Bestand

KG Kierspe (Bestand)

Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe (Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg) wurde 2013/14 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Es umfasst 744 Verzeichnungseinheiten und erstreckt sich über den Zeitraum von 1484 bis 2006.Das Archiv bietet eine hervorragende Quelle zur Geschichte der Kirchengemeinde und des Ortes Kierspe. Alle Bereiche der kirchlichen Verwaltung und des Gemeindelebens sind ausreichend dokumentiert. Die früheren Nachrichten aus dem 16.-17. Jahrhundert beziehen sich vor allem auf die Vermögensverhältnisse und den Zustand kirchlicher Gebäude. Ein wichtiger Hinweis zum Konfessionsstand der Kirchengemeinde findet sich im Fragment des Berichtes des Pfarrers Hermann Rövenstrunck, erstellt bezüglich der amtlichen "Erkundigungen" über das Kirchen- und Religionswesen der märkischen Kirchengemeinden in den Jahren 1664-1667 (Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe Nr. 68). Die endgültige Version dieses Berichtes, den Akten des Staatsarchivs Münster entnommen, wurde zusammen mit den Berichten anderer Kirchengemeinden 1909/10 veröffentlicht (Jahrbuch des Vereins für die Evangelische Kirchengeschichte Westfalens. Elfter und zwölfter Jahrgang. - Gütersloh 1909 und 1910, S. 183-303). Demzufolge ist die Kirchengemeinde Kierspe schon hundert Jahre vor 1666 eine lutherische Gemeinde gewesen.Eindrucksvoll sind Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648. Sie berichten über das Leid und Elend der Bevölkerung, wie z. B. in dem folgenden Brief des Richters und der Vorsteher an den Kurfürsten, geschrieben nach 1653:"… in a[nn]o 1636 der großere Theil der Kirspelsleuthe verstorben, ubrige wegen ubermeßiger tribulation und ausplünderung und verderbens von Hauß und Hoff verweichen, alles verlaßen müßen, daß Kirspell bis ins Jahr 1641 und 1642 gantz wühste gelegen …" (Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe Nr. 67).Typische Dokumente für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges sind Aufstellungen der Verpflegungskosten für die Truppen, Abrechnungen der Kontributionszahlungen, Aufstellungen über verwüstete Höfe und Plünderungsschäden.Für die Gemeindegeschichte des 18.-19. Jahrhunderts sind Akten, die Aufschluss über kirchlichen Aktivitäten in den Bereichen Schule und Fürsorgetätigkeit geben, hervorzuheben. Auffallend viele Quellen berichten über Geschehnisse im Verwaltungs- und Gerichtsbezirk Kierspe, was eher untypisch für ein kirchliches Archiv ist. Es sind Quellen wie Kirchspielsrechnungen und Belege dazu, Rezeptur-Rechnungen, Gerichtsprotokolle …Auch für die Familienforscher bietet das Gemeindearchiv eine reiche Quelle, indem es Unterlagen (Prozesssachen, Grundstücksangelegenheiten, Nachlasssachen) zur Geschichte der altangesessenen Familien und der Bauernhöfe beinhaltet. Zu erwähnen wäre an dieser Stelle das Inventarium des Vermögens der minderjährigen Strang zu Berken aus dem Jahr 1783 (Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe Nr. 417) und Briefe der Kinder der Familie Crone zu Beckinghausen an die "lieben Eltern", 1835-1836 (Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe Nr. 334), beides beeindruckende Zeugnisse der Zeitgeschichte.Zu den privaten Dokumenten zählen einige Rechnungsbücher, die sicherlich eine interessante Quelle zur Entwicklung der Eisenindustrie darstellen (Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe Nr. 434 und 596). Das Archiv ist im Laufe der Jahre mehrmals geordnet worden. In dem letzten Findbuch von 1987 sind die Archivalien in vier Abteilungen aufgeteilt worden: Abt. 1 erfasste die von Herrn Dr. Rieder im Jahr 1928 verzeichnete Akten; Abt. 2 umfasste einzelne Schriftstücke, die zwar 29 Einheiten zugeordnet waren, aber keinen erkennbaren chronologischen oder inhaltlichen Zusammenhang aufwiesen; der Abt. 3 sind Schriftstücke zugeordnet worden, die als Deposita im Stadtarchiv Kierspe in Einzelblattform verzeichnet waren; die im Landeskirchlichen Archiv 1987 verzeichnete Akten und einzelne Schriftstücke bildeten die Abt. 4. Schließlich kam 2002 ein ebenfalls im Landeskirchlichen Archiv verzeichneter Nachtrag dazu. Es kam zu inhaltlichen und zeitlichen Überschneidungen, welche die Benutzung des Archivs sehr erschwert haben. Im aktuellen Findbuch sind die Akten aus allen Abteilungen zusammengeführt und in eine gemeinsame systematische Ordnung gebracht worden. Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die Altsignatur, die auf die im Findbuch von 1987 verzeichneten Akten verweist. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003 bzw. des Aufbewahrung- und Kassationsplans vom 19.12.2006.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: Archiv der Ev. Kirchengemeinde Kierspe Nr. … (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie).Bielefeld, im Februar 2014Anna WarkentinLiteratur zur Gemeindegeschichte (Auswahl):Dr. med. Friedrich Deisting: Geschichte der Land- und Kirchengemeinde Kierspe. Hg. und ergänzt von Wilhelm Meyer zu Theenhausen, Pfarrer in Kierspe. - Kierspe: August Schmidt, 1925, 366 S.Die Rövenstruncks. Sonderdruck aus "Süderland" 1936. Beilage zum Altenaer Kreisblatt, Altena (Westf.), 26 S.Dr. Jens Murken: Die evangelischen Gemeinden in Westfalen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Manuskript, Stand 2010

Bestandssignatur
FB Kierspe

Kontext
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 10. Archive bei kirchlichen Körperschaften >> 10.2. KG Kirchengemeinden >> 10.2.15. Kirchenkreis Lüdenscheid - Plettenberg

Bestandslaufzeit
1484 - 2006

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1484 - 2006

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