Bestand

306 - Leopold Hanselmann (Bestand)

Vorwort: Abt. 306 - Leopold Hanselmann
Umfang: 6010 Fotografien (davon 5765 Glasplattennegative, 38 Planfilme und 17 Positive = 5823 VE) = 79 Kartons = 8 lfm
Laufzeit: 1930 - 1940
Der umfangreiche, qualitätvolle fotografische Nachlass des Pressefotografen Hanselmann mit Schwerpunkt in den Jahren 1934 bis 1939 ist offenbar (wobei näheres bislang nicht bekannt ist, schriftliche Aufzeichnungen konnten bislang nicht ausgemacht werden) kurz nach Hanselmanns Ableben 1942 auf die von Dr. Friedrich M. Illert geleiteten Städtischen Kulturinstitute übergegangen. Deren Leiter Dr. Friedrich M. Illert hatte seit den 30er Jahren Bemühungen um den Aufbau einer Fotoabteilung innerhalb der seit 1934 zusammengefaßten ‚Städtischen Kulturinstitute' forciert und war schon in den Vorkriegsjahren persönlich mit Hanselmann bekannt und mit seiner Arbeit vertraut und verbunden. In Zusammenarbeit mit dem bekannten Fotohaus Füller war Illert seit den 20er und 30er Jahren der Aufbau eines umfangreichen Bildarchivs gelungen, als die Materialien aus Hanselmanns Besitz vom Museum übernommen wurden; dies ist offenbar kurz nach dessen Tod erfolgt. Seither wurde nur ein Bruchteil der Fotos entwickelt und unter verschiedenen sachthematischen Betreffen in die Alben der seit 1982 als Teil des Stadtarchivs im Raschi-Haus untergebrachten Fotoabteilung eingeordnet.
Im Jahre 1997 begannen Bemühungen um eine systematische Erschließung und Inventarisierung des gesamten Bestandes, die weitgehend abgeschlossen sind. Im Jahre 2000 erschien ein mit Bildmaterial ausgestatteter Fotoband zu Hanselmanns Wirken im Erfurter Sutton-Verlag. Im Vorwort des Buches heißt es: "Der vorliegende Band versucht, unter fünf Rubriken einen Überblick über das überlieferte Fotomaterial Hanselmanns zu geben, der vor dem Krieg in der Stadt ein bekannter Mann war. Die Aufnahmen, von denen etliche in den Wormser Zeitungen veröffentlicht wurden, stammen nahezu alle aus den Jahren 1935 bis 1939. So hochwertig und wichtig das Bildmaterial ohne Zweifel für die lokale und regionale Geschichte, für Volkskunde und die überörtliche historische Forschung ist, von den Umständen seiner Entstehung in den Jahren der NS-Gewaltherrschaft und dem Blickwinkel des Fotografen abgelöst kann es nicht angemessen bewertet werden. Es zeigt eine Stadt und ihre Bewohner in einer trügerischen, friedlichen Zeit, wenige Jahre vor Krieg und Zerstörung 1939 bis 1945. Die Bearbeiter des 2000 erschienenen Bildbandes haben sich dabei - im Wissen um diese Problematik - vor allem zum Ziel gesetzt, das erst seit kurzem in Quantität und Qualität bekannte Werk Hanselmanns anläßlich dessen hundertsten Geburtstags bekannt und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um einer weiteren Würdigung und Aufarbeitung der Dokumente den nötigen Nachdruck zu verleihen."
2016/17 erfolgte die fachgerechte Digitalisierung des Bestandes durch einen externen Dienstleister einschließlich einer Umbettung der Fotografien in säurefreie Umschläge und Lagerung in archivgerechten Boxen. Es wurden jeweils eine tiff- und eine jpg-Datei erstellt und auf dem Archivserver hinterlegt.
Zur Person
Der Pressefotograf Leopold Hanselmann (1900-1942) und sein Nachlaß im Stadtarchiv Worms
