Bestand

Neersdommer Mühle (Bestand)

Wie die Mühle an der Burg Oedt und die Mühlhauser Wassermühle, die dem Abt von Gladbach gehörte, haben die Erzbischöfe von Köln als Landesherrn des Amtes Kempen und (nach 1349) des Amtes Oedt auch die dritte Wassermühle an der Niers, die Neersdommer-Mühle, an sich gebracht, die im Nordzipfel des Amtes (der heutigen Gemeinde) Oedt lag und im 14. Jahrhundert ein Besitz der Grafen bzw. Herzöge von Geldern war. So schuldete Edwart van Gelren dem Geldolf (II) von Hüls ein Darlehen von 250 Goldschilden, bis zu dessen Rückzahlung der Herzog ihm mit Urkunde von 1354 August 5 ein Jahrgeld von 25 Goldschilden anwies, die Geldolf oder sein Sohn Lewe aus der Neersdommer Mühle erhalten soll (Kreisarchiv Viersen, Sammlung Dr. Bremen, Nr. 2, 2. Abschrift. - Siehe Keussen, Urkundenbuch Krefeld-Moers 1, Nr. 487).In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts betrieb die Kempener Juristenfamilie Eremans als Pächter die Mühle up der Nersen, in deren Nähe (Dammerhof ) sie Grundbesitz und seit 1483 das kurkölnische Lehen Hof Weierbach besaß. Der Sohn des Johann Breman III, Johan Breman IV, verkaufte 1522 April 30 vor dem Kempener Schultheiß Dietrich Plönis und den Schöffen dem Erzbischof von Köln die Wassermühle zu Nersdom mit allen Rechten (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Kurköln Urk . 4049). Nachdem die Kempener Kellnerei die Kaufsumme ausbezahlt hatte, quittierte Johann Breman IV mit seiner Frau Luise van Lytmynen 1523 endgültig über den Empfang und beurkundete seinen Verzicht (ebd. Kurköln TJrk . 4050 und 4067). Fortan wurde diese Mühle nicht mehr in Erbpacht, sondern als Domanialmühle von der Bonner Hofkammer mit Hilfe der Kempener Kellner auf Zeitpacht ausgetan, später in der üblichen Form der Licitation bei brennender Kerze an den Meistbietenden. 1570 März 1 pachtete Adam Peters die Mühle vor den Kempener Schöffen (ebd. Kurköln Urk. 4658). Anweisungen der Hofkammer und der Kempener Wirtschaftsbeamten und Verträge mit den Pächtern, die den Namen Neersmulder, Nerschen Müller, Müller ter Nierß u.ä. führten, sind in den Akten 3,5 und 6 des Neersdommer Hausarchivs erhalten und zu vergleichen mit den kurkölnischen Pachtakten (Mühlen) im Bestand Kurköln IV des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf.In der Mitte des 17. Jahrhunderts saß als Pächter und Müller Arnold (Arret) Mühlen mit seiner Frau Enne Keupers auf der Mühle. Er kaufte einige Stücke Bauland in den Jahren 1651 - 1667 in der Schmalbroicher Honschaft, wo er in Mühlennähe gute Benden besaß (siehe 'Urkunden und Akten dieses Repertoriums). Die erhaltenen Akten geben ferner nähere Auskunft über den Müller Dietrich Möhlen und seine Frau Gertrud Loers, die 1748 den kurkölnischen Lehenhof Weierbach ersteigerten, ohne ihn zunächst lehnsrechtlich in ihren Besitz bringen zu können. Ihre Tochter Anna Maria Mühlen (1735 - 1773) heiratete 1758 Nicolaus Drinck (1732 - 1805/6) vom Drinckhof in Mühlhausen, von dem manche Akten als einem umsichtigen und geschäftstüchtigen Mann berichten. Ihm gelang es, die Kaufsumme von 2883 Reichstalern für Weibeshof zu bezahlen (Originalquittung in Akte 5) und den Lehnhof 1761 von den Vorbesitzern, dem kurpfälzischen Rat Jacob Beuth und dessen Ehefrau Maria Odilia (von) Huisken in Düsseldorf mit lehnsherrlichem Consens im Namen sämtlicher Erben des verstorbenen Müllers Dietrich Möhlen zu übernehmen. Die Mühle ist nicht an die Söhne des Nicolaus Drinck gekommen, sondern an den Ehemann seiner Tochter Maria Adelheid Drinck, Peter Heinrich Stieger (1768 - 1837, Heirat 1802). Stieger kaufte die als landesherrlichen Besitz 1794 enteignete Mühle mit 25 a Garten und 64 a Wiesen für 8700 Francs am 5. Dezember 1806 von der französischen Domänenverwaltung. Sein Sohn Jakob Stieger (1802 -1865) heiratete 1837 die ihm zu nahe verwandte Catharina Gertrud Stieger. Die Kinder aus dieser Verwandtenehe starben alle unverheiratet vor Vollendung des 55. Lebensjahres, als letzte Johanna Stieger (1848 - 1904), die um 1900 in nächster Nähe der Mühle