Archivale
Tagebuch des Scharfrichters 1563-1568 (Auszüge)
Regest: 1563.
Den 3. Mai legt man Herrn Martin Rösch gefangen. Ich hab ihn 2 Tage 3mal gewogen (= mit der Wage, einem Folterwerkzeug, gefoltert) und traf keinmal zu (= ?). Da henkt er sich im obern Stüble an einem Gürtel und ist unterm Galgen begraben.
1564.
4. Februar erstach Martin Zindel den Ulrich Lamparter in Michel Arnolds Haus mit einem Brotmesser. Ward am Freitag geköpft.
13. Dezember ward gerichtet ein Übeltäter Hans Seeger. Der hat mit einer weissen Gurre (= Stute) zu tun gehabt. Wie ich ihn hab greifen lassen mit glühenden Zangen, hat er Gott im Himmel verflucht. Da ward ihm die Zunge ausgeschnitten und er lebendig ins Feuer geworfen.
14. Juli hat man einen weissen Mönch gefangen. Der hat der Begerin ein Kind anbefohlen (= mit ihr erzeugt), auch mit dem Weib des Michel Müssel zu tun gehabt. Der musste 30 fl Straf geben. Sie hat mein Knecht mit Ruten übel gestrichen und fortgejagt. Blieben aber Huren denn (= wie ? mehr als ?) zuvor.
25. August henkt man Jacob Göttner und Michel Hipp, die haben in 5 Flecken gestohlen und auch etliche Weiber vergiftet. Gab jedem auch 2 Griff mit glühender Zang. Sind sehr erbaulich gestorben.
27. August schlug ich Ludwig Mihlen und Hans Schlayr wegen Diebstahls und anderer böser Stücke den Kopf ab. Sind also 4 Bürger in 3 Tagen.
1564.
22. Juni verbrennt man das Weib des Wendel Necker (?).
29. Juli verbrennt man die Krautbärbel. Hat lang nicht wollen sterben.
10. Dezember verbrennt man 3 Hexen, das Weib des Jerg Oth, der war Totengräber, die Mutter des Martin Sandherr, die dritte war eine Armut (= aus dem Armenhaus ?), wird nicht genannt.
17. Dezember henkt man einen Schlossergesellen, Bastian Barttenschlager.
1566.
13. April legt man ein (= sperrt man ein) 4 Paare wegen Ehebruchs: Cone (= Konrad) Schmelzer mit Anna Heyd, Rotgerber Georg Braun mit dem Weib des Becken Jaklin (?), Grobgarnweber Hans Vogt mit seiner Magd, den Zimmergesellen Hans Keller mit der Tochter des Beeg. Die riefen den + + + Teufel an, er soll ihnen helfen. Sind alle acht gerichtet am Tag Florian martyr (4. Mai).
14. April verbrennt man Hans Heck, den Ringfuhrmann (= ?). Der hat mit einer Merre (= Mähre, Stute) zu tun gehabt.
1567.
20. Januar ward Abraham Schirm von Betzingen verbrannt. Der hat bekannt, dass er seine eigenen Kinder umgebracht hat, und hat auch wollen seine Mutter umbringen. Ist vorher mit Zangen arg gepfetzt (= gezwickt) worden.
7. Mai ist ein junger Weingärtner, Jacob Vorholtz, von mir gerichtet. Man glaubt, er hat einen Studenten erschlagen.
29. September ist Hans Neckers Knab von 2 Knechten übel gestrichen (= mit Ruten geprügelt), darauf ins Zuchthäuslein getan worden. Der hat den Leuten Trauben abgeschnitten.
12. September ist Georg Kekh, zur Zeit Hausmeister im Armenhaus, mit Ruten arg gestrichen worden, weil er mit der Bletzer(schen) (Bletzärschin) sich vermischt hat.
22. November ist Heinz Bauman ein Ohr abgeschnitten wegen kleinen Diebstahls und übel gestrichen.
5. Dezember ist Hans Gekkeler von Sondelfingen mit einer Kalbel lebendig verbrannt. Hat's mit ihr gehabt (= Unzucht getrieben).
1568.
3. Februar. Es war ein junger Knab von Oferdingen eingesetzt (= eingesperrt). Man wollte ihn henken. Das ist verboten. Er hat nichts bosget, was des Galgens wert wäre. Da hab ich ihm müssen den Kopf abschlagen.
17. April steht ein Weib im Halseisen und Geige (= geigenförmiges Holz mit Ausschnitten, in welche Kopf und Hände der Delinquenten gesteckt wurden). Die hat einen Hafen Schmalz feilgetragen. Der war unten Dreck.
14. Juni ertränkt man eine Erzhex am Opferstein. Hiess Anna Helb. Die ist geschwommen wie ein dürres Scheit und hat meinen 3 Knechten bei 1/2 Stund Arbeit gemacht und gross, jämmerlich Geschrei. Denn es war verboten, mit Stangen sie hart zu treffen wegen anderer böser Leut. War auch gering Wasser.
28. Juni hat Matth. Raichlen in die obere Mühle eingebrochen und mit den Eseln zu tun gehabt. Ist samt den Eseln zu Stücken verhauen und zu Pulver verbrannt.
13. Juli gehenkt ein Erzdieb. Der hat 8 fl zumal (= auf einmal) gestohlen.
17. Juli ist M. Schweizer in ewiges Gefängnis und Geige gelegt. Der hat viel versprochen und nix gehalten.
31. Juli. Einen Knaben von 16 Jahr gerichtet. Der hat 31 fl gestohlen.
13. August. Peter Manz gerichtet. Der hat einen Mord getan und 22mal gestohlen, auch Feuer gelegt. Ist langsam gerädert und lebendig ins Feuer geworfen worden. Hat noch schreien und rufen. +)
- Reference number
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A 2 b (Verfassung u.a.) Nr. A 2 b (Verfassung u.a.) Nr. 7404
- Extent
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4 S.; Folio
- Further information
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Bemerkungen: +) Hiemit, unten an der 4. Seite, hört das Fragment auf.
Genetisches Stadium: Fotokopie des Stadtarchivs Reutlingen Nr. 57
Verweis: S 161 Nr. 20 U 185
Vgl. dazu Th. Schön in RGB 1900 S. 96
- Context
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Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 7 u. 20) >> Bd. 20 Tagebuch des Scharfrichters 1563-1568 (Auszüge)
- Holding
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A 2 b (Verfassung u.a.) Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 7 u. 20)
- Date of creation
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1563-1568
- Other object pages
- Provenance
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HStA Stuttgart B 201
- Last update
-
20.03.2025, 11:14 AM CET
Data provider
Stadtarchiv Reutlingen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivale
Time of origin
- 1563-1568