Gewerkschaftshaus

Bürohaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes & Hermann-Schlimme-Haus; Berlin, Mitte

Auf der gegenüberliegenden Seite der Wallstraße an der Ecke zur Inselstraße entstand 1922-23 der Verwaltungsbau des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Wallstraße 61-65 von Max Taut und Franz Hoffmann. Der Entwurf dieses Gebäudes, das zu einem der Leitbilder des Neuen Bauens wurde, verhalf Max Taut zu allgemeiner Bekanntheit. Das Gewerkschaftshaus ist einer der ersten Stahlbetonbauten, der seine Rahmenkonstruktion zum Hauptgestaltungsmittel erhob.° Schlechter Baugrund und der Tunnel einer U-Bahn, die das Grundstück unterquert sowie der Wunsch nach flexibler Einteilung der Büroetagen erforderten die leichte und variable Konstruktion des Betonrasters, dessen Gefachfelder mit nicht tragendem Mauerwerk und je zwei einfachen Serienfenstern ausgefüllt sind. Taut setzte die technischen Anforderungen folgerichtig in die Gestaltung des Gebäudes um: "Aus all diesen technischen Voraussetzungen entwickelte sich die Architektur. Der Rahmenbau wird im Äußeren wie im Inneren konsequent durchgeführt und auch gezeigt. Im Inneren sollen die Binder für den Sitzungssaal, die Stützen in den Korridoren, die Betonbalken der Decken auch als solche sichtbar bleiben, im Äußeren wird klar ohne unnötige 'Verzierung' das quadratische System des Betonbaus gezeigt." (1) Auch die Herunterstufung des viergeschossigen Eckbaus zur Inselstraße, der sich vom siebengeschossigen Bauteil an der Wallstraße absetzt, hatte statische Gründe. Taut nutzte diese Beschränkung jedoch für eine expressive Ecklösung. (2) Der schmale Portalrisalit und der zweigeschossige Saal durchbrechen mit zweiseitig ausgestellten Fenstern und spitzen Satteldächern das orthogonale System. Im Inneren werden die abgeschrägten Eisenbetonstützen in den Räumen und Fluren als dekorative Elemente genutzt und haben eine belebende Wirkung im geradlinigen System, ohne die klare Grundrissgliederung zu zerstören: Die Büroräume mit der Breite eines Rasterelements von 4,35 Meter verteilen sich gleichmäßig zu beiden Seiten eines Mittelganges.° Statt der von Taut ursprünglich geplanten Fortführung des Baus entlang der Inselstraße und des Märkischen Ufers entwarf Walter Würzbach 1930-32 eine Erweiterung an der Wallstraße mit Verbindung zum Märkischen Ufer. An der Wallstraße übernahm er das Gestaltungssystem Tauts in