Archivale
Bodenschatz, Heinrich (E)
enthaelt: 1. Seite 80: Träumer-Glück. // Dr. Bruno Wille // Friedrichshagen // Ich war ein Kind mit großen Kinderaugen, // Die nur zum träumerischen Schau'n // Nicht zum Berechnen und zum schlauen // Erwerben taugen; // In dumpfen Stuben bangte mir, ich schaute // Gespräche mit nüchtern kluger Leute. // Und stahl mich fort mit stiller Wonne // Zu Blumen, Gras und Sonne.
Da sog ich Luft wie ein Befreiter, lauschte // Den Bienen, Grillen, schwankendem Gesträuch, // Das wogengleich im weichen Winde rauschte; // Mit Staunen und Entzücken schaute // Mein Aug empor zu ihm, // Der tief und weithin blaute; // Und der betörte Träumersinn // Schwamm mit dem wunderbaren, // Wie Schneegebirge klaren // Gewölke sanft dahin.
Seite 81: So wuchs ich auf. Und allezeit getreu // Blieb meinem Aug das träumerische Schaun, // Doch ich bedachte nie: Der Schatz der Auen // Sind nicht die bunten Blumen sondern Heu. // Was blau und rot im Ährenfelde blüht, // Ist nicht dem Bauch des Erntesackers hold, // Und nur eines Dichters träumerisches Gemüt // Trägt wenig Körnchen irdisch Gold.
Nun steh'n die Äcker braun und stoppelig nackt // Geschorne Wiesen werden bleich und bleicher, // Und mir zum Spotte tanzt im fremden Speicher // Der plumpe Flegel trocknen Erntetakt. // Am Dornstrauch sitz` ich, trübe wie der Himmel // Verwelkte Blätter zerrt ein rauher Wind, // Scheucht mürrisch fort das raschelnde Gewimmel, // Nur träumend starr ich nach, ich großes, dummes, // Kind.
Der Winter kommt. Ich werde frieren, darben // Und wie die arme Maus im Stoppelwald // Mich nähren von dem Abfall fremder Garben, // Vielleicht auch sterb' ich bald ... // Mag sein! Doch schließ ich ohne Reue // Und segne dankbar meinen Träumerblick // Er ließ mich lieben Flur und Himmelsbläue // Und diese Liebe war mein Lebensglück.
Seite 82: Beherzigung. // Goethe // Ach, was soll der Mensch verlangen? // Ist es besser, ruhig bleiben? // Klammernd fest sich anzuhangen? // Ist es besser sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen? // Soll er unter Zelten leben? // Soll er auf die Felsen trauen? // Selbst die festen Felsen beben.
Einer schickt sich nicht für alle! // Sehe jeder, wie er's treibe; // Sehe jeder, wo er bleibe, // Und wer steht, daß er nicht falle.
Freundschaft. // Schiller. // Wenn eines Menschen Seele du gewonnen // Und in sein Innres tief hineingeschaut // Und ihn erfunden einen klare[n] Bronnen, // In dessen reiner Flut der Himmel blaut. // Laß Deine Zuversicht durch nichts dir rauben
Seite 83: Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz, // Als daß Du grundlos ihm entzieh'st den Glauben, // Kein größeres Glück als ein vertrauend Herz. // Laß adlermutig Deine Liebe schweifen // Bis dicht an die Unmöglichkeit hinan, // Kannst du Du des Freundes Herz nicht mehr // begreifen, // Dann fängt der Freundschaft frommer // Glaube an.
2.-
3. Zur dauernden Erinnerung! // Heinrich Bodenschatz
4. Berlin, 26.2.[19]12
5.-
6.-
7.-
- Archivaliensignatur
-
4 Seite 80-83
- Kontext
-
XP >> 2. Stammbucheinträge
- Bestand
-
XP
- Indexbegriff Person
-
Bodenschatz, Heinrich (E)
- Indexbegriff Ort
-
Berlin
- Laufzeit
-
26.2.1912
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
17.06.2025, 13:31 MESZ
Datenpartner
Stadtarchiv Hof. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivale
Entstanden
- 26.2.1912