Text | Theaterzettel

Der Entfesselte Prometheus

Der Entfesselte Prometheus

Digitalisierung: DE-2208 - Thüringisches Hauptstaatsarchiv

Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International

Standort
Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar#Kunst und Wissenschaft - Hofwesen
Umfang
2
Anmerkungen
Zur Vorfeier des Herderfestes
Gemäß A. Walker (Franz Liszt: The Weimar Years, S. 286) dirigierte Liszt selbst. Vgl. dazu auch S. Gut (Franz Liszt, S. 745).
NZfM 33 (Nr. 30, 11.10.1850), S. 162–164. „War es mir interessant, zu beobachten und zu erfahren, wie Liszt als offizieller Mittelpunkt des musikalischen Lebens in Weimar dieses Leben zu hoher Blüthe gefördert hat, so war es mir nicht minder interessant, bei dieser Gelegenheit ihn auch als Componisten in größerem Maaßstabe kennen zu lernen. Ich trete nach dieser Kenntnißnahme ohne Vorbehalt denjenigen vereinzelten Stimmen bei, die hier und da auf die der größeren musikalischen Welt allerdings noch unbekannten Leistungen Liszt's als auf sehr bedeutende Erscheinungen aufmerksam gemacht haben. Ich hörte von ihm die Musik zum „Entfesselten Prometheus", zwei Musikstücke bei der Enthüllung des Herderdenkmals und jene beiden Pianoforte- Concerte, deren neulich Fetis irgendwo öffentlich erwähnte. Als Componist sucht Liszt seinen Ursprung in Berlioz, hat vor diesem aber voraus, was der spezifische Musiker immer vor dem nur reflectirenden Componistcn voraus haben wird: eine größere Vollendung der Ideen nach der Seite der musikalischen Schönheit hin. Vom Standpunkte einer populären Tonkunst muß man prinzipiell gegen eine Richtung sein, wie die ist, die Berlioz in seinen Instrumentalwerken verfolgt; man müßte jedoch nicht denkender Musiker sein, wollte man sich nicht lebhaft für das interessiren, was wirklich Bedeutendes nach dieser Richtung hin in der Tonkunst geleistet wird. Dir Ouvertüre zum "Entfesselten Prometheus" steht auf gleicher Stufe mit den bedeutendsten Tonsätzen von Berlioz — was die Großartigkeit der Conception anbelangt; sie übertrifft diese jedoch nicht nur an Schönheit der musikalischen Ideen, sondern auch an Consequenz der Gedankenausführung und daraus resultierender Klarheit der Form. Concertinstituten, deren Publikum es gelungen ist, sich bis zu einer Genußfähigkeit an den Berlioz'schen Compositionen emporzuschwingen, ist diese Ouvertüre vor Allem zu empfehlen. Unter den 8 bis 10 übrigen Nummern der Musik zum "Entfesselten Prometheus" zeichnen sich namentlich noch zwei Chöre durch Frische, Originalität und populäre Wirkungsfähigkeit aus: der Chor der Schnitter und der der Winzer. So tiefsinnig die Dichtung ist und so sehr eine Aufführung des "Entfesselten Prometheus" denjenigen in Anspruch zu nehmen vermag, der, mit der Dichtung vertraut, die Scenen Herder's mit der Musik Liszt's an sich vorüberziehen läßt, so liegt es doch in der Natur der Sache, daß ein derartiges Werk wohl Gelegenheitsstück, nicht aber geeignet sein kann, Repertoirbestandtheil eines heutigen Theaters zu werden. Es ist dies aber hauptsächlich der Musik wegen zu bedauern, die es wohl verdiente, wiederholt und auch anderwärts zur Aufführung gebracht zu werden.“ (Ebd., S. 163f.) Rheinische Musikzeitung (Nr. 11 v. 14.9.1850), S. 85: "In Weimar hat F. Liszt seine Musik zu Herders 'Entfesseltem Prometheus' mit ausserordentlichem Erfolg aufgeführt. Sie besteht in einer Ouvertüre, acht Chören und einigen melodramatischen Stücken. Am Schlusse wurde der Componist stürmisch gerufen. Hoffentlich wird er diese seine neueste Arbeit der Veröffentlichung nicht vorenthalten." Rheinische Musikzeitung (Nr. 14 v. 5.10.1850), S. 111: "Die Weimarischen Festtage haben zwei bedeutende Erscheinungen im Gebiete der Musik gebracht. Am 24. August wurde Herders 'Entfesselter Prometheus' aufgeführt, wozu Franz Liszt die Musik geschrieben. Er dirigirte dieselbe, welche in einem grossen symphonischen Prolog, mehrern Chören und melodramatischen Stücken besteht, selbst und ärndtete mit dieser grossen Vocal- und Instrumentalcomposition allgemeinen - und uns'erm Urtheile nach, gerechten - Beifall." Weimarische Zeitung Nr. 65, 14. August 1850, S. 639: "Zur Vorfeier der Enthüllung von HERDERS Bildsäule hat die Intendance zum 24. August eine Darstellung jener philosophisch=poetischen Scenenreihe ‚der entfesselte Prometheus‘ von Herder mit Musik von F. LISZT gewählt. [...] Nicht gewöhnliche Compositionslust konnte ein Genie, wie Franz Liszt bewegen, zu diesem Drama eine Musik zu dichten; denn er weiß vorhinein, daß diese Partitur nicht aus vielen Orchestern und von vielen Bühnen herab ertönen wird. Ihn begeisterte hier offenbar Pietät für Herders Genius und die Weihe des Tages, Pietät auch für Weimars Theater und Publikum, die wunderbar angeborene Sehnsucht, an Großem seine schöne Kraft zu versuchen, in allen Höhen und Tiefen der Poesie sich geistig und musikalisch zu ergehen, auf unbetretenen Pfaden kühn und frei zu wandeln. Nur eine Prometheusnatur erscheint auch als geeignet und berufen, ein Gedicht wie den 'entfesselten Prometheus' in eine andere poetische Sprache überzutragen, in den mystischen Zauber der Töne zu kleiden. Das Gelingen liegt in Gottes Hand, selbst das Nichtgelingen sichert immerhin einen schönen Künstlerruhm!“

Urheber
Beteiligte Personen und Organisationen
Erschienen
1850-08-24

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Letzte Aktualisierung
21.04.2023, 10:51 MESZ

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  • Theaterzettel ; Text

Beteiligte

Entstanden

  • 1850-08-24

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