Leopold August Hanselmann wurde am 6.4.1900 in Gonsenheim bei Mainz als Sohn des im Ersten Weltkrieg gefallenen Metzgermeisters Peter Hanselmann und seiner Frau Franziska (geb. Emmelheinz) geboren. Spätestens seit seiner Heirat im Jahre 1925 war er als Fotograf in Worms tätig, zunächst selbständig, dann - in jedem Fall seit dem Frühsommer 1930 - als Pressefotograf für die Wormser Volkszeitung, die im Gegensatz zur nationalliberalen Wormser Zeitung eine linksliberal-freisinnige Orientierung besaß. Seinen ersten durch im Stadtarchiv erhaltene Fotos dokumentierten größeren Einsatz hatte er offenbar bei den Befreiungsfeiern anläßlich des Abzugs der französischen Besatzungstruppen am 30. Juni/1. Juli 1930. Hanselmann hatte sich zunächst vor allem als Sportreporter einen Namen gemacht. Mit seiner Person ist die Verbreitung der erfolgreichen Bildreportage im sehr populären Sportteil der Wormser Volkszeitung (Mittelrheinische Sportzeitung) verbunden. Auch in den 30er Jahren hat er hervorragende Sportaufnahmen gefertigt, die in zahlreichen überregionalen Sportzeitungen (darunter dem ‚Kicker') erschienen sind. Nach der Fusion der Wormser Volkszeitung mit der Wormser Zeitung wechselte Hanselmann offenbar zu der anfangs als Parteiorgan der NSDAP erschienenen, bald die Zeitungslandschaft in Worms dominierenden Wormser Tageszeitung über. Sofort nach Kriegsbeginn kam Hanselmann in der Propagandakompanie 696 als Kriegsberichterstatter zum Einsatz. Seither sind nur noch wenige Wormser Aufnahmen bekannt, zuletzt vom ‚Tag der Deutschen Polizei' (Januar 1941). Sein Einsatz im Operationsgebiet der Westfront seit April 1940 bzw. bei den Kämpfen im Laufe des Frankreichfeldzuges sind ebenso bezeugt wie die Teilnahme an der Besetzung Frankreichs zwischen Juni 1940 und Januar 1942. An den Folgen einer im Laufe des Westfeldzuges und der anschließenden Berichterstattung aus dem besetzten Frankreich erlittenen Herzerkrankung verstarb Hanselmann am 21.3.1942 in dem im Wormser Krankenhaus Martinsstift eingerichteten Reservelazarett, in das er im Dezember 1941 gekommen war. Der Nachruf in der WTZ, verfaßt vom langjährigen Verleger Dr. Haller von der ehemaligen Wormser Volkszeitung vom 23.3.1942 für den "langjährige(n) Bildschriftleiter und Leiter unserer chemigraphischen Abteilung" betont die Pinonierhaftigkeit seiner Arbeit, denn "mit seinem Namen ist zu einem großen Teil der Aufbau und der spätere Ausbau der Presse-Bildberichterstattung (....) verknüpft. Künstlerischer Blick, unermüdlicher Arbeitseinsatz und technische Fertigkeiten" werden ihm gleichermaßen zugeschrieben. Hanselmanns Frau verzog 1944 mit den beiden Söhnen nach Nordheim.
(Text G. Bönnen, Stand 2000)
Material zur Biographie Hanselmanns
geb. 6.4.1900 in Gonsenheim bei Mainz, kath., Vater: Metzgermeister Peter Leopold H. (16.3.1869 - 1915) (lt. Landesadreßbuch 1907, S. 244 Metzgerei in Schulstraße 46), Ehefrau: Franziska geb. Emmelheinz
StA Mz (Brief v. 7.11.2000): Wählerliste Gonsenheim Reichstagswahl 1912: Peter Leop. Hanselmann, Viehhändler; Adreßbuch 1913 unter Gonsenheim eingetragen Peter H. in der Turnerstr. 30, 1917 kein Eintrag mehr
- mit seiner Mutter zugezogen nach Worms (lt. Meldekarte) 24.4.1920 von Mainz-Mombach, wohnhaft (mit seiner Mutter) Siegfriedstr. 20, Mutter wohnt ab Okt. 1924 Kämmererstr. 40, verzieht Juli 1924 nach Darmstadt
