Bestand
Sammlung Max von Spiessen (Bestand)
Genealogie des westfälischen Adels;
Auszüge aus Adels-, Pfarr-, Kommunalarchiven.
Bestandsgeschichte: Max von
Spiessen (1852-1921), Offizier im Kürassierregiment von Driesen
(Westf.) Nr. 4, Schriftsteller und Genealoge in Dülmen und
Münster.
Form und Inhalt: Max von
Spiessen wird am 22. Juni 1852 als Sohn des Kreisrichters Levin Ludwig
Josef von Spiessen und Maria Aloysia Engelberta geb. von Rump zu
Dellwig in Dülmen geboren. Er geht in den preußischen Militärdienst,
wird Offizier in einem Kürassierregiment und quittiert 1880 als
Rittmeister seinen Dienst, um sich ins Privatleben zurückzuziehen und
seinen genealogischen Forschungen nachzugehen. 1881 heiratet er
Theresia von Druffel und bezieht mit ihr Wohnung auf dem Osthof bei
Dülmen. Nachdem das Paar 1890 nach Münster übergesiedelt ist, wird die
kinderlos gebliebene Ehe 1907 geschieden. Den Ersten Weltkrieg
verbringt von Spiessen im inneren Dienst und stirbt am 5. November
1921 in Münster.
Schon während seiner aktiven
Militärzeit widmet sich Max von Spiessen seinen genealogischen und
heraldischen Arbeiten in zahlreichen Archiven, darunter viele Guts-
und Familienarchive, deren Benutzung ihm erst seine vielfältigen
Beziehungen zum westfälischen Adel ermöglichen. Erstes und zugleich
bedeutendstes Ergebnis der Studien ist das 1901 / 1903 in drei Bänden
erschienene ”Wappenbuch des Westfälischen Adels“. Zu der dort im
Vorwort angekündigten Herausgabe der Stammtafeln des westfälischen
Adels ist es, wohl nicht zuletzt kriegsbedingt, nicht mehr gekommen.
Seine dafür gesammelten Abschriften, Auszüge und Notizen vermacht von
Spiessen testamentarisch dem Staatsarchiv Münster unter der Bedingung,
dass seine Erben jederzeit Zutritt haben sollen. Nachdem das
Staatsarchiv diese Unterlagen 1922 übernommen hat, erhält es 1929 vom
Neffen Egon von Spiessen zusätzlich eine umfangreiche Siegel- und
Siegelstempelsammlung aus dem Nachlass von Spiessens
(Dienstregistratur 445).
Der literarische
Nachlass von Spiessens wird von seinen Erben an die Schwestern Wenner
in Dülmen gegeben, die Töchter des als Nachfolger Levin von Spiessens
amtierenden Gerichtsrates Alexander Wenner. Diese überlassen die
Unterlagen teilweise dem von August Hölscher geführten ”Heimatinstitut
Mittelmünsterland“, teilweise wird das Schriftgut wie die umfassende
Antiquitätensammlung auf Auktionen verkauft. Die im Staatsarchiv
Münster verwahrte Sammlung Spiessen und der im Stadtarchiv Dülmen
liegende literarische Nachlass Spiessens stellen also lediglich einen
kleinen Rest des ursprünglich von Spiessen hinterlassenen Materials
dar.
Die hier erschlossene Sammlung Spiessen
umfasst neben einer Mappe mit losen Blättern 82 Notizbücher und
Kladden, deren Inhalt von flüchtigen Einzelnotizen über Auszüge aus
Urkunden, Akten oder Kirchenbüchern bis hin zu den recht detaillierten
Stammtafeln reicht, die für die geplante Publikation Verwendung finden
sollten. Im Einzelnen setzt sich die Sammlung wie folgt
zusammen:
Nummern 1-19: Stammtafeln mit Wappen
der Adelsfamilien in überwiegend alphabetischer Reihenfolge (die
Kopien in Fot 230 (s.u.) bieten abweichend vom Original die
korrigierte alphabetische Reihenfolge)
Nummern 20-49:
Notizen und Skizzen zu einzelnen Familien; auf der Innenseite des
Einbanddeckels ist meist eine Liste der enthaltenen Familien notiert.
Angaben zu einer Familie sind z.T. über mehrere Bände verstreut (vgl.
