Bestand
Jürgen Peiffer (1922-2006), Nachlass (Bestand)
Bestandsbeschreibung:
Der Nachlass wurde vorwiegend in von Jürgen Peiffer noch selbst
beschrifteten Stehordnern übergeben.
Prof. Peiffer hat noch am 8.
Dezember 2006, wenige Tage vor seinem Tod, eine ausführliche Beschreibung der
Unterlagen abgeschlossen, die sofort (A) oder zu einem späteren Zeitpunkt (B)
dem Universitätsarchiv übergeben werden sollten. Anhand dieser
Bestandsbeschreibung von Prof. Peiffer wurde von Martin Schlenhardt unmittelbar
nach der Übernahme ein provisorisches Repertorium erstellt, für das im
Wesentlichen die Steordnerbeschriftungen erfasst wurden. Dabei ergab sich, dass
die von Peiffer beschriebenen Unterlagen weitgehend vollständig in das
Universitätsarchiv gelangt sind, ausgenommen ein dritter, als "Privatarchiv" (C)
bezeichneter Teil, den Prof. Peiffer nicht bzw. noch nicht zur Übergabe an das
Archiv bestimmt hatte. An dieser Beschreibung Peiffers orientiert sich auch die
Gliederung des vorliegenden Repertoriums.
Im Rahmen einer
Projektstelle konnten alle Ordner erschlossen werden, die sich mit Peiffers
beruflichem Wirken als Neuropathologe, seiner Arbeit über die NS-Vergangenheit
seines Faches und seiner privaten und beruflichen Korrespondenz
auseinandersetzen. Außerdem sind sämtliche Kopien der Briefe vorhanden, die in
seine Briefedition aufgenommen wurden. Bei den erschlossenen Ordnern erfolgte
eine archivgerechte Umverpackung. Nach Abschluss des Projektes wurden auch die
Unterlagen zur Hochschulpolitik (von Peiffer mit „HS“ markiert) erschlossen
(Bearbeiterin: Dr. Susanne Rieß-Stumm).
Ziel der
Erschließung war es, die Binnenstruktur des Nachlasses aufgrund der in sich
schlüssigen Anordnung Peiffers so gut es geht zu erhalten. Daher wurden
innerhalb eines Ordners nur Dubletten oder in der Universitätsbibliothek
Tübingen sehr gut zugängliche Literaturkopien feinkassiert. Handelte es sich
innerhalb eines Ordners um eine größere Menge von Literaturkopien, die
ausgesondert wurden, wurde dies in den Bemerkungen festgehalten.
Ebenfalls nicht übernommen wurden ganze Ordner, die ausschließlich gut
zugängliche Literaturkopien, herausgerissene Zeitungs- und Zeitschriftenartikel
oder Separata zu verschiedenen medizinischen Themengebieten enthielten.
Doppelungen, die sich in unterschiedlichen Ordnern befanden, wurden hingegen der
Binnenstruktur wegen nicht kassiert. Die beiden Ordner, die sich unter 2.4.4.
befanden, wurden beide kassiert, daher befindet sich diese Nummer nicht mehr im
Findbuch-Verzeichnis.
Die Originaltitel der Ordner wurden teilweise
übernommen und gegebenenfalls zur besseren Findbuchsuche angepasst und
erweitert. Wenn sich in einem Ordner ausschließlich oder teilweise Kopien
befanden, wurde dies hinter dem Originaltitel mit „überwiegend/teilweise Kopien“
gekennzeichnet.
Vor allem in Abschnitt A befinden sich in vielen
Ordnern von Peiffer gestempelte laufende Nummern. Diese wurden übernommen und
angegeben. In den nummerierten Ordnern sind häufiger Sprünge in den laufenden
Nummern vorhanden. Diese Lücken wurden größtenteils innerhalb des Ordners von
Peiffer selbst durch Markierungen vermerkt und teilweise durch später erfolgte
Umsortierung des Inhalts erklärt.
Insgesamt wurden in dem Nachlass
von Jürgen Peiffer selbst sehr viele Markierungen auf den Dokumenten vorgenommen
oder durch beiliegende Notizen Erläuterungen zum Material gegeben. Überschriften
auf zwischen das Material gelegten Blättern wurden bei der Umverpackung
übernommen, unbeschriftete Haftnotizen zur Markierung von Textstellen in
Literaturkopien wurden hingegen ersatzlos entnommen.