- nach seiner Anmeldung April 1920 von Juli bis September 1920 nach Berchtesgaden abgemeldet; hat sich Anfang 1922 bis Frühjahr 1923 nach Lörrach abgemeldet
- ab Januar 1926 in der Burkhardstraße 27 wohnend (bis dahin bei seiner Mutter in der Siegfriedstraße)
- lt. Gewerbetagebuch (Abt. 5 Nr. 5943) (Nr. 75) am 4.4.1923 Anmeldung des Gewerbes (Fotograf): Atelier in der Siegfriedstr. 20 zusammen mit Heinrich Aumüller
- im Anschluß daran Übernahme des Ateliers des Fotografen Alexander Hansen (Hagenstr. 26, geb. 1853 in Warschau, 1889 zugezogen: vgl. Abt. 13 Nr. 2506, im AB 1922 noch erwähnt, Gewerbeabmeldung Dez. 1923, Nr. 314), im AB 1925 Hanselmann u. Aumüller, Atelier Hagenstr. 26)
- AB 1927: eigene Photogr. Anstalt in seinem Wohnhaus Burkhardstr. 27 bis 1933 im AB belegt, 1937 nicht mehr, im AB 1939 als ‚Bildberichterstatter' eingetragen (bis dahin ‚Fotograf')
4.11.1925 Heirat in Worms (Elisabeth Schnellbächer, geb. 29.9.1902 in Osthofen, ev., seit 31.7.1920 gemeldet; Trauzeugen: Obertelegrafensekretär i.R. Georg H. Schnellbächer, 64 Jahre, Burkhardstr. 27; Finanzangestellter Franz Jacob Herr, 44 J., Lohr am Main), Wohnung Burkhardstr. 27 bis zum Schluß; Geburt der Söhne Heinrich Günter (21.6.1926 Worms, Werner 16.8.1929 Worms)
- spätestens seit Sommer 1930 als Pressefotograf für die Wormser Volkszeitung tätig, erster großer Einsatz (auch zahlreiche Fotos erhalten) bei der Befreiungsfeier am 30.6./1.7.1930; hier hat er sich vor allem mit seinen Sportreportagen einen Namen gemacht (Anträge auf Ausstellung eines Presseausweises für Mai 1930 (genannt als ‚Pressephotograph der Wormser Volks- und Tageszeitung'bzw. ‚unser Pressefotograf'), Januar 1932 und 1935 erhalten, vgl. StAWo Abt. 13 Nr. 1381), Erwähnung März 1937 anläßlich des Verlustes seiner Bildberichterstatter-Armbinde zum Passieren der Sperren beim großen staatspolitischen und parteilichen Veranstaltungen (Abt. 13 Nr. 1376)
- zudem Arbeit für die 'Wormser Tageszeitung' (NSDAP-Organ); sofort ab Kriegsbeginn 1.9.1939 Einsatz in der Propagandakompanie 696 (lt. Wehrpaß, hier Berufsangabe: ‚Bildschriftleiter') als Wehrpflichtiger untersucht Juni 1937: tauglich), Aufstellung der Einsätze 3.9.1939 bis 27.1.1942 (Westfeldzug und Besetzung Frankreichs), an den Folgen einer im Kriege erlittenen Krankheit im Reservelazarett in Worms am 21.3.1942 verstorben; Nachruf in der WTZ vom 23.3.1942 (Dr. Haller), seine Frau verzog 1944 mit den zwei Söhnen von Worms nach Nordheim
- Schreiben des Bundesarchivs v. 6.11.2000: Erwähnung im alphabetischen Index der Kriegsberichter im Bildbestand der Propaganakompanien (Bild 101), von ihm aufgenommene Fotos (knapp hundert Stück, Frankreich 1941) als Kontaktabzüge mitgeschickt, genaue Übersicht der Einsatzgebiete und der Tätigkeiten der PK beigefügt.

Zitierhinweis: Fotoabt. Leopold Hanselmann

Reference number of holding
Stadtarchiv Worms, 306

Context
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Fotoabteilung

Date of creation of holding
1930 - 1940

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Last update
15.12.2023, 2:57 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1930 - 1940

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