 1941/42 der Stadt
Worms vermacht und später von dieser an privat
veräußert worden ist (Haus erhalten, Teil einer
Denkmalzone).
Familie
Großvater von G. Freed: Johann Ph. Freed
1794-1845 verh. mit Johanna Friederika Uswald
1798-1823 (Tochter von:) Carl Ernst Ußwald aus
Oelsnitz/Vogtland *1754, ab 1796 in Worms, + 1818 (=
Urgroßvater von G. Freed), heiratete Anna Katharina
Köhler geb. Völcker (1776-1846), war Maler und
Zeichenmeister (Stammbuch: Nr. 87, Beschreibung
Reuter 1968, S. 204 Nr. 3), drei weitere Stammbücher
aus der Familie beschrieben ebda. S. 212. Elisabeth
Margareta Freed, Stiefenkelin von C.E. U., geb.
1826
Schwester: Katharina Anna, 1825-1912
unverh.
Stiefbruder: Georg Friedrich F.,
geb. 1823 Worms (= Enkel von C. E. Uswald) erlernte
das Maler- und Tüncherhandwerk, Gesellenjahre
Wiesbaden 1843/44, Dresden 1844, Wien 1845; in Worms
Heirat 1851 mit Elisabeth Müller (1825-1899), ev.,
Stadtverordneter 1874-1892; 1837-1851 Stammbuch
(Beschreibung Reuter 1968 S. 212); gest. 1896 =
Vater von Georg, Babette und Anna Maria Freed (Anna
M. Freed (*1854) verh. mit August Weckerling, der
somit Schwager der beiden Freeds war, dies
begründete sicher die Bereitschaft zur Stiftung der
Sammlung an das von Weckerling geführte Museum,
dessen Nachfolger Illert nach dem Tod Barbaras 1941
als Testamentsvollstrecker fungierte)
Lebenslauf [6.5.1899 z. Zt.
Privat-Architekt]
Geb. 26.11.1858 Worms,
ev., Sohn des Rentners, Tünchermeisters und
Stadtverordneten Georg Friedrich Freed (1823-1896,
verh. mit Elisabeth Freed geb. Müller), 1865-1869
Besuch der Vorschule, 1869-1875 Realschule Worms;
nimmt 1875 Privatunterricht der höheren Mathematik
und Sprachen, bestandene Aufnahmeprüfung, acht
Semester als ordentlicher Student der Bauschule an
der TH Darmstadt immatrikuliert; Belegung auch der
für den Staatsdienst vorgeschriebenen Fächer, Herbst
1879 Schlussprüfung zusammen mit den
Staatsdienst-Aspiranten, Teilnahme an Studienreisen
und Exkursionen u.a. 1878 Weltausstellung Paris,
1.4.1880 Einjährig-Freiwilliger Reg. 118 Worms, von
Sommer 1881 bis Sommer 1885 zu weiterer v.a. auch
künstlerischer Ausbildung in München im Atelier
Prof. Hauberrisser, dort Mitarbeit an großen
Bauprojekten, 1885-1887 tätig in Berlin in Ateliers
Architekt Kayser u. v. Großheim, Erdmann &
Spinoler; 1887-1888 bei der
Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft Hamburg
beschäftigt, ab März 1888 längere Studienreise
Italien, ab Herbst 1888 in Worms z.T. mit
Bearbeitung seiner Studien, teils mit
Konkurrenzarbeiten beschäftigt, ab Sommer 1889 im
Dienst der Stadt Mannheim (Projektierung und Leitung
des Neubaues der Oberrealschule an der Ringstraße;
Monumentalbau mit schwierigen
Fundationsverhältnissen, Differenzen mit
Großunternehmer (zugleich Stadtverordneter) führten
zur Lösung des Dienstverhältnisses in Mannheim, seit
Sommer 1893 war er dort als Privat-Architekt tätig
(Nennung dabei entstandener Arbeiten), 1914 bis 1918
Tätigkeit als Reserveoffizier im Einsatz bei der
Postüberwachungsstelle Lörrach, 19.11.1918 (lt.
