Gemälde

Die Toilette

Das kleine Bildchen zeigt die Halbfigur einer älteren, an einem Tisch sitzenden Frau, die sich vor einem Spiegel zurecht macht. Anders als teilweise beschrieben. Sie ist damit beschäftigt, sich zu schmücken und eine goldene Kette umzulegen - ein Vorgang, der auch durch den an ihrem linken kleinen Finger sichtbaren Ring unterstrichen wird. Konzentriert blickt sie in einen aufrecht auf dem Tisch stehenden Spiegel mit massivem Holzrahmen. Direkt vor ihr auf dem Tisch befinden sich Accessoires für die Toilette: ein Glasfläschchen, einige Ringe und ein gesägter Kamm. Das schwarze Kostüm der Frau ist hochgeschlossen und mit einem in zahlreichen Lagen, flach auf die Schultern fallenden Spitzenkragen versehen. Das Haar hat sie straff zurückgenommen und unter einer weißen Haube bedeckt. Vermutlich wegen des Monogramms (AB) im Hintergrund rechts, sicher jedoch auch aufgrund der sehr frei und dünn aufgetragenen Malerei wurde das Bild bis 1986 durchweg als Werk von Adriaen Brouwer beurteilt. Auch Bode schätzte das Täfelchen offensichtlich außerordentlich, da er es 1874 mit auf die „Liste der in engster Auswahl bezeichneten Gemälde“ der Sammlung Suermondt aufnahm. Und tatsächlich steht das Werk in der Ausführung der Maltechnik Brouwers überaus nahe. Es ist keine Unterzeichnung sichtbar. Die Malerei ist streifig angelegt und weist eine durchscheinende Grundierung auf, über die im Hintergrund partiell eine opake, leicht grünliche Farbschicht gesetzt wurde - ein für Brouwer charakteristischer Bildaufbau. Zudem sind die Lichthöhungen - wie bei Brouwer- frei, jedoch mit großer Präzision und in erstaunlicher Variationsbreite ausgeführt. So sind die Glanzlichter auf dem kleinen Fläschchen eher verschwimmend und leicht diffus gesetzt. Die zarte Spitze an der Haube besteht dagegen aus feinen, kurzen, zu Dreiecken zusammengesetzten Strichen und findet sich fast identisch auf Brouwers Werk „Die Raucher“ im Metropolitan Museum wieder. Die maltechnische Ausführung ist trotz des kleinen Formates sehr frei und souverän im Auftrag und gleichzeitig genau in der Wiedergabe von Details, eine Vorgehensweise, die sich mit Brouwers Maltechnik deckt. Insgesamt ist die Darstellung für ein Gemälde seiner Hand jedoch ungewöhnlich bürgerlich und entbehrt der sonst für ihn so charakteristischen Drastik. Untypisch ist auch der vergleichsweise dichte Farbauftrag im Kostüm und Gesicht der Frau sowie die sehr reduzierte Farbpalette des Bildes. Wie ein Pentiment im Bereich des oberen Rückens, direkt unterhalb des weißen Kragens, zeigt, war der Körper der Frau ursprünglich breiter angelegt. Hier hatte der Maler offensichtlich mit zu voluminös angelegten Proportionen zu kämpfen. Aufgrund des Pentimentes am Rücken und eines weiteren in der Haube, ist davon auszugehen, dass es sich bei dem Bild um ein eigenständiges Original und nicht um eine Kopie handelt. Die ehemals gut sichtbare Signatur des Bildes ist kein zwingender Beleg für die Eigenhändigkeit Brouwers, da sich sein Monogramm auf zahlreichen Kopien, Versionen und Varianten von anderer Hand nachweisen lässt, stellt jedoch einen möglichen, zusätzlichen Beleg seiner Autorschaft dar. Leider sind die Reste der Signatur heute nur noch schwach unter dem Mikroskop erkennbar. Konkrete Aussagen zur Authentizität des Monogramms sind nicht mehr möglich. Zusammenfassend lässt sich damit feststellen, dass eine Zuschreibung des Werkes an Adriaen Brouwer naheliegt, es zumindest jedoch in seiner unmittelbaren Umgebung entstanden sein dürfte. Das Berliner Bild darf als eine Art Vorläufer des in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in den nördlichen Niederlanden sehr populären Themas der Frau bei der Toilette gelten. SIGNATUR / INSCHRIFT: Bezeichnet mit dem Monogramm rechts: AB (heute kaum noch lesbar)

Gesamtansicht, freigestellt | Fotograf*in: Volker-H. Schneider

Public Domain Mark 1.0 Universal

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Location
Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
Inventory number
853A
Measurements
Rahmenaußenmaß: 34,1 x 30 cm
Bildmaß: 18,5 x 13,5 cm
Material/Technique
Eichenholz

Event
Eigentumswechsel
(description)
1874 Ankauf mit der Sammlung des Bankiers Barthold Suermondt, Aachen
Event
Herstellung
(who)
(where)
Flandern
(when)
1620 - 1640

Last update
09.04.2025, 10:13 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Gemälde

Associated

Time of origin

  • 1620 - 1640

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