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Der neue Diskurs der Gescheiterten: eine Kritik hegemonialer Männlichkeit?

"Das eigene Scheitern nicht nur im Privaten etwa im persönlichen Tagebuch, im engsten Freundeskreis oder beim zum Schweigen verpflichteten Therapeuten anzusprechen, sondern im öffentlichen Raum zu thematisieren, ist sozial weitgehend tabuisiert bzw. legitimationsbedürftig. Aber ab Ende der 90er Jahre bilden sich Gruppen, finden soziale Aktionen statt, die Scheitern in einer neuen Weise ansprechen. Dabei wird die symbolische Ordnung auf den Kopf gestellt, wenn sich etwa die Gruppe um Guillaume Paoili selbst als 'glückliche Arbeitslose' bezeichnet und damit das negative Stigma von Arbeitslosigkeit positiv wendet. Aus der Fülle der sich öffentlich alsgescheitert Bezeichnenden werden zwei Berliner Gruppen genauer in den Blick genommen: der 'Club der Polnischen Versager. Polenmarkt e.V.' und die 'Show des Scheiterns'. Vor dem Hintergrund der Tabuisierung von individuellem Scheitern analysiere der Bearbeiter diesen neuen Diskurs und fragt: Wie kann das bisher kaum Aussprechbare, gesagt werden? Wovon ist die Rede, wenn von Scheitern gesprochen wird, was bleibt weiterhin ungesagt? Wer sind die sozialen Akteure/innen dieses Diskurses? Welche Voraussetzungen hat die Beteiligung an diesen öffentlichen Reden? Über welche Ressourcen oder mit Pierre Bourdieu gesprochen, welche Kapitalien verfügen die Akteure/innen? Er interpretiert diesen Diskurs als Reaktion auf die neoliberalen Transformationsprozesse, die freilich in den jeweiligen Kontexten sehr unterschiedliche Wirkungenentfalten. In dem Diskurs geht es nicht nur um die Neudeutung von Scheitern und Erfolgeinem Begriffspaar, das konstitutiv für moderne Biographie- und Identitätskonzepteist, sondern auch um die soziale und kulturelle Anerkennung von Biographienund Identitäten, die nicht mehr auf lebenslange Erwerbsarbeit und beruflichen Erfolg fokussiert sind. Insofern wird in diesem Diskurs, der fast ausschließlich von männlichen Akteuren geführt wird, implizit auch das hegemoniale erwerbszentrierte Männlichkeitsmodell kritisiert. Welche Alternativen entwerfen die beiden Gruppen? Welche Bedeutung hat ethnische Zugehörigkeit in diesem Kontext? Wird die hierarchische Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit in Frage gestellt?" (Autorenreferat)

Der neue Diskurs der Gescheiterten: eine Kritik hegemonialer Männlichkeit?

Urheber*in: Scholz, Sylka

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Alternative title
The new discourse of the failed: criticism of hegemonial masculinity?
ISBN
3-593-37887-6
Extent
Seite(n): 1718-1727
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede". München, 2004

Bibliographic citation
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2

Subject
Soziologie, Anthropologie
Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Bundesrepublik Deutschland
Akteur
Berlin
Diskurs
Erfolg-Misserfolg
Alternative
Identität
Mann
Biographie
Männlichkeit
deskriptive Studie
Dokumentation

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Scholz, Sylka
Event
Herstellung
(who)
Rehberg, Karl-Siegbert
Event
Veröffentlichung
(who)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(where)
Deutschland, Frankfurt am Main
(when)
2006

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-144329
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

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Object type

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Associated

  • Scholz, Sylka
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Time of origin

  • 2006

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