Bestand

A Rep. 003-04-02 Städtische Irrenanstalt Herzberge (Bestand)

Vorwort: A Rep. 003-04-02 Städtische Irrenanstalt Herzberge

1. Krankenhausgeschichte

Zwischen 1868 und 1888 verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Reichshauptstadt Berlin von 700.000 auf 1,5 Millionen. Allein im Jahr 1871 gab es einen Zuzug von 133.700 Menschen nach Berlin. Damit wurde somit auch die Versorgung der psychisch Kranken zu einem Problem, das die Öffentlichkeit beschäftigte. Die Stadtverordnetenversammlung zu Berlin beschloss daher zur Verbesserung der Situation 1886 den Bau einer zweiten Berliner Psychiatrischen Anstalt. Sie sollte am östlichen Stadtrand entstehen - als Entsprechung der damaligen Irrenanstalt in Dalldorf. So kaufte die Stadt vom Gutsbesitzer Roeder im Juli 1887 das Rittergut Herzberge zum Bau einer "Städtischen Irrenanstalt" für den Osten der Stadt. Stadtbaurat Hermann W. A. Blankenstein erhielt im selben Jahr den Auftrag, die "2. Irrenanstalt von Berlin zu Herzberge bei Lichtenberg" zu bauen. Er hatte 1880 bereits die Anstalt in Dalldorf errichtet. 1888 konnte mit dem Bau der Anstalt in Herzberge begonnen werden. Auf ca. 96 ha erfolgte die Erschließung der Wege und Straßen nach der streng symmetrischen Anordnung der Häuser. Mit dem Bau der Gebäude die wurde auch die Gestaltung der Außenanlagen im Landschaftsstil vorgenommen.

Nach fünfjähriger Bauzeit wurde die "Irrenanstalt Herzberge" für 1050 Patienten eröffnet und nahm am 13. Juni 1893 die ersten Patienten auf. Unter ihrem ersten Direktor, dem Geheimen Medicinalrath Professor Carl Moeli und den Oberärzten Dr. Kortum und Dr. Otto entwickelte sich Herzberge rasch zu einer namhaften Einrichtung. Ab 1914 sorgte der Ärztliche Direktor Hugo Liepmann für eine Intensivierung der Krankenpflegeausbildung, vor allem im Hinblick auf die Betreuung Geisteskranker. 1925 wurde dann unter dem Ärztlichen Direktor Wilhelm Falkenberg die Einrichtung umbenannt in "Städtische Heil- und Pflegeanstalt Herzberge".

1931 wurde Prof. Kurt Hildebrandt zum Ärztlichen Direktor berufen. Er war ein Arzt, der bereits 1923 für die Tötung von psychisch Kranken eintrat. Nach dem Beginn der ersten Euthanasie-Aktionen wurden auch die Patienten aus Herzberge über so genannte Zwischenanstalten (z.B. Neuruppin) in Gaskammereinrichtungen "verlegt". 1941 hatte die Heil- und Pflegeanstalt als planmäßige Bettenzahl 2055 Betten zur Verfügung, davon 815 für Männer und 1240 für Frauen.
1942 wurde die Betreuung der psychiatrisch erkrankten Menschen in der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Herzberge eingeschränkt und die Anstalt diente als Städtisches Krankenhaus Herzberge fortan der Versorgung von Kriegsopfern und Infektionskranken.

Am 24. April 1945 wurde das Anstaltsgelände durch sowjetische Truppen besetzt. Erst am 17. und 19. August 1946 kamen die ersten Patienten aus Wittenau in die neu eröffneten psychiatrischen Stationen in Haus 6. 1949 bis 1958 sorgte Dr. Lothar Ziegelroth als Ärztlicher Direktor des Krankenhauses für eine schrittweise Umgestaltung zu einer psychiatrischen Einrichtung. 1961 wurde die Kinderpsychiatrische Abteilung eröffnet und 1971 wurde Herzberge in "Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Berlin Lichtenberg" umbenannt.

Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung kam es im Jahr 1992 zur Zusammenführung beider Krankenhäuser, die seit 1946 auf dem Gelände nebeneinander existiert hatten: das Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie und das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth. Unter dem Dach des Ev. Diakoniewerkes Königin Elisabeth (EDKE) wurde das Haus nun genannt "Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge" (KEH).

Seit 2001 wird der Krankenhausbetrieb durch eine gemeinnützige GmbH geleitet, deren Hauptgesellschafter die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel sind.

Die vorliegenden Krankenakten erhielt das Landesarchiv Berlin mit der Abgabe von Akten der Wittenauer Heilstätten durch das VIVANTES-Klinikum 2008.

2. Bestandsbeschreibung

Der Bestand umfasst 66 Krankenakten (0,30 lfm) mit der Laufzeit 1893-1943.

Der Bestand in der Plankammer enthält sowohl Pläne, betr. den Privatgleisanschluß für die Irrenanstalt Herzberge und das Industriegebiet, als auch Baupläne zum Verwaltungsgebäude, den Krankenhausbauten, den Wirtschafts- und Versorgungsgebäuden sowie den Wohngebäuden. Es handelt sich hier um 40 Verzeichnungseinheiten mit 58 Blatt, deren Laufzeit die Jahre 1888 - 1915 (1941) umfasst.

Der Bestand ist nun über Datenbank und Findbuch zugänglich.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, A Rep. 003-04-02, Nr. ... .

3. Korrespondierende Bestände

A Pr.Br.Rep. 030-02-05 - Polizeipräsidium Berlin-Kriminalpolizeileitstelle-Allgemein
A Rep. 000-02-01 - Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin
A Rep. 001-06 - Magistrat der Stadt Berlin, Personalbüro
A Rep. 003-03 - Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für das Gesundheitswesen / Hauptgesund-heitsamt
A Rep. 003-04-01 - Städtische Heil- und Pflegeanstalt Buch
A Rep. 003-04-04 - Wittenauer Heilstätten der Stadt Berlin
A Rep. 003-04-11 - Städtische Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten
A Rep. 003-04-13 - Städtisches Hufeland-Hospital
A Rep. 003-04-16 - Städtische Nervenklinik für Kinder in Wiesengrund
A Rep. 003-04-18 - Städtisches Ludwig-Hoffmann-Hospital
A Rep. 010-01-01 - Magistrat der Stadt Berlin, Städtische Hochbaudeputation
A Rep. 010-01-02 - Magistrat der Stadt Berlin, Städtische Tiefbaudeputation
A Rep. 013-01-08 - Magistrat der Stadt Berlin, Lebensmittelversorgungsstellen - Kartoffelversorgung
A Rep. 047-08 - Bezirksamt Berlin-Lichtenberg (1920 - 1945)
A Rep. 048-04-01 - Amtsverwaltung Hohenschönhausen
A Rep. 358-02 - Generalstaatsanwaltschaft bei dem Landgericht - Verfahren 1933 - 1945
B Rep. 080 - Landesverwaltungsamt Berlin
F Rep. 290-09-03 - Lichtenberger Heimatarchiv


4. Literatur


Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin Bd. II, Berlin 1987.
Berliner Reminiszenzen No. 75: Spaziergänge in Lichtenberg, Berlin 1996.
Krankenhausgeschichte auf der Internetseite des KEH: www.keh-berlin.de.
Moeli, Carl: Die Irren-Anstalt der Stadt Berlin in Lichtenberg, Berlin 1896.
Loos, Herbert G.: Herzberge : Die Geschichte des psychiatrischen Krankenhauses Berlin-Herzberge von 1893 bis 1993, Berlin 2013 In: Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte ; Bd. 23






Berlin, März 2015/Juni 2017 Kerstin Bötticher

Reference number of holding
A Rep. 003-04-02

Context
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 003-04-ff. Städtische Krankenhäuser sowie Heil- und Pflegeanstalten

Date of creation of holding
1893 - 1943

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28.02.2025, 2:13 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1893 - 1943

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