Bestand
Solf, Wilhelm (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Wilhelm Heinrich Solf, Kolonialpolitik. Mein politisches Vermächtnis,
Berlin 1919 Eberhard von Vietsch, Wilhelm Solf. Botschafter zwischen
den Zeiten, Tübingen 1961 Gouverneur vn Samoa (1900-1911),
Staatssekretär des Reichskolonialamtes (1911-1918) und des Auswärtigen
Amtes (1918)
Lebenslauf
5. Okt. 1862 Geboren in Berlin als Sohn des Kaufmanns und
Stadtverordneten Hermann Solf
1881 Abitur am
Großherzogl. Gymnasium in Mannheim
1885
Promotion zum Dr. phil. (Indologie) an der Universität
Halle/Saale
Tätigkeit an der
Universitätsbibliothek Kiel und am Orientalischen Seminar in
Berlin
1889 Übernahme in den Dienst des
Auswärtigen Amts für die Dolmetscherlaufbahn
Sekretär im Generalkonsulat Kalkutta
1891
Ausscheiden aus dem Dienst des Auswärtigen Amtes
Studium der Jurisprudenz an der Universität Jena
1893 Referendar beim Amtsgericht Weimar
1896 Assessor
Eintritt in die
Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin
1898 Bezirksrichter in Daressalam (Ostafrika)
1899 Munizialpräsident in Apia (Samoa)
1900 1. Gouverneur des Schutzgebietes Samoa
1911 Staatssekretär des Reichskolonialamts und Wirklicher
Geheimer Rat
Okt. 1918 Staatssekretär im
Auswärtigen Amt
Dez. 1918 Ausscheiden aus dem
Staatsdienst
1920 Geschäftsträger, anschließend
Botschafter des Deutschen Reichs in Tokio
1928
Abschied und Ruhestand in Berlin
1929
Vorsitzender des Verwaltungsrats des Deutschen Ausland-Instituts in
Stuttgart
Präsident der Lessing-Hochschule
Berlin
Vorsitzender im Kuratorium des
Japaninstituts in Berlin
Weitere
Ehrenämter
Dr. h.c. der
staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg
1930 Ehrendoktor der Theologie der Universität
Göttingen
1934 Rücktritt vom Deutschen
Ausland-Institut
6. Febr. 1936 Gestorben in
Berlin
Bestandsbeschreibung:
Persönliche Papiere auch der Ehefrau Hanna Solf-Dotti
Veröffentlichungen; vorwiegend privatdienstlicher Schriftwechsel über
die Verwaltung von Samoa und die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches
(mit Aufzeichnungen über Reisen in die afrikanischen Kolonien);
Schriftgutreste zur auswärtigen Politik (1918-1919), umfangreiche
Materialien aus der Botschafterzeit in Japan (1920-1928); privater
Schriftwechsel, u.a. mit Politikern, Wissenschaftlern und
Schriftstellern sowie einigen Organisationen wie dem Deutschen
Ausland-Institut und dem Japan-Institut (1898-1930). (Stand:
1977)
Inhaltliche Charakterisierung:
Bestandsgeschichte
In dem Findbuch zum Nachlass
Wilhelm Solf aus dem Jahre 1961 beschreibt Dr. Eberhard von Vietsch,
auf welchem Weg der vorliegende Nachlass in das Bundesarchiv
kam:
"Der Nachlass gelangte in zwei Teilen in
das Bundesarchiv. Der erste Teil, der insbesondere den Schriftwechsel
mit Botschafter Graf Wolff-Metternich1 enthielt, war im Besitz von
Frau Solf verblieben und wurde nach deren Ableben (1954) von den Erben
im Bundesarchiv hinterlegt (Zugang 142/1955).
1
BArch N 1053/138-140
2 Otto Isao Solf
3 im heutigen Sprachgebrauch: ausgehändigt
Bei dem zweiten Teil handelt es sich um das bei
Kriegsende auf Schloss Bärenclau bei Guben ausgelagerte Schriftgut.
Dieses kam danach auf nicht näher zu klärenden Wegen in das Deutsche
Zentralarchiv nach Potsdam, ohne dass die Familie zunächst davon
Kenntnis erhielt, die (irrigerweise) annahm, dieses Material sei bei
Abtransport aus Bärenclau durch einen Luftangriff bei Dessau zugrunde
gegangen. Die Existenz dieses Nachlassteils wurde dem Bundesarchiv
durch seine Beziehungen zu Beamten des Deutschen Zentralarchivs
bekannt und daraufhin in das Mommsensche Nachlassinventar aufgenommen.