Land für den Bau des Benediktinerinnen-Klosters Mariendonk stiftete und mit ihrem Testament vom 18. Mai 1904 diesen Klosterbesitz um 32 Morgen des benachbarten Berghofes vermehrte. Gleichzeitig setzte sie den Benediktinerorden zu ihrem Erben ein über einen Besitz von rund 700 Morgen Land, zu denen auch der von den Stieger um 1820 ererbte Kaufmanshof in Hüls gehörte. Von dieser Kaufmanns-Sippe stammen die im Archiv ruhenden Urkunden, die hier als Hülser Provenienz bezeichnet werden. Die Benediktiner haben zwar eine Niederlassung auf Heumischhof errichtet, zu dem geplanten Doppelkloster ist es jedoch auch durch bischöflichen Einspruch im Ersten Weltkrieg nicht mehr gekommen.Mit Johanna Stieger erloschen die Geschlechter Mühlen, Drinck und Stieger. Über das lebhafte Treiben auf der Neersdommer Mühle vor 1900 hat Hubert von Monschaw im Heimatbuch des Landkreises Kempen-Krefeld 1962, Seite 201 ff berichtet.Der Verein der Benediktiner e.V. Abtei Neuburg in Ziegelhausen bei Heidelberg verkaufte am 29. Dezember 1960 das "Gut Niederfeld 13" mit Wohnhaus, Hofgebäuden, den weitläufigen Mühlenanlagen und 150 Morgen Land mit Wald einschließlich des Weibeshofes an den Landkreis Kempen-Krefeld (Grundbucheintrag vom 7. November 1961). Die Kreisverwaltung verkaufte die Mühlengebäude am 4.4.1967 an den Niederländer Josef van de Sandt, der hier eine Champignon-Zucht einrichtete und im restaurierten Wohnhaus Wohnung nahm. Die Gebäude des Weibeshofes wurden von der Kreisverwaltung durch Vertrag vom 2.1.1967 TJR Nr. 2/1967 vor Notar Dr. Klaus Kremer, Kempen, an die drei bisherigen Mietparteien Wolfers, Boers und van den Berken verkauft. Während die Neersdommer Mühle (ausgenommen das Torgebäude) nicht unter Denkmalschutz steht, genießt das Torhaus des Weierbachhofes mit den anschließenden Wohnhäusern diesen auch in der Verkaufsurkunde zum Ausdruck gebrachten Schutz. Die Urkunden des Hausarchivs der Neersdommer Mühle wurden durch Kreisarchivar Dr. Föhl nach dem Verkauf im Mai 1961, die Akten und Pläne 1962 bzw. 1969 von dem noch auf dem Torgebäude der Mühle wohnhaften Pater Petrus (+ 1970) übernommen und im Kreisarchiv aufbewahrt. Eine erste Sichtung der Akten erfolgte im Mai 1963 durch Herrn cand. phil. G. Deters, damals Student der Geschichte an der Universität Bonn. Die Urkunden des Archivs (mit Ausnahme der in den Akten enthaltenen Urkunden) nahm im November/Dezember 1967 Dr. Föhl auf.Das Archiv setzt sich aus drei Teilen zusammen: 1. Die von der Familie Kauffmanns vom Hülser Kaufmannshof stammenden Urkunden (auch über Wilhelmshof bei Hüls) und Akten. Sie kamen durch Erbschaft um 1820 an die Familie Stieger auf der Mühle. 2. Die zum Lehngut Weibeshof (Weierbach) gehörenden Lehnurkunden, Urkunden und Akten. 3. Urkunden und Akten der Neersdommer Mühle und Familiensachen Drinck-Stieger. Demäß diesen Provenienzen wurde das Repertorium der Urkunden chronologisch abgefaßt.Die Ölgemälde, darunter Porträts des Kaufmanns, verblieben in den Wohnräumen des Pater Petrus auf der Mühle, ebenso die Möbel und eine Sammlung alter Gebrauchsgegenstände der Sippe Stieger, an denen der Kreis ein Vorkaufsrecht besaß (siehe ausführliches Inventar von 1962). Nach einer zwischen dem Abt von Ziegelhausen und dem Kreisarchiv im April 1970 vorgenommenen Teilung der Bilder und Möbel, von denen manche in die Abtei Ziegelhausen, andere in die Wohnung des Residenten der Abtei in Schmalbroich gelangten, wurden die meisten altertümlichen Gebrauchsgegenstände käuflich in die Bestände des Kreisarchivs bzw. des Kreismuseums übernommen (siehe Inventar von 1970 bei den Akten 356-00). In den Scheunen der Neersdommer-Mühle wurden bis April 1971 alte landwirtschaftliche Geräte des Kreismuseums gegen Mietvertrag bewahrt.Die Akten wurden im Mai 1992 von Kreisarchivamtfrau Vera Meyer-Rogmann neuverzeichnet.

Bestandssignatur
M 5
Umfang
10 Kartons

Kontext
Kreisarchiv Viersen (Archivtektonik) >> M Haus-, Hofes- und Familienarchive

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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