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Einkommensentwicklung der privaten Haushalte in Deutschland: Ostdeutschland fällt zurück

Nachdem in der ersten Hälfte der 90er Jahre die Haushaltseinkommen in den neuen Bundesländern enorm gestiegen waren - vor allem infolge rasanter Lohnanhebungen, damit einhergehender Rentenanpassungen sowie der Ausweitung sozialer Leistungen -, kam es danach zu nur noch mäßigen Zuwächsen. Sie fielen geringer aus als die Einkommenssteigerungen in Westdeutschland, insbesondere weil die Erwerbseinkommen in der Summe nur noch wenig zunahmen. Das ist allein in der schwachen Beschäftigungsentwicklung begründet. In Haushalten mit Erwerbseinkommen waren die Zuwächse ab Mitte der 90er Jahre zwar geringer als zuvor, hielten aber noch Schritt mit der Entwicklung der durchschnittlichen Arbeitseinkünfte in Erwerbstätigenhaushalten der alten Bundesländer. Bei den Löhnen hat sich die Anpassung an das westdeutsche Niveau, wenn auch mit immer kleineren Schritten, fortgesetzt. Immer mehr Haushalte in Ostdeutschland sind von Sozialtransfers abhängig, und ein immer größerer Teil der Haushaltseinkommen entfällt auf diese Transfers. Eine solche Tendenz zeigt sich in den alten Bundesländern wegen der dort etwas besseren Beschäftigungsentwicklung kaum. Hinzu kommt, dass in den neuen Bundesländern der Anteil der Haushalte mit Bezug von Altersrente stärker als in Westdeutschland gestiegen ist. Im Jahre 2002 machten soziale Leistungen und gesetzliche Renten knapp 40 % der gesamten Nettohaushaltseinkommen in den neuen Bundesländern aus - in Westdeutschland war es nur reichlich ein Viertel. In Ostdeutschland hat nicht nur - wie im Westen - der Anteil der Haushalte mit Rentnern zugenommen, sondern es kam auch in relativ kurzer Zeit zu einem generellen Wandel der Haushaltsstrukturen. Lebten kurz nach der Wende dort im Durchschnitt noch mehr Personen in Haushalten als in den alten Bundesländern, sind es jetzt weniger. Insbesondere der Anteil der Familien mit Kindern hat abgenommen; der Anteil der Alleinerziehenden ist gleich geblieben. Der Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße hatte den Effekt, dass Ostdeutschland bei den bedarfsgewichteten Haushaltseinkommen seit Mitte der 90er Jahre nur wenig hinter Westdeutschland zurückgeblieben ist.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: DIW Wochenbericht ; ISSN: 1860-8787 ; Volume: 72 ; Year: 2005 ; Issue: 18 ; Pages: 319-327 ; Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Classification
Wirtschaft
Subject
Haushaltseinkommen
Ostdeutschland
Westdeutsche Bundesländer
Deutschland

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Brenke, Karl
Event
Veröffentlichung
(who)
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
(where)
Berlin
(when)
2005

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Last update
10.03.2025, 11:44 AM CET

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  • 2005

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