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Nachlass Soenning, Rudolf (Bestand)

Vorwort: Dr. Rudolf Soenning (*5. Dezember 1904, † 2. August 1980) Rudolf Soenning wurde als Sohn einer Brauereibesitzerfamilie in Memmingen geboren. Er besuchte die Oberrealschule in Augsburg und studierte Medizin an den Universitäten München, Bonn und Hamburg. Danach arbeitete er in England, Frankreich und Südamerika. Nach diesen Auslandsaufenthalten ließ er sich als Augenarzt in Berlin nieder. Als Student war er in der Jugendwanderbewegung tätig und organisierte 1927 den akademischen Pflichtsport in München. 1928 nahm er als Bobfahrer an den Olympischen Winterspielen 1928 in St. Moritz teil. Während des 2. Weltkrieges leitete er in seiner Funktion als deutscher Stabsarzt Augenstationen in Norwegen, Finnland und Griechenland. Da seine Praxis im Osten Berlins ausgebombt war, kehrte er nach dem Ende des Krieges in seine Heimatstadt Memmingen zurück und eröffnete dort (im Hallhof 8) mit seiner Frau Dr. med. Gisela Margarethe, geb. Neumann, eine Augenarztpraxis. Als Mediziner war er 1947 Delegierter und seit 1950 Vorstandsmitglied der Bayerischen Ärztekammer. Außerdem von 1950-1970 Delegierter des Deutschen Ärztetages und 1973 Ehrenpräsident des 76. Deutschen Ärztetages in München. Die „undemokratische“ Art der Entnazifizierung motivierte Soenning nach eigener Aussage politisch tätig zu werden. Seinen Standpunkt, dass man nur Verbrechen, aber keine politische Gesinnung bestrafen kann, vertrat er auch mit Vehemenz gegenüber den Besatzungsmächten und wurde dafür sogar kurzzeitig inhaftiert. Die FDP war 1946 die einzige Partei, die es Soenning, nach Rücksprache mit dem Vorsitzenden Dr. Thomas Dehler, erlaubte, seinen Standpunkt zu vertreten und als Bezirksvorsitzender den FDP-Bezirksverband Schwaben aufzubauen. Entsprechend radikal gestaltete er sein erstes Wahlwerbeflugblatt (Akt 167). 1950 wurde er über die FDP Wahlkreisliste Schwaben erstmals in den Bayerischen Landtag gewählt. Da sich Soenning zu einem Zwei-Parteien-System bekannte, radikale Reformen für die Parlamente forderte und u.a. diese Ansichten zu internen Streitereien führten, wechselte er 1952 zur CSU. Als Abgeordneter engagierte er sich besonders für seinen Stimmkreis und befasste sich außerdem mit Verkehrs- und Gesundheitspolitik. Er forderte einen Gesamtverkehrsplan mit dem Ziel, einen sinnvollen Verbund zwischen Straßen- und Schienenverkehr zu erreichen. Auch dabei lag ihm der Bezirk Südschwaben besonders am Herzen. Sein unermüdliches Engagement trieb Veränderungen voran und machte ihn über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Der Schnellzug München – Mailand über Memmingen wurde lange Zeit im Volksmund „Dr. Soenning Express“ genannt. Als Mediziner war ihm die Gesundheitspolitik ein besonderes Anliegen. 1962 wurde auf seinen Vorschlag hin der Gesundheitspolitische Arbeitskreis der CSU gegründet. Soenning kämpfte nicht nur für medizinische Verbesserungen wie Röntgen, Impfungen oder Krebsvorsorge, sondern auch für eine Reform in der Sozialversicherung, Verbesserungen der Arbeitsplatzsituation des medizinischen Personals u.v.m. Außerdem gilt er als Vater des obligatorischen Sehtests für Führerscheinbewerber. Dieses breit angelegte Engagement trug zu seiner Popularität bei. Rudolf Soenning gewann mit der CSU das Direktmandat im Stimmkreis Neu-Ulm-Stadt und -Land, Illertissen, dem heutigen Stimmkreis Neu-Ulm, viermal hintereinander und gehörte somit bis 1970 dem Landtag an. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand zog er sich weitgehend aus der Politik zurück und arbeitete an seiner Autobiographie „Ein unbequemer Zeitgenosse“ die 1979 im Selbstverlag erschien. Er erhielt folgende Auszeichnungen: • 1926 die „öffentliche Anerkennung der Regierung von Oberbayern für eine Lebensrettung aus der hochgehenden Isar“ • 1956 die Adenauer-Plakette • 1959 das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes • 1962 den Bayerischen Verdienstorden • 1964 das Steckkreuz des Bayerischen Roten Kreuzes • 1966 die goldene Ehrenplakette des BRK • 1966 die Bayerische Verfassungsmedaille • 1969 das Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der BRD • 1974 die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste • 1974 die Joh. Heinrich-August Duncker Medaille in Gold als Würdigung für den „Vater des Sehtests“ für Führerscheinbewerber • 1975 die Paracelsus-Medaille Der Nachlass Rudolf Soenning wurde 1980 von seiner Frau Dr. Gisela Soenning an das Bayerische Hauptstaatsarchiv übergeben. Da Frau Dr. Soenning nach eigener Angabe schon einen Teil davon vernichten ließ, sind z.B. die in Akt 167 erwähnten Tagebücher nicht mehr vorhanden. Leider sind nur noch wenige Einzelstücke, die Auskunft über Soennings Privatleben geben, überliefert. Der Bestand enthält deshalb hauptsächlich Unterlagen aus seiner politischen Tätigkeit sowie Presseartikel über seine Person. Der Nachlass wurde Ende der 1980er Jahre zum Großteil handschriftlich von Peter Kastner verzeichnet und später in die Datenbank FAUST mit 143 Nummern eingegeben. Nach der Einführung des Datenbanksystems ACTApro wurde der Bestand von Sandra Karmann neu verzeichnet, dabei um 25 Nummern erweitert, neu strukturiert und ergänzt. September 2020 Sandra Karmann

Bestandssignatur
NL Soenning Rudolf
Umfang
168
Sprache der Unterlagen
ger

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 5 Abteilung V: Nachlässe und Sammlungen >> 5.1 Nachlässe und Familienarchive >> 5.1.2 Nachlässe >> Nachlässe Q - S
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Benutzungseinschränkungen: Der Bestand ist fristenfrei. Archivgesetzliche Schutzfristen (personenbezogene Schutzfristen Dritter) können noch gelten. Alle Datensätze sind für die Onlinestellung geeignet.

Bestandslaufzeit
1945-1980

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Provenienz
Nachlass Soenning, Rudolf
Vorprovenienz
N.N.
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:04 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Entstanden

  • 1945-1980

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