Bestand

Gerichtsamt Frohburg (Bestand)

Geschichte: Nach nur dreimonatigem Bestehen des Königlichen Gerichts Frohburg ging aus dieser Gerichtsstelle im Oktober 1856 das Gerichtsamt Frohburg hervor. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Bezirksgericht Borna. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Frohburg mit Rödgen und 22 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation erhielt die Amtshauptmannschaft Borna 1874 die Verwaltungsbefugnisse, das Amtsgericht Frohburg 1879 die juristischen Befugnisse.

Inhalt: Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.

Ausführliche Einleitung: Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Bis Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit in dem zum Justizamt bzw. Königlichen Landgericht Borna zählenden so genannten Vasallenstädtchen Frohburg dem dortigen Rittergut. Die Zählebigkeit der gutsherrlichen Strukturen in Frohburg und Umgebung zeigt sich u. a. daran, dass es keine freiwilligen Abtretungen von Patrimonialgerichtsbarkeiten an den Staat gab. Die Jurisdiktionen der Rittergüter Frohburg, Kleineschefeld und Gnandstein wurden per Gesetz für den Staat übernommen. Sie gingen auf das am 27. Juni 1856 eröffnete Königliche Gericht Frohburg über, dem auch ein Teil der Gerichtsbarkeit des zu diesem Zeitpunkt aufgelösten Königlichen Gerichts Kohren übertragen wurde. [02] Als Nachfolgebehörde wurde auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Frohburg eröffnet. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Borna. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Frohburg mit Rödgen und 22 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk (Übersicht siehe Anlage 1).

Sitz des Gerichtsamtes war ein Gebäude in der alten Amtsgasse, der heutigen Dr.-Zamenhof-Straße.

Zum Gerichtsamtmann wurde Heinrich Ludwig Wagner ernannt, der bereits bei den Vorgängerbehörden - dem Patrimonialgericht Frohburg und dem Königlichen Gericht Frohburg - als Gerichtsverwalter bzw. Direktor tätig war. (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2)

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Borna zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Frohburg.

Der Bestand Gerichtsamt Frohburg umfasst rund 200 Akten, die den Zeitraum von 1817 - 1879 betreffen, wobei zwei Akten bei den Kirchenangelegenheiten sogar bis 1627 bzw. 1741 zurückreichen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtshauptmannschaft Borna, Amtsgericht Frohburg und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie das Kreisarchiv und der Rat des Kreises Döbeln. [04]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus verschiedenen Rittergutsbeständen und aus dem Bestand Amtsgericht Frohburg herausgelöst. Die meisten Akten aber befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Borna, Amtshauptmannschaft Rochlitz und Amt Borna. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Auffallend im Bestand ist, dass keine Akten zu Nachlassangelegenheiten und zur Strafgerichtsbarkeit überliefert sind, auch die Zivilgerichtsbarkeit ist nur schwach repräsentiert. Andererseits können die vorhandenen allgemeinen Gerichtsprotokolle für einzelne Orte im Gerichtsamtsbezirk durchaus einen Einblick in die dortige Rechtspflege vermitteln. Dominant innerhalb des Bestandes sind die Verwaltungsakten, die Heimat-, Gemeinde-, Jagd- und Gewerbeangelegenheiten betreffen. Vertreten sind auch nahezu alle anderen Bereiche der Lokaverwaltung, so dass sich einige Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Frohburg in jener Zeit ziehen lassen.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig können Amt Borna, Königliches Gericht Kohren, Amtshauptmannschaft Borna, Amtsgericht Frohburg und Bezirksschulrat Borna genutzt werden. Aus den Beständen der Rittergüter sind Frohburg, Gnandstein sowie Sahlis mit Rüdigsdorf hervorzuheben.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Frohburg


(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857-1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1879: Heinrich Ludwig Wagner (vorher Gerichtsverwalter des Patrimonialgerichts Frohburg)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Anton Römisch

- Carl Woldemar Hüttner

- Otto Richard Alexander Scheibe

- Alwin Theodor Klimmer

- Franz Paul Meusel

- Ludwig Philipp Fuhrmann

- Dr. Paul Ludwig Knäbel

- Hermann Adolph Mietzsch



Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.




[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] LZ, 01.07.1856, S. 3703.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.

Reference number of holding
Sächsisches Staatsarchiv, 20089
Extent
2,40 (nur lfm)

Context
Sächsisches Staatsarchiv (Beständegliederung) >> 02. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945 >> 02.03 Fachbehörden und nachgeordnete Einrichtungen >> 02.03.04 Justiz >> 02.03.04.02 Gerichte >> 02.03.04.02.05 Gerichtsämter

Date of creation of holding
1627, 1741, 1817 - 1879

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Rights
Es gilt die Sächsische Archivbenutzungsverordnung vom 8. September 2022 (SächsGVBl. S. 526).
Last update
27.11.2023, 8:58 AM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1627, 1741, 1817 - 1879

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