Grundsätzlich
fand eine Tiefenerschließung des Materials statt. Nicht bei allen Ordnern wurde
jedoch sämtlicher Inhalt einzeln aufgenommen. Bei Material, das sich im
Gesamtkontext als weniger relevant zeigte, wurden entweder thematisch
beispielhafte Schriftstücke erfasst oder nur die Namen der
Korrespondenten/Autoren festgehalten.
Die gesammelten
Brief- und Dokumentkopien stammen aus einer Vielzahl von Archiven und
Bibliotheken u.a. aus dem Edinger-Institut, dem Staatsarchiv Hamburg, dem
Max-Planck-Institut für Neurobiologie, dem Cécile und Oskar Vogt Archiv, dem NL
Virchow, dem MPI für Psychiatrie München, der Staatsbibliothek Berlin, dem
Universitätsarchiv Freiburg, dem Medizinischen Institut Münster, der
Senckenbergischen Bibliothek, der Bayerischen Staatsbibliothek München, dem
Schiller-Nationalmuseum Marbach, dem Medizinhistorischen Institut Zürich und dem
Universitätsarchiv Leipzig.
Für seine medizinhistorischen Projekte
hat Peiffer zudem mit namhaften Medizinern und Historikern unterschiedlicher
Generationen korrespondiert und auch zu seinen eigenen neuropathologischen
Forschungen findet sich Korrespondenz mit Medizinern aus Deutschland aber auch
Gesamteuropa und den USA.
Um den Bestand zu erhalten, wurden zudem
Vortragsfolien Peiffers mit relevantem Inhalt kopiert und Disketten-Inhalte
ausgedruckt.
In den Akten zu Jürgen Peiffers (medizinhistorischen)
Forschungen sind auch Krankenakten aus psychiatrischen Einrichtungen und
Materialien zu „Euthanasie“ und Menschenversuchen im Nationalsozialismus
enthalten. Ebenso befinden sich neuropathologische Gutachten zur RAF im
Nachlass. Da es sich hier um datenschutzrechtlich sensible Daten handelt, wurden
nur in einigen wenigen Fällen Namen (erfolgt u.a. bei Ostertags „KiWi“-Fällen)
der Opfer/Betroffenen ins Findbuch aufgenommen. In einigen Fällen finden sich
weitere Namen und Daten in den internen Bemerkungen.
Im Nachlass
Jürgen Peiffers befindet sich zudem Provenienz aus Berthold Ostertags Nachlass.
Hierzu zählt zum einen Korrespondenz, aber auch Manuskripte und Notizen
Ostertags - u.a. zu den „KiWi“-Fällen - sind in den Akten enthalten. Peiffer hat
den Nachlass Ostertags jedoch nicht gesammelt abgeheftet, sondern thematisch
passend in die einzelnen Akten einsortiert. Befindet sich in einer Akte
Provenienz aus Ostertags Nachlass, wurde dies in den Bemerkungen
festgehalten.
Tübingen, den 17.06.2022
Katrin
Bertram
Inhalt:
1. Euthanasie, Menschenversuche und
NS-Medizin (UAT 731/83a-138, 341, 60 Nrn, 1804, 1874, 1877-1892,
1909-2006).
2. Listen der Euthansieopfer (UAT 731/306-316, 11 Nrn,
1926-2005).
3. Biographische Unterlagen zu Neurowissenschaftlern (UAT
731/139-169, 33 Nrn, 1883-2006).
4. Briefedition „Hirnforschung in
Deutschland“ (UAT 731/174-190, 194-198, 200-205, 30 Nrn, 1878-2004).
5. Hochschulpolitik (UAT 731/1-80, 170-172, 177, 343, 86 Nrn, 1912, 1937,
1965-2005).
6. Abgeschlossene Arbeiten (UAT 731/206-209, 4 Nrn,
1980-2002).
7. Korrespondenzen (UAT 731/83,1,2, 219-247, 267,
292-295, 299, 36 Nrn, 1934-2006).
8. Wissenschaftliche Arbeiten von
NS-Autoren und Auflistungen/Notizen Peiffers zu seinen Forschungen (UAT
731/317-331, 15 Nrn, 1907-2001).