Meldekarte) polizeiliche Anmeldung in Worms (Beruf:
'Privatmann'), Wollstr. 28 (väterliches Haus,
gemeinsamer Haushalt mit seiner Schwester
Babette/Barbara 16.11.1855 - 28.12.1941, ev.,
unverh.), Freed starb am 14.2.1936
Zum
Schicksal der von Freed geplanten, im Material gut
dokumentierten Hauptbauten
- 1889
Projektierung und Leitung des Neubaus der
Oberrealschule an der Ringstraße in Mannheim
(Monumentalbau mit schwierigen
Gründungsverhältnissen).
- Normannenhaus
Jena (Verbindunghaus der akadem. Turnerschaft
Normannia, 1897-99), steht renoviert Jena, Forstweg
12 (weitgehend unverändert, saniert, dient als Haus
für exklusive Veranstaltungen, vgl.
Internet-Quellen, Fotos vorhanden) [vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Normannenhaus_Jena
]
- Villa Dr. Wilhelm Rohn, Mannheim
(Oststadt) Mollstr. 58/Ecke Kolpingstr. [Hildastr.]
1903-06 (dazu Werner, Mannheimer Villen, S. 294-298,
mit Foto): besteht nicht mehr
- Villa
Köhler, Heidelberg, Hausackerweg 20 (steht
weitgehend unverändert)
- vorm. Apotheke
Ludwigshafen-Rheingönheim, Hauptstr. 240 (steht,
denkmalgeschützt)
Verzeichnung
Der bis 2007/08 zu diesem Zeitpunkt nur zu
einem sehr kleinen Teil sehr grob bzw. vorläufig
masch. erschlossene Architektennachlass (es waren
Archivalien in grober Vorordnung in ca. 30 älteren
Schachteln untergebracht, vgl. Foto, der weitaus
größte Teil ungeordnet) geriet 2008 durch Recherchen
von Dr. Ferdinand Werner (Worms, Verleger u.
Kunsthistoriker) im Rahmen seiner Arbeiten über
Mannheimer Villen in den Mittelpunkt größeren
Interesses, da festgestellt werden konnte, dass
Freed über längere Jahrzehnte (v.a. 1893 bis 1914)
in Mannheim als Architekt tätig war und der Nachlass
reiches, in Mannheim so sonst kaum vorhandenes
Material enthält. Bis dahin hatte sich die Forschung
mit Person und Wirken so gut wie gar nicht befasst.
Zur Vorbereitung der Nutzung wurde der Bestand grob
vorsortiert und auf diese Weise ansatzweise nutzbar
gemacht.
Ab Anfang 2011 erfolgte zunächst
durch Archivleiter Dr. Bönnen ein erster
Verzeichnungsschritt (bis ca. neue
Verzeichnungseinheit Nr. 190), dann wurde der
Bestand im Sommer 2011 durch die studentische
Praktikantin Frau Verena Schenk zu Schweinsberg
weiter bearbeitet. Da sie sich in kurzer Zeit in die
Besonderheiten des Bestandes eingearbeitet hatte,
wurde vereinbart, dass sie im Wege eines
Honorarvertrages die Arbeit am Nachlass (ohne
Plansammlungs-Teil) abschließen sollte. Mit dem
Stadtarchiv Mannheim wurde dabei verabredet, dass
die Arbeit durch den dortigen Förderverein
Architektur- und Bauarchiv finanziell maßgeblich
unterstützt und der Mannheim betreffende Teil
anschließend im Stadtarchiv Mannheim als
Dauerleihgabe hinterlegt wird. Dies ergab sich
aufgrund der Bedeutung der Unterlagen für die
Mannheimer Architekturgeschichte und des starken,
gut dokumentierten Engagements Freeds in diversen
Vereinen des nationalliberalen Segments in der
Quadratestadt zwischen ca. 1893 und 1914.
