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Juno und Minerva (Juno) Aus: Mythologische Figuren (Urteil des Paris)

Beide Blätter zeigen römische Göttinnen und zwar Iuno und Minerva, die etwa seit dem dritten Jahrhundert mit den griechischen Göttinnen Hera und Athene gleichgesetzt werden. - Collaert stellt die Figuren jeweils ins Zentrum der Stiche. Den Hintergrund bilden schlichte, in Kreuzschraffur gehaltene Flächen. Der Boden ist ebenfalls wenig ausgearbeitet. Beide Figuren sind, statt mit ihrer sonst typischen Kleidung, nackt dargestellt. Die Figuren wirken muskulös und maskulin. Dadurch erhält vor allem Minerva einen „amazonenähnlichen“ Ausdruck. Minerva ist in Rückenansicht gezeigt. Lediglich ihr Kopf ist über die rechte Schulter zum Betrachter hin gedreht. In der Linken hält sie mit ausgestreckten Arm ein auf den Boden gestützten Gorgoschild, eines ihrer Attribute, als dessen Erfinderin sie neben weiteren Werkzeugen und Instrumenten, wie Webstuhl, Pflug und Flöte, als Göttin des Handwerks gilt. Die Medusa oder auch Gorgo half Athene beim Kampf der Götter gegen die Giganten. Um den Schild herum windet sich am Boden eine Schlange, deren Kopf jedoch einem Schwan ähnelt. Die Schlange steht für die Schärfe der Weisheit und des Verstandes. Ebenso die Eule, die auf Minervas typischem Attribut, dem Helm, thront. Die Nachteule charakterisiert sie als Göttin der Weisheit und der Vorsehung. Des weiteren werden ihr Bücher beigegeben. Eine zweite Eule sitzt am Boden neben der Lanze, welche Minerva in der Rechten hält. Die Attribute Helm, Lanze und Schild zeichnen sie als Kriegsgöttin aus. Jedoch wurde sie im alten Rom auch als „Friedensbringerin“ charakterisiert, da sie die Macht über Krieg und Frieden innehat. - Im Gegensatz dazu steht die Göttin Iuno, nach der der Monat Juni benannt wird. Sie steht seitlich zum Betrachter und wendet ihm dabei Gesicht und Oberkörper zu. Ihr Blick ist nach unten gerichtet. - Iuno steht für die jugendliche Kraft der Frau und bildet somit das Gegengewicht zu Genius, dem römischen Gott, der die Zeugungskraft personifiziert. Sie ist die Göttin der Ehe und Schutzherrin der Frauen. Ihre Beinamen Pronuba und Lucina zeichnen sie auch als Brautführerin und Geburtsgöttin aus. Sie gilt in der Literatur gleichzeitig als Schwester und Ehefrau Jupiters, der sich in einen Kuckuck verwandelt haben soll, um sich durch diese List Iuno zu eigen zu machen. Als Würdezeichen ist ihr das Diadem als Attribut beigegeben. Sie wird auch als Göttin des Reichtums bezeichnet, was durch die Schatzkiste, eine Krone, eine Kette aus Edelsteinen, eine kostbare Schale und eine Karaffe am linken unteren Bildrand zum Ausdruck kommt. - Sie soll mit allen Mitteln versucht haben Jupiter für sich allein zu gewinnen, trotz des anfänglichen Zierens. Sie gilt daher gleichermaßen als eifersüchtig und treu. - Hinter ihr befindet sich ein Pfau, Iuno hält ihn kurz unterhalb des Kopfes fest. Der Pfau ist ein Symbol für den Hochmut und soll ihre Befehlssucht gegenüber Jupiter und ihre Prahlerei mit dem Reichtum aufzeigen. - Der Schwanenkopf und der Pfau könnten für die Schönheitskonkurrenz der beiden Göttinnen, die oft als Trias mit Jupiter dargestellt werden, stehen. Der Sage nach entflammt ein Streit zwischen Minerva, Iuno und Aphrodite, wer die Schönste sei und der von Paris geschlichtet werden soll. Um ihn zu bestechen, werden ihm verschiedene Gaben von den Göttinnen dargeboten, wie die Bildunterschriften bezeugen: Minerva bietet ihm Macht über Krieg und Frieden, sowie größte Weisheit an. Iuno bietet ihm Reichtum an, wenn er Sie zur Schönsten küre, Aphrodite bietet ihm die Liebe in Gestalt der Helena an, woraufhin er sie erwählt. Daraufhin werden Iuno und Minerva zornig und greifen Troja an, woraus ein Krieg entsteht. - Im Mittelalter hatte die nackte Darstellung der Götter einen anrüchigen und heidnischen Charakter. In der nachmittelalterlichen Zeit diente die Nacktheit der Götter eher dazu, die Kunstfertigkeit des Malers oder Kupferstechers zu zeigen. Das religiöse Moment spielte eine untergeordnete Rolle, wohingegen die Götterfiguren oft der Herrscherprogrammatik dienten und dies in Antike wie Renaissance angewandt wurde. -

Juno und Minerva (Juno) Aus: Mythologische Figuren (Urteil des Paris) | Urheber*in: Collaert, Jan / Fotograf*in: Katharina Anna Haase / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

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Location
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventory number
D 3959
Measurements
Höhe: 220 mm (Blattmaß)
Breite: 156 mm (Blattmaß)
Material/Technique
Papier; Kupferstich
Inscription/Labeling
Marke: BIBL. R. A.CAD. G.A (Göttinger Bibliotheksstempel)
Aufschrift: IVNO (Titel der Bildunterschrift)
Aufschrift: SVM, Pari magna...munere prompta meo. (Bildunterschrift; Urteil des Paris)

Classification
Zeichnung/Grafik (Hessische Systematik)
Kupferstich (Oberbegriffsdatei)
Subject (what)
Krone
Reichtum
Schatz
Zepter
Pfau
die drei Göttinnen Venus, Juno und Minerva streiten sich um den goldenen Apfel; Jupiter schickt sie zu Paris
nicht-aggressive, freundliche oder neutrale Handlungen und Beziehungen der Juno

Event
Entstehung
(when)
1566 - 1628 (Lebensdaten des Stechers)
Event
Herstellung
(who)
Event
Veröffentlichung
(who)

Sponsorship
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Last update
24.04.2025, 12:58 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
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Object type

  • Grafik

Time of origin

  • 1566 - 1628 (Lebensdaten des Stechers)

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