Bestand

200,123/Nachlass Carl Schreck (Bestand)

Form und Inhalt: Vorwort zum Bestand 200,123/Nachlass Carl Schreck (1873-1956)


Biographie

Carl Schreck wurde am 6. September 1873 als drittes und jüngstes Kind des Schneiders und Kleinschriften-Hausierhändlers ("Colporteur") Carl Friedrich Schreck (1828-1888) und dessen Ehefrau Anna Auguste Schreck geb. Hettenhausen (1833-1900) in Bielefeld geboren. Nach dem Besuch der Volksschule 1879 bis 1887 lernte Carl Schreck bis 1890 das Tischlerhandwerk und ging zur Fortbildungsschule, war bis 1905 Geselle und danach bis 1910 selbständiger Tischlermeister.

Um 1890 war er der SPD beigetreten und amtierte vom 15. Januar 1911 bis 1926 als Bezirksparteisekretär und Vorsitzender des SPD-Bezirksvorstands Östliches Westfalen und beide Lippe. Von 1905 bis 1926 hatte er den Vorsitz des Gewerkschaftskartells in Bielefeld inne, stand von 1913 bis 1933 dem Bezirksvorstand der Sozialistischen Arbeiter-Jugend vor und war von 1906 bis 1911 Bevollmächtigter des Holzarbeiterverbands. 1918 war er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats in Bielefeld.

In den Anfangsjahren seiner Parteitätigkeit trat Schreck hauptsächlich als öffentlicher Redner und Publizist in Erscheinung. 1919 erhielt er ein Mandat in der Weimarer Nationalversammlung und bis 1921 im Preußischen Landtag. Anschließend saß Schreck von Juni 1920 bis Mai 1933 ohne Unterbrechung im Deutschen Reichstag. Von 1920 bis 1933 war er Mitglied des Preußischen Staatsrats und des Bielefelder Stadtrats.

In den 1920er Jahren war Schreck Mitglied des Reichsausschusses für soziale Bildungsarbeit und der Zentralkommission für Sport und Körperpflege. Des Weiteren war er Vorsitzender der Freien Volksbühne in Bielefeld (1919-1933), Gründungsvorsitzender der Naturfreunde-Ortsgruppe Bielefeld und Mitglied des amtlichen Schlichtungsausschusses.

Am 31. August 1921 heiratete er in Bielefeld die im Vorjahr verwitwete Friederike Wilhelmine Auguste Viertmann geb. Kopp (1870-1956). Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor.

Aufgrund einer Regime-kritischen Rede in der Gaststätte Ramsbrock in Senne II am 9. März 1933 wurde Schreck am 2. April 1933 wegen "Verleumdung und Verächtlichmachung der Reichsregierung" inhaftiert. Nach der Haftentlassung aus dem Bielefelder Gerichtsgefängnis am 15. Mai 1933 legte er sein Reichstagsmandat nieder und stand danach weiter unter polizeilicher Aufsicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schreck maßgeblich am Wiederaufbau der SPD in Bielefeld und im Bezirk Westfalen beteiligt. Zudem war er Vorsitzender des Entnazifizierungsausschusses in Bielefeld.

Carl Schreck starb am 14. April 1956 im Franziskus-Hospital in Bielefeld.


Hinweise zur Verzeichnung

Der Nachlass Carl Schreck ist größtenteils durch seine Parteitätigkeit bestimmt, darunter die Zusammenarbeit mit den SPD-Politikern Emil Groß und Artur Ladebeck. Zudem sind persönlichen Notizen und Korrespondenz enthalten. Schrecks Zeitungsauschnitt- und Materialsammlungen decken seine Parteitätigkeit ab und enthalten auch eigene Veröffentlichungen. Der zeitliche Schwerpunkte der Sammlung liegt zwischen 1900 und 1950 mit Entnazifizierungsverfahren und Redemokratisierung. Der Nachlass enthält nur wenige Dokumente aus der Zeit zwischen 1933 und 1945.

Der Nachlass wurde im September 2016 durch Philipp Guhl während eines Praktikums verzeichnet. Im Rahmen dieser Erschließung wurden eindeutige Nachlass-Dokumente, die vormals dem Bestand 250,2/SPD, OWL als Nr. 503, 546, 547, 548 und 824 sowie Teile von Nr. 549 und als nicht verzeichnete Stücke zugeordnet waren, in den Bestand 200,123/Nachlass Carl Schreck eingearbeitet.

Die Archivalie Bestand 200,27/Nachlass Emil und Maria Gross, Nr. 41 enthält Entschädigungsunterlagen von Carl Schreck mit Dokumenten von 1927 bis 1958, darunter seinen Anstellungsvertrag als SPD-Bezirkssekretär, 1928, diverse Mitgliedsausweise von Rentenversicherungsvereinen, Prozessangelegenheiten (u.a. gegen die Deutsche Arbeitsfront) sowie Rechnungen und Quittungen als Fliegergeschädigter.


Benutzungshinweise

- Archivalienbestellungen: 200,123/Nachlass Schreck, Nr.
- Zitation: Stadtarchiv Bielefeld oder StArchBI, Best. 200,123/Nachlass Carl Schreck, Nr.


Literatur

- Kühne, Hans-Jörg, Die SPD in Ostwestfalen-Lippe nach 1945: Der Sieg der Traditionalisten, Regensburg 1995
- Münkel, Daniela/Peter Struck (Hg.), Das Ermächtigungsgesetz 1933. Eine Dokumentation zum 75. Jahrestag, Berlin 2008, S. 188
- Schröder, Wilhelm Heinz, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933. Biographien - Chronik - Wahldokumentation (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 7) Düsseldorf 1995, S. 735
- Schumacher, Martin (Hg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945. Eine biographische Dokumentation, 3. Aufl., Düsseldorf 1994, S. 441


Philipp Guhl

Dr. Jochen Rath
Archivleiter
Bielefeld, September 2016/Oktober 2017

Bestandssignatur
200,123/NL Carl Schreck

Kontext
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Nichtamtliches Schriftgut >> Familienarchive und Nachlässe

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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