Hochschulschrift
Postoperative kognitive Belastungsreaktionen - Inzidenz und Risikofaktoren des postoperativen Delirs und latenter Risikofaktoren
Zusammenfassung: Hintergrund: Das Delir ist eine besonders im chirurgischen Setting häufig auftretende Komplikation von stationären Krankenhausaufenthalten. Neben der Vollausprägung können auch einzelne latente kognitive Symptome auftreten. In dieser Studie sollte in der nicht-intensivmedizinischen chirurgischen Gesamtheit eines Krankenhauses der Zentralversorgung die Inzidenz des postoperativen Delirs (D) und latenter Wahrnehmungsstörungen (LW) ermittelt und letzteres Phänomen näher auf seine Ähnlichkeit zum Delir untersucht werden. Methoden: In einer prospektiven Observationsstudie wurden hierzu 202 chirurgische Patienten (≥ 70 Jahre) untersucht, die von Januar bis August 2014 im Hegau-Bodensee-Klinikum Singen stationär waren. Anhand eines einheitlichen Protokolls wurden im Rahmen der Visiten am prä- sowie am ersten und zweiten postoperativen Tag potentielle Risikofaktoren für ein Delir oder eine LW erhoben, zudem Trugwahrnehmungen wie Halluzinationen erfragt. Ergebnisse: Die Inzidenz des Delirs lag bei 7,4 %, die der LW bei 5,9 %. 11 Patienten (44 % aller auffälligen Patienten) erfuhren Trugwahrnehmungen (v. a. optische Halluzinationen), hiervon v. a. Patienten mit LW (54,5 %). Risikofaktoren für beide Phänomene waren ein Alter ≥ 80 Jahre (D: p = 0,04; LW: p = 0,02), eine Femurfraktur (D: p < 0,01; LW: p < 0,01), die Fachrichtung Unfallchirurgie (D: p < 0,01; LW: p = 0,04) und die Multimorbidität (D: p = 0,01; LW: p = 0,01). Nach Hinzunahme der größeren erweiterten Gruppe (= Studienpopulation + ≥ 70-Jährige aus der Qualitätskontrolle) wurden die gemeinsamen Risikofaktoren durch die ≥ 2-fach verschobene OP (D: p = 0,02; LW: p = 0,04) erweitert. Dazu kamen die Risikofaktoren kognitive Einschränkung (p = 0,03), ≥ 2 Bluttransfusionen (p < 0,01), postoperativer Aufenthalt auf Intensivstation (p = 0,01), postoperative Schmerzen (p = 0,04) und postoperative Immobilität (p < 0,01) für ein Delir und chronische Schmerzen (p < 0,01) für eine LW. Schlussfolgerung: Die gleich hohe Inzidenz der beiden Phänomene zeigt, dass die Bedeutung von subtilen kognitiven Veränderungen nach Operationen möglicherweise unterschätzt wird. Der Vergleich der Risikoprofile ergab durch breite Überschneidung Hinweise auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Entität der LW mit dem Delir im Sinne eines subsyndromalen Delirs. Eine genaue ätiologische Zuordnung einzelner Delirsymptome nach Operationen bleibt jedoch weiterhin schwierig und erfordert weiterführende Studien, um mögliche negative Folgen zu vermeiden und adäquate Präventions- und Therapiemöglichkeiten zu finden
- Location
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Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
- Extent
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Online-Ressource
- Language
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Deutsch
- Notes
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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Dissertation, 2016
- Keyword
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Delirium
Risikofaktor
Inzidenz
Kognitive Störung
Fachkrankenhaus
Wahrnehmungsstörung
Delirium
Risikofaktor
Kognitive Störung
- Event
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Veröffentlichung
- (where)
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Freiburg
- (who)
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Universität
- (when)
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2016
- Creator
- Contributor
- DOI
-
10.6094/UNIFR/10838
- URN
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urn:nbn:de:bsz:25-freidok-108383
- Rights
-
Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
- Last update
-
2025-03-25T13:41:47+0100
Data provider
Deutsche Nationalbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Hochschulschrift
Associated
- Heinrich, Corinne
- Hinder, Frank
- Bushuven, Stefan
- Universität
Time of origin
- 2016