Index B in Fot 230)
Nummern 50-77 + 79-82: Diverse
Abschriften und Auszüge aus Archivalien, jeweils mit Angabe des
Herkunftsarchivs (davon ist Nummer 63 auch im Namensregister B von Fot
230 erfasst)
Nummer 78: 654 Seiten mit Auszügen aus
Kirchenbüchern mit einem nachträglich 1967 im Archiv angefertigten
Register, das allerdings nur die marginal genannten Namen erfasst und
nicht ganz zuverlässig zu sein scheint. Die von Spiessen besuchten
Pfarrämter sind in Register C von Fot 230 erschlossen
Nummer 83: Faszikel mit Abschriften, Korrespondenz und
Originalarchivalien
Nummer 84: Altes archivisches
Findmittel mit einer Liste der von Spiessen für die Auszüge in den
Nummern 66 bis 77 aufgesuchten Archive
Die
erhaltenen Unterlagen sind offensichtlich unvollständig, da sie
teilweise eine laufende Nummerierung aufweisen, die jedoch durch
offenbar fehlende Stücke unterbrochen wird.
Allen Aufzeichnungen ist gemeinsam, dass Einzelnachweise zu den
von Spiessen benutzten Quellen fehlen. Nur in einem Teil der
Notizbücher finden sich summarische Hinweise auf das Herkunftsarchiv
der gesammelten Daten, ohne jedoch den wissenschaftlichen
Anforderungen exakter Nachprüfbarkeit zu genügen. So wird die
Sammlung, wie bereits Friedrich von Klocke in seinem Nachruf 1921
konstatiert, ”für ernsthafte Forschungen in manchen Fällen nur als
Wegweiser dienen können, da der Verfasser als Autodidakt der alten
Schule nicht überall unsere heutige kritische Methode angewendet und
auch von genauen Quellenangaben zu den Einzelheiten Abstand genommen
hat.“
Gleichwohl hat die Sammlung Spiessen
ausweislich der einliegenden Benutzerblätter in den vergangenen
Jahrzehnten ein durchaus reges Interesse gefunden. Daher hat das
Staatsarchiv von den besonders beanspruchten und deshalb
konservatorisch gefährdeten 19 Bänden mit Stammtafelentwürfen eine
Kopie angefertigt, die im Lesesaal einsteht und durch das
Namensregister A im ersten Band erschlossen ist (Fot 230). Dieser Band
bietet zudem neben einem Überblick zum Inhalt der einzelnen Kladden in
der Einleitung zwei weitere Indices: Zum Einen das Namensregister B zu
den Nummern 20 bis 23, 25 bis 49 und 63, zum Anderen das Register C,
das jene Pfarrämter auflistet, aus deren Kirchenbüchern die Auszüge in
Nummer 78 stammen, welche wiederum durch den 1967 angelegten Index
recherchierbar sind.
Der Bestand ist
grundsätzlich frei benutzbar, jedoch sind die Nummern 1 bis 19
ausschließlich über die Kopie im Lesesaal einzusehen.
Münster, 6.12.2007
Dr. Koppetsch
- Reference number of holding
-
V 096
- Extent
-
84 Bände.; 84 Bände (10 Kartons), Findbuch V 096.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.4. Nachlässe und Sammlungen (V) >> 4.4.1. Nachlässe und Sammlungen von einzelnen Personen
- Related materials
-
Heinz Brathe: Erinnerung an Max von Spiessen, in: Dülmener Heimatblätter 1988, S. 9-11; Ralf Oldenburg, Das literarische Erbe von Max von Spiessen, in: Heimatpflege in Westfalen 13 (2000), Heft 4, S. 1-6.
Friedrich von Klocke: Max von Spiessen, Genealoge und Heraldiker, in: Familiengeschichtliche Blätter. 19, 1921, Sp. 369
Ludwig Bielefeld: Der Heimatdichter Max von Spiessen, in: Dülmener Heimatblätter 2, 1926, S. 2f.
Ludwig Bielefeld: Auf des Dichters Max von Spiessen Pfaden in Dülmen, in Dülmener Heimatblätter 3, 1927, S. 4-6, 15f.
Heinz Brathe: Erinnerungen an Max von Spiessen, in: Jahrbuch des Kreises Coesfeld 1987, S. 61-64
Ralf Oldenburg: "Es ist jetzt eine schlechte Zeit für die Herausgabe solcher Sachen". Der literarische Nachlaß des Dülmener Heimatdichters Max von Spiessen im Dülmener Stadtarchiv, in: Dülmener Heimatblätter 1999, S. 19-24
Ralf Oldenburg: Das literarische Erbe von Max von Spiessen, in: Heimatpflege in Westfalen 13, 2000, S. 1-6
- Date of creation of holding
-
ca. 1880-1920
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- ca. 1880-1920