Waage (Meßinstrument)

Große hydrostatische Waage

Es handelt sich um eine hydrostatische Waage zur Bestimmung der Dichte von Gegenständen. Funktionsweise der Waage: Der statische Auftrieb, den ein Körper erfährt, der in die Flüssigkeit eingetaucht wird, ist proportional zur Masse der verdrängten Flüssigkeitsmenge. Daraus kann bei bekanntem Volumen des Körpers auf die Dichte der Flüssigkeit geschlossen werden (Archimedisches Prinzip). Das Wägegut wird zweimal gewogen: Einmal normal in der Luft, und danach noch einmal in einem Wasserbad. Aus dem Gewichtsunterschied lässt sich die Dichte des Materials berechnen. Die Konstruktion der Waage: Die Waage besteht aus einem Blechkübel in den eine Korb mit dem Wägegut eingetaucht werden kann. Über diesem ist ein U-förmiges Gestänge montiert. Auf diesem sitzt eine Wägeeinrichtung in Form einer Dezimalwaage. Auf der rechten Seite des Waagbalkens ist ein festes Ausgleichsgewicht und die Halterung für das Wägegut. Der sehr deutlich längere linke Arm des Waagebalkens auf der linken Seite besitzt am Ende eine Halterung für die Gewichtsstücke mit denen das Gewicht des Wägeguts gemessen werden kann. Ein kleines Laufgewicht an einer eigenen Schiene über dem Waagebalken dient zum Ausgleich des Taras. Die Waage kann in die Waagrechte ausgerichtet werden, indem ein Senkgewicht, das neben dem U-förmigen Gestänge hängt, direkt über einen darunterliegenden Haken gebracht wird. Auf dem Waagbalken befinden sich mehrere Punzen: 20 kg : bezeichnet die Anwendungsgrenze der Waage (das maximale Gewicht für das sie zugelassen ist) Das Stempelzeichen dahinter ist das sogenannte Eichzeichen. Diese Stempelzeichen wurden bei der Erst-Eichung vom zuständigen Eichamt eingeprägt - also nicht von der Physikalisch Technischen Reichsanstalt (PTR). Dem Eichamt hat vorher die Bauartzulassung (Beglaubigung) der PTR für diesen Waagentyp des Herstellers vorgelegen, mit der die PTR dem Hersteller bescheinigt hat, dass seine Waage eichfähig ist. "DR" in der stilisierten Banderole steht für Deutschland - Das Kürzel DR für ursprünglich "Deutsches Reich" wurde bis 1975 verwendet. Zu dem Eichzeichen gehörten auch die Zahl "1" über und unter der Banderole. Die "1" über der Banderole stand als sogenannte Ordnungszahl für den Eichaufsichtsbezirk Berlin Die Ordnungszahl "1" unter der Banderole kennzeichnet das damalige die Eichung durchführende Eichamt in Berlin. Die "50" in der Schildumrandung ist die Angabe des Jahres, bis zu dem inclusive die Eichung gültig ist bzw. war. Die Waage wurde demnach höchstwahrscheinlich 1948 geeicht. Für diese Eichzeichen gab es in Abhängigkeit der zu eichenden Messgeräteart genaue Vorgaben für Stil und Größe der gestempelten (Schrift)-Zeichen. "Aptila": Ist das von der Firma eingeprägte Herstellerzeichen der Aptila GmBH, Berlin Z 410 steht entweder für "Zamak Zink-Druckguss-Legierung", dem Material des Waagbalkens oder es handelt sich um eine Herstellerkennung. ------ "PTR" steht für "Physikalisch-Technische Reichsanstalt" "1764 42 wb" ist das damals so genannte "Zulassungszeichen" oder "Beglaubigungszeichen" für die Waage. "1764" ist eine vom Waagenlabor vergebene Nummer. Die Aufzeichnungen des Waagenlabors und erst recht die Zulassungen selbst sind uns nicht überliefert. Man kann davon ausgehen, dass sie entweder ab 1943 bei der Verlagerung von PTR-Laboratorien nach Thüringen oder später in den Kriegs- und Nachkriegswirren verloren gegangen sind oder vernichtet wurden. Ohnehin sind Zulassungsdokumente nicht langzeit-archivwürdig. "wb" steht als Abkürzung für das Labor, das die Bauartprüfung und Zulassung vorgenommen hat. "wb" bedeutet Labor b für Waagen (s.u.) "42" ist das Jahr der Beglaubigung/Zulassung. Laut dem Amtsblatt der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, 15. Reihe, Berlin 5. Juli 1939, Nr. 2, auf Seite 40 müssen "einfache Laufgewichtswaagen auf dem Balken neben der Kennzeichnung des Verfertigers der Waage eine Fabriknummer tragen." Die zeitliche Einordnung: Die Entstehung der Waage muss - falls sich die Punze Z 410 auf den Zinkdruckguss bezieht - nach der Entwicklung von Zink-Druckguss (1930er - Jahre) und vor dem Ende der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt (1947) liegen. Leider lässt sich über die Marke / den Hersteller Aptila Berlin nichts herausfinden. Weiterhin war trotz ausführlicher Recherche kein Vergleichsobjekt zu finden. Da die Konstruktion der Waage als gesamtes ziemlich nach "do it yourself" aussieht, ist es durchaus möglich, dass sich der Firmenname nur auf die Mechanik der Waage, aber nicht auf die darunter liegenden Teile bezieht. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Dr.-Ing. Joachim E. Meier, Referatsleiter und Bibliotheksdirektor der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB, Braunschweig) für die Unterstützung bei der Entschlüsselung der Punzen.

Digitalisierung: Helge Klaus Rieder

CC0 1.0 Universal

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Location
Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz
Collection
Messinstrumente
Inventory number
HR 1018
Measurements
Höhe: 97 mm, Durchmesser: 42 cm, Stückzahl: 1, Höhe des Kessels: 39cm
Material/Technique
Eisen, verzinktes Eisenblech, Zink-Druckguss-Legierung Z 410

Related object and literature
Wikipedia: Mohr-Westphalsche Waage
Wikipedia Aräometer
Wikipedia Dichte
Jürgen Schnieder, 2015: W & G 3.5 . Waagen und Gewichtmacher und ihre Marken, nicht bekannt

Event
Herstellung
(who)
Aptila
(where)
Berlin
(when)
1930-1946 (?)

Rights
Freilichtmuseum Roscheider Hof
Last update
15.09.2025, 7:55 AM CEST

Data provider

This object is provided by:
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Object type

  • Waage (Meßinstrument)

Associated

  • Aptila

Time of origin

  • 1930-1946 (?)

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