9. Ostertag-Briefe (AUT 731/214-217,
4 Nrn, 1932-1975).
10. Geschichte der deutschen und internationalen
Neuropathologie und Neurologie (UAT 731/249-266, 273-275, 304-305a, 332-333,
342, 23 Nrn, um 1900-2006).
11. Vortragsmanuskripte, Entwürfe und
eigene Arbeiten (UAT 731/268-269, 272, 276-281, 283-291, 18 Nrn,
1939-2006).
12. Varia (UAT 731/81-82, 296, 298, 4 Nrn,
1944-2006).
13. Aktuelle Diskussionen (UAT 731/211-213, 344, 4 Nrn,
1940-1991).
14. Druckschriften (UAT 731/345-410, 66 Nrn,
1949-2004).
Peiffer, Jürgen: Hirnalterung. Schicksal und
Krankheit des Menschen. Bern 1981 (Aus dem Inst. für Hirnforschung der
Eberhard-Karls-Univ., Tübingen). Engl. Ausg. unter dem Titel: Brain
ageing.
Peiffer, Jürgen: Zur Neuropathologie der Nebenwirkungen
nervenärztlicher Therapie. Berlin 1984 (=Sitzungsberichte der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften. Math.-Naturwiss. Kl., Jg. 1984, Abh. 4).
Peiffer, Jürgen / Aly, Götz (Hg.): Menschenverachtung und Opportunismus.
Zur Medizin im Dritten Reich. Tübingen 1992. Signatur: UBT 32 A 6302; AT
94/6
Peiffer, Jürgen: Neuronale Schäden durch Epilepsien.
Klinisch-neuropathologische Korrelationsversuche zur Frage der Krampfschäden
beim Menschen. Stuttgart 1993 (Sammlung psychiatrischer und neurologischer
Einzeldarstellungen). Signatur: UBT 10 E 778
Auer, Alfons / Peiffer,
Jürgen:(Hg.) Erlebte Geschichte. Zeitzeugen berichten in einer Tübinger
Ringvorlesung. Tübingen 1994. Signatur: 34 A 12146
Peiffer, Jürgen:
Hirnforschung im Zwielicht. Beispiele verführbarer Wissenschaft aus der Zeit des
Nationalsozialismus. Julius Hallervorden - H.-J. Scherer - Berthold Ostertag.
Husum 1997. (=Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der
Naturwissenschaften 79). Signatur: UBT 13 E 619
Peiffer, Jürgen:
Vergangenheit, gebrochener Spiegel. Erinnerungen. Tübingen 2000. Signatur: UBT
40 A 10498
Peiffer, Jürgen (Hg.): Neuropathologie. Morphologische
Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems und der Skelettmuskulatur. 1. Aufl.
1984 (=Pathologie, Bd. 4). 2. Aufl. 1995 (=Pathologie, Bd. 6). 3., völlig neu
bearb. Aufl. Berlin, Heidelberg 2002
Peiffer, Jürgen: Hirnforschung
in Deutschland 1849 bis 1974: Briefe zur Entwicklung von Psychiatrie und
Neurowissenschaften sowie zum Einfluss des politischen Umfeldes auf
Wissenschaftler. Berlin, Heidelberg 2004 (=Schriften der
Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften 13)
Peiffer, Jürgen: Wissenschaftliches
Erkenntnisstreben als Tötungsmotiv? Zur Kennzeichnung von Opfern auf deren
Krankenakten und zur Organisation und Unterscheidung von Kinder-"Euthanasie" und
T4-Aktion. Berlin 2005 (=Forschungsprogramm "Geschichte der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" / Max-Planck-Gesellschaft
zur Förderung der Wissenschaften e.V., Präsidentenkommission "Geschichte der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" 23)
- Bestandssignatur
-
UAT 731/
- Umfang
-
18,70 lfm
- Kontext
-
Universitätsarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> N Nachlässe und kleinere Erwerbungen >> Nl Nachlässe O - P >> Jürgen Peiffer (1922-2006)
- Indexbegriff Sache
-
Nachlass
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
-
(1930-1945) 1945-2006
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
02.07.2025, 11:32 MESZ
Datenpartner
Eberhard Karls Universität Tübingen, UB - Universitätsarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1930-1945) 1945-2006