Archivale
Forderungen: Zinsen auf eine Hypothek; Haftung der Gemeinde für die versetzten Gemeindewiesen
Enthält: Der Streit zwischen der Gemeinde von Kerpen und den Erben Theodor Dulmans, namentlich dem Kölner Buchhändler Johann Anton Kinckius und später seiner Witwe Maria Richmudt Gertrud Dulmans und ihrer Schwester Margaretha Elisabeth, Witwe des Kammergerichtsassessors Conrad Esch, zieht sich über zwei Jahrzehnte und durch mehrere Instanzen. Ausgangspunkt und Streitgegenstand ist eine Obligation von (jetzt) 600 Goldgulden kurfürstlicher (d. h. kölnischer) Währung bzw. (damals) 536 Goldgulden 28 Tlr 30 Albus holländischer Währung, die die Gemeinde von Kerpen im Jahr 1585 bei den Vorfahren der Familie Dulmans aufgenommen hatte. Zum Unterpfand erhielten die Gläubiger 15 Morgen der Gemeindebenden und einige Holzgewalten. Wenn deren Ertrag für die jährlichen Zinsen von 32 Goldgulden nicht ausreichten, sollten die Einwohner Kerpens mit ihrem Vermögen haften. Der Vertrag blieb natürlich vom Wandel der Zeit nicht unbeeinflusst. Am 22.1.1603 hatten sich Schultheiß Theodor Schreiber und die Schöffen Conrad Jaixen und Johann Juthen für die Gemeinde und Peter und Gertrud Ockhoven auf der Seite der Gläubiger bereits einmal über die Rückzahlungen bis 1602 und für die folgenden beiden Jahre verglichen. Die Benden hatten die Dulmans (um 1650 Kinckius' Schwiegermutter Catharina Averdonck) weiterverpachtet, u. a. an Leonard Heppendorff, Reinardt Jaixen und Peter Esser. Am 13.11.1662 klagte Kinckius vor dem Kerpener Gericht (Schultheiß Caspar Friedrich Hansonius) gegen den ehemaligen Schöffen Bernardt Jaixen wegen der Pachtabgabe, für die nur eine gefälschte Quittung aus dem Jahr 1650, nicht aber der einstige Pachtvertrag beigebracht werden konnte. 1655 forderten Dulmans mit einer Supplik vom 13.5. an den Kurfürsten wieder einmal die rückständigen Pensionen und ausreichende Sicherheiten ein. Die Kerpener weigerten sich und wurden am 2.9.1659 von einer kurfürstlichen Kommission aus Dr. Dierath und Henseler zur Restitution des Kapitals und der Ausstände verurteilt. Dagegen appellierten sie an das Hohe Gericht in Limburg, das in einem Urteil vom 20.6.1663 die ursprüngliche Abmachung: 600 Goldgulden bei 32 Goldgulden Zins auf die Gemeindebenden, bestätigte und den Gläubigern die Kosten für den Prozess auferlegte. Die Erben Dulmans waren damit nicht zufrieden und wandten sich an den Brüsseler Rat, der die Kosten auf 2/3 minderte, dafür aber 1003 brabantische Gulden taxieren ließ, die durch eine öffentliche Versteigerung der Dulman'schen Benden erbracht werden sollten. Die Hauptsache, die Pensionsforderungen an die Gemeinde Kerpen, blieb jedoch unentschieden. Maria Richmudt Gertrud Dulmans, Witwe Kinckius, wendet sich daraufhin an den Kurfürsten [von Köln]. Er als derjenige, unter dessen Jurisdiktion ja die Gemeinde Kerpen gehöre, soll die auf den 4.11.1683 terminierte Versteigerung aussetzen und ihr und ihrer Familie helfen, Kosten und Schaden von 2000 Rtlr, nämlich 317 Rtlr 3 Albus 6 Heller Bendenpachtschulden, 672 Rtlr in 21 Jahren aufgelaufene Zinsen und die 1003 Rtlr Prozesskosten (= 1092 Rtlr 3 Albus 6 Heller), erstattet zu bekommen. Auch die Kerpener schreiben an den Kurfürsten, ihrerseits natürlich mit dem Inhalt, er möge die Exekution des Urteils nicht behindern. Sie drohen damit, andernfalls wieder beim Hof in Brüssel "unnd sonsten" vorstellig zu werden, (d. h. auch sie appellieren an die Jurisdiktionsgewalt). [Fortsetzung in Nr. 922].
- Archivaliensignatur
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GerKer, 607
- Umfang
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Schriftstücke: 25+14+10 = 49
- Kontext
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Schöffengericht Kerpen >> 7 Prozesse anderer Gerichte >> 7.3 Prozesse der Appellationsinstanz unter Beteiligung des Schöffengerichts
- Bestand
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GerKer Schöffengericht Kerpen
- Indexbegriff Sache
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Benden = Wiesen
Forderungen
Gerichtsorganisation
Jurisdiktion
Pächtern
Prozesskostenrechnungen
Versteigerung, öffentliche
Wiesen siehe Benden
Zinsschulden
- Indexbegriff Person
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Averdonck, Catharina, Witwe Dulmans
Dierath, Dr. iur., kurfürstl. Kommissar 1659
Dulmans, Theodor und Erben
Esch, Conrad, Kammergerichtsasessor
Esser - Peter, Pächter 1650
Hansonius, Caspar Friedrich, Schultheiß 1662
Henseler, kurfürstl. Kommissar 1659
Heppendorff, Leonard, Pächter 1650
Jaixen - Bernardt, Schöffe
Jaixen - Conrad, Schöffe 1603
Jaixen - Reinardt, Pächter 1650
Juthen (Juden, Inden) - Johann, Schöffe 1603
Kerpen - Bürgermeister und Gemeinde
Kinckius - Johann Anton, Buchhändler in Köln
Kinckius - Maria Richmudt Gertrud geb. Dulmans, Witwe Johanns
Ockhoven, Peter und Gertrud, aus Köln
Schreiber, Theodor, Schultheiß 1603
Stefferden, Joachim van, kgl. Rentmeister 1646
- Indexbegriff Ort
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Brüssel, Souveräner Rat
Limburg, Hohes Gericht
- Laufzeit
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1658 - 1683
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Letzte Aktualisierung
-
17.09.2025, 15:33 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Archivale
Entstanden
- 1658 - 1683