Die Unterlagen wurden zur Bearbeitung durch
Frau Schenk zu Schweinsberg (Heidelberg) zwischen
September und November 2011 im Universitätsarchiv
Heidelberg hinterlegt und dort bearbeitet. Im
November 2011 wurde die Arbeit abgeschlossen, das
Findbuch mit der bereits früher entworfenen
Klassifikation überarbeitet bzw. korrigiert und
einige noch im Museum der Stadt Worms gefundene
Bestandsteile samt Planunterlagen
nachbearbeitet.
Zwischen Januar und Juli
2013 hat Frau Kiefel die Verzeichnung der bis dahin
im Unteren Keller Dienstgebäude Adenauerring
lagernden, unsortierten und umfangreichen gerollten
Pläne zahlreicher Bauprojekte durchgeführt (Nr.
540-564, 732-819, zus. 1800 Stück), wodurch die
archivische Bearbeitung des Bestandes abgeschlossen
werden konnte. Einige Pläne eignen sich als
Ausstellungsstücke für eine Ausstellung, diese sind
mit einem Vermerk versehen. Hervorheben sind die
Pläne vom Projekt Normannenhaus zu Jena. Zu diesen
Zeichnungen sind Fotos vom Haus in Jena (angefertigt
2013) beigefügt. Interessant sind auch die
Mustertapeten (u.a. Lincrusta, Original, s. Nr.
551), die für den Flur verwendet wurden, sowie Späne
von der Originaltreppe, die sich bei den Plänen
befinden (s. Nr. 780/1). Auch andere zahlreiche
Tapetenmuster (u.a. Originalentwurf von Architekt
Hermann Straub, s. Nr. 552), die für den Salon,
Geschäftszimmer oder für das Kneipzimmer verwendet
wurden, befinden sich ebenso im Bestand. Vierzehn
Pläne wurden abgelichtet oder eingescannt und im
Bildfeld zu der jeweiligen Beschreibung der Pläne
eingefügt.
Nähere Vereinbarungen mit
Mannheim wegen der teilweisen Hinterlegung des
Bestandes dort stehen noch aus.
Worms, im
Juli 2013
Foto G. Freed: Fotoabt.
Neg.-Nr. 61455b (Füller, undat), Passbild in: Abt.
170/2 Nr. 606
Literatur:
Werner, Ferdinand, Mannheimer Villen.
Bürgerliche Architektur und Wohnkultur in den
Quadraten und der Oststadt, Worms 2009 (Beiträge zur
Mannheimer Architektur- und Baugeschichte 6), vgl.
S. 333, S. 294-299, s.a. Register
Huth,
Kunstdenkmäler Mannheim I: S. 753 Realgymnasium
Friedrichsring 6 (1890/93 Architekt Freed zusammen
mit Uhlmann), bis 1901 Oberrealschule, im Krieg
zerstört
S. 958: N 3 Nr. 11/12 errichtet
1900/01 Wohn- und Geschäftshaus Gebr. Suzen/Hill und
Müller nach Plänen Freed (Mannheim und seine Bauten
S. 286ff.)
S. 1137f.: Oststadt: Mollstr.
58 (zweigeschossige Villa Dr. Rohn in
historisierenden Formen, um 1904)
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ludwig_Freed
(Abruf 23.8.2017)
Zitierhinweis:
Abt. 170/2
Erschließungszustand, Umfang: Augias-Datenbank
(Verzeichnung Akten/Briefe 2011, 2012/13 dann der
Pläne, Abschluss 11.7.2013, Ki)
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Worms, 170/02
- Context
-
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Nachlässe/Nachlass-Splitter
- Date of creation of holding
-
1776-1942
- Other object pages
- Last update
-
15.12.2023, 2:57 PM CET
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1776-1942