Kindertagesstätte
Kindertagesheim im Waller Park; Bremen
Die Errichtung des Kindertagesheims im Waller Park im Jahr 1950 steht im Kontext der vielschichtigen Notlage Bremens nach dem Zweiten Weltkrieg, die von Wohnungsnot und familiären Problemen geprägt war. Da viele Väter im Krieg umgekommen, in Gefangenschaft geraten oder nach der Heimkehr nicht mehr arbeitsfähig waren, mussten Mütter häufig allein für den Lebensunterhalt der Familie sorgen. Dies erforderte ein radikales Umdenken der bis dahin gelebten, traditionellen Rollenverteilung sowie eine gesellschaftliche Umstrukturierung. Der Staat sah seine Aufgabe darin, Kindern aus schwierigen Verhältnissen in Tages- oder Vollheimen einen angemessenen "Lebens- und Spielraum" zu bieten. Im Jahr 1950 konnten in Bremen gleich drei neue Kindertagesheime eröffnet werden: an der Bismarckstraße, an der Schleswiger Straße und im Waller Park. Diese boten Halb- oder Ganztagsbetreuung für Vorschul- und Hortkinder.
Die Architektur des Kindertagesheims im Waller Park zeigt typische Merkmale der Nachkriegsarchitektur der 1950er-Jahre: klare und geradlinige Strukturen, symmetrisch gegliederte Fassaden mittels Betonrasterbau, dünne Dachaufbauten sowie große Fensterfronten für eine transparente Leichtigkeit und viel Tageslicht. Die Kombination aus roten Klinkern und grob behauenen Sandsteinquadern verleiht der eher schlichten Architekturform eine spannungsreiche Ästhetik. Das Gebäude setzt sich aus einem höheren hinteren und einem niedrigeren vorderen Teil zusammen, die beide mit nach außen fallenden Pultdächern abschließen. Die Gruppenräume für die Kinder im höheren Gebäudeteil bieten durch die zweiseitige Durchfensterung viel Licht und Luft. Zur südöstlichen Gartenseite hin öffnen sich die ebenerdigen Gruppenräume mit großen Fensterflächen und jeweils einem eigenen Terrassenzugang. Auf der Terrassenmauer steht die 1950 aus Zementguss hergestellte Plastik "Bär" der Bremer Bildhauerin Maria Ewel.
Das Kindertagesheim im Waller Park reflektiert architektur-, sozial- und heimatgeschichtliche Entwicklungen der 1950er-Jahre. Es zeigt Bezüge zur Pavillonschule der 1920er-Jahre und dokumentiert die Unterbringung von Kindern erwerbstätiger Mütter. Zudem spiegelt es den allmählichen Wandel der Frauenrolle in Deutschland wider, der mit dem zunehmend freiwilligen und nicht mehr notgedrungenen Streben der Frauen auf den Arbeitsmarkt zusammenhängt. Als identitätsstiftender Ort für Generationen von Waller Kindern hat es auch heimatgeschichtliche Bedeutung.
- Standort
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Ackerstraße 1A, Bremen
- Klassifikation
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Einzeldenkmal
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Entwurf: Krajewski, Hans (Architekt)
Entwurf: Ewel, Maria (Bildhauerin)
Entwurf: Menges-Rosenthal, Annemarie
Bauherr: Senator für Soziales, Jugend und Sport
- (wann)
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1950
- Letzte Aktualisierung
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11.08.2025, 13:58 MESZ
Datenpartner
Landesamt für Denkmalpflege Bremen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Kindertagesstätte
Beteiligte
- Entwurf: Krajewski, Hans (Architekt)
- Entwurf: Ewel, Maria (Bildhauerin)
- Entwurf: Menges-Rosenthal, Annemarie
- Bauherr: Senator für Soziales, Jugend und Sport
Entstanden
- 1950