Nach Verständigung der Familie Solf unternahm der jüngste Sohn Solfs2
einen privaten Schritt beim Deutschen Zentralarchiv und erbat die
Herausgabe im Namen seiner Brüder. Das Eigentumsrecht der Familie
wurde danach (1957) überraschenderweise in Potsdam anerkannt und die
Papiere ausgefolgt3. Zuvor waren allerdings Mikrofilme davon
angefertigt worden, und die Familie Solf musste sich (notgedrungen)
mit der innerdienstlichen Benutzung dieser Filme einverstanden
erklären, wich aber der gleichfalls von Potsdam erbetenen Genehmigung
zur allgemeinen Benutzung aus. [...] Die Herrn Solf übersandten
Archivalien wurden von diesem ebenfalls im Bundesarchiv hinterlegt
(Zugang 320/1957)."
Eine weitere kleine Abgabe
gelangte 1966 in das Bundesarchiv (Zugang I 61/66). Übernommen wurden
das unter der Signatur N 1053/162 verwahrte Reisetagebuch sowie
Schriftwechsel mit und über Maximilian von Hagen und Unterlagen über
die von Maximilian von Hagen beabsichtigte Biografie Solfs (N
1053/159f.).
Da der Nachlass bereits 1963
sicherungsverfilmt wurde, liegen diese Unterlagen nicht als Mikrofilm
vor. V
Die in Potsdam gefertigten Mikrofilme
des bis 1957 dort gelagerten Nachlasses (90501 FC, Nr. 1202-1209)
gelangten 1992 in das Bundesarchiv und wurden 1995 von Sabine Herrmann
gesichtet. Bei dem Versuch, eine Konkordanz zwischen den Mikrofilmen
und dem hier verwahrten Nachlass anzufertigen, stellte Frau Herrmann
in einem Vermerk vom 15. August 19954 fest:
4
Erwerbsvorgang 4211/Solf, Wilhelm
"Das
dazugehörige Verzeichnis gliedert sich - grob chronologisch - in 38
Mappen, den die Filmsignaturen zugeordnet sind. [...] Der Bestand wird
durch ein 1961 von Herrn Dr. von Vietsch erarbeitetes Findbuch
erschlossen, in dem die o.g. Mappen auf den ersten Blick nicht
wiederzufinden sind. Eine Konkordanz sowie ein Verzeichnungsvermerk,
der etwaige Ordnungsarbeiten am Bestand dokumentiert, existieren
nicht. [Bei Stichproben am Bestand] hat sich herausgestellt, dass
anscheinend der Gesamtbestand grundlegend neu geordnet wurde, so dass
sich eine einfache Konkordanz nicht erstellen lässt. Die meisten
Unterlagen aus den "Potsdamer" Mappen sind wohl in der
Klassifikationsgruppe III [...] chronologisch eingeordnet
worden."
Da Herr Dr. von Vietsch im gleichen
Jahr das Findbuch und die Biografie "Wilhelm Solf. Botschafter
zwischen den Zeiten" (Tübingen 1961) vorlegte, kann angenommen werden,
dass Erschließung und Recherche in einem Arbeitsschritt durchgeführt
wurden, was die von Frau Herrmann vermutete Äußerung der grundlegenden
Neustrukturierung der Papiere bekräftigen würde.
Bei den nun erfolgten Vorbereitung des Findbuchs für die
Online-Stellung wurde festgestellt, dass innerhalb der
Klassifikationsgruppe 3 " Amtlicher und politischer Werdegang" Bände
im alten Verzeichnis ohne Titel geführt wurden, die jedoch als
Korrespondenzbände bezeichnet werden müssen. Hierin konnten bei
kleineren Stichproben mehrere Briefe von im "Potsdamer" Verzeichnis
genannten Personen ermittelt werden.
Das
Verzeichnis des Zentralen Staatsarchivs ist im Erwerbsvorgang zweifach
vorhanden. Die Mikrofilme selbst liegen im Bundesarchiv nicht mehr
vor.
