AV-Materialien
Nürnberger Prozeß: Gespräch mit zwei deutschen Korrespondenten
Thema des Gesprächs sind die Arbeitsmöglichkeiten deutscher Korrespondenten beim Nürnberger Prozeß und ihr Eindruck von den Verhandlungen.
ab 00'11: (O-Ton) Henry Bernhard, Mitherausgeber der Stuttgarter Zeitung: Wechselt sich bei der Berichterstattung vom Nürnberger Prozeß mit seinen Kollegen ab. Leser sollen "ein objektives Bild" vom Prozeß bekommen (0'41)
ab 00'52: Walter Fritze, Geschäftsführer der Deutschen Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA): DANA versorgt die deutschen Zeitungen in der amerikanischen Zone mit den Nachrichten aus dem In- und Ausland. Ist als Sonderberichterstatter in Nürnberg. War vor 1933 für die Arbeiterpresse tätig. Schutzhaft und KZ. In englischer Kriegsgefangenschaft schrieb er für die 'Deutsche Zeitung'. Die amerikanische Militärregierung holte ihn nach Bad Nauheim zur DANA. Als deutsche Journalisten werden sie in Nürnberg von ihren ausländischen Kollegen gleichberechtigt behandelt. Einblick in die Originaldokumente des Prozesses ist möglich (2'59)
ab 03'50: (O-Ton) Bernhard: Gründliche Vorbereitung des Prozesses in technischer Hinsicht. Übersetzung des Prozeßverlaufs in verschiedene Sprachen. Prozeßunterlagen. Keine Behinderung der Berichterstattung. Atmosphäre des Prozesses im Vergleich zu den großen Schauprozessen des Nationalsozialismus. Reichstagsbrandprozeß. Prozeß gegen die Männer des 20. Juli 1944. In Nürnberg gibt es keine Beschränkung der Verteidigung (3'28)
ab 07'19: (O-Ton) Fritze: Verhandlung ist sachlich. Prozeß als eine "Geschichtsstunde für das deutsche Volk". Es "geht ein Zug von Millionen Toten durch diesen Gerichtssaal". Erzählt von einem Häftling des KZ Buchenwald, der ihm noch vor dem Ende des Dritten Reichs von Lampenschirmen aus Menschenhaut berichtete. Er glaubte dies erst, als er die Beweise dafür in Nürnberg sah. Kopf eines erhängten Polen, den sich die Nazis als Schmuckstück aufbewahrten (2'37)
ab 09'57: (O-Ton) Bernhard: Die meisten Angeklagten gehören zu den Kämpfern gegen eine deutsche Verständigungspolitik. Ihre Mittel waren Lüge, Verleumdung und Mord. Die Mörder von Außenminister Walter Rathenau wurden im Dritten Reich als Helden gefeiert. Einer der "ärgsten Hetzer" war AlfredRosenberg. Andere waren Walter Funk und Hans Fritzsche. Kennt die Wegbereiter des Dritten Reichs wie Hjalmar Schachtals damaliger Mitarbeiter des Außenministers Gustav Stresemann. Vertrauen des deutschen Volkes wurde von Männern mißbraucht, die sich von den Nationalsozialisten einspannen ließen. In der Anklage stehen auch die Verbrechen gegen das eigene Volk. Hat den Eindruck, daß sich die Angeklagten der Schwere ihrer Schuld nicht voll bewußt sind. Lebhaftigkeit der Angeklagten in den Pausen darf nicht falsch eingeschätzt werden. Sie ist eine Reaktion auf die Einzelhaft und der Versuch, Unbefangenheit zu heucheln (4'34)
- Archivaliensignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 5/001 D451006/007
- Umfang
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0:14:31
- Kontext
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Tondokumente der SDR-Wortdokumentation aus den Jahren 1945 bis 1949 >> Tondokumente des Jahres 1945 >> Dezember 1945
- Bestand
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 5/001 Tondokumente der SDR-Wortdokumentation aus den Jahren 1945 bis 1949
- Indexbegriff Sache
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Kriegsverbrechen
Nationalsozialismus: Folgen: Nürnberger Prozeß
- Laufzeit
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Dienstag, 18. Dezember 1945
- Weitere Objektseiten
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 16:51 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- AV-Materialien
Entstanden
- Dienstag, 18. Dezember 1945