Inhaltliche Charakterisierung
Obwohl zunächst (fälschlicherweise) vermutet wurde,
dass der Nachlass beinahe vollständig Kriegseinwirkungen zum Opfer
gefallen sein musste, kann heute auf persönliche Papiere von Wilhelm
Solf zugegriffen werden, die seinen gesamten politischen und amtlichen
Weg abbilden. Ergänzt werden diese Unterlagen durch eine recht
umfangreiche Korrespondenz, VI
private
Unterlagen (v.a. Familienkorrespondenz) sowie Aufzeichnungen Dritter
wie Johanna Solf oder Herrn von Wolffersdorff.
Archivische Bearbeitung
Das von Dr.
Eberhard von Vietsch 1961 erstellte Verzeichnis bildet die maßgebliche
Grundlage des aktualisierten Findbuchs. In einzelnen Fällen wurden
strukturelle Veränderungen vorgenommen bzw. Korrespondenzbände zu
Bandfolgen zusammengefasst.
Benutzungsbedingungen
Die Benutzung
unterliegt keinen anderen Beschränkungen als der Beachtung von
Persönlichkeitsschutzrechten Betroffener und schutzwürdiger Belange
Dritter.
Literaturhinweise
Veröffentlichungen von Wilhelm Solf (Auswahl)
A grammar of the Sanscrit language (Grammatik der
Sanskrit-Sprache). Aus dem Englischen von Franz Kielhorn und Wilhelm
Solf. Berlin 1888.
Rede zur Gründung der
Deutschen Gesellschaft, 1914 gehalten. Berlin 1915.
Die Lehren des Weltkriegs für unsere Kolonialpolitik. Ein
Vortrag. Stuttgart 1916.
Die Missionen in den
deutschen Schutzgebieten. Gütersloh 1918.
Kolonialpolitik. Mein politisches Vermächtnis. Berlin 1919.
Japansammlung: Exz. Solf, Berlin; Farbenholzschnitte,
Surimono, Chawan, Netsuke und Kakemono. Berlin 1936. VII
Gegen die Unvernunft. Der Briefwechsel zwischen Paul
Wolff Metternich und Wilhelm Solf 1915 - 1918; mit zwei Briefen Albert
Ballins (hrsg. von Eberhard von Vietsch). Bremen 1964.
Veröffentlichungen über Wilhelm Solf (Auswahl)
Eberhard von Vietsch: Wilhelm Solf. Botschafter
zwischen den Zeiten. Tübingen 1961.
Peter J.
Hempenstall, Paula Tanaka Mochida: The Lost Man. Wilhelm Solf in
German History. Wiesbaden 2005.
Birthe Kundrus:
Das Reichskolonialamt zwischen nationalem Geltungsbewusstsein und
Weltbürgertum : die Staatssekretäre Friedrich von Lindequist und
Wilhelm Solf. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hg.): … Macht
und Anteil an der Weltherrschaft. Berlin und der deutsche
Kolonialismus. Münster 2005.
Weiterführende
Bestände
Eigene Nachlässe von Johanna Solf bzw.
der Tochter Lagi sind in deutschen Archiven nicht bekannt. Einige
wenige persönliche Papiere der Ehefrau sind allerdings im Anhang des
Nachlasses Wilhelm Solf vorhanden.
Nachlässe
von Korrespondenzpartnern und Weggefährten Wilhelm Solfs können in der
Zentralen Datenbank Nachlässe (www.nachlassdatenbank.de) recherchiert
werden.
Staatliche Stellen, Verbände und
Vereine (Verwahrstelle: Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde):
R 901 Auswärtiges Amt
R 1001
Reichskolonialamt
R 1002 Behörden des
Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika
R 1003
Behörden des Schutzgebietes Deutsch-Ostafrika
R
8023 Deutsche Kolonialgesellschaft
R 9208
Deutsche Botschaft in China
R 57 Deutsches
Ausland-Institut
R 64 IV Deutsch-Japanische
Gesellschaft
Die Online-Galerie "Eine deutsche
"Musterkolonie" - Samoa unter der Kosmopoliten Wilhelm Solf" stellt
seine Tätigkeit als Gouverneur in Samoa vor. Link:
http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/01081/index.html.de
Zitierweise: BArch N
1053/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch N 1053
- Extent
-
164 Aufbewahrungseinheiten; 2,1 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> S
- Provenance
-
Solf, Wilhelm, 1862-1936
- Date of creation of holding
-
1885-1936 (-1954)
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Solf, Wilhelm, 1862-1936
Time of origin
- 1885-1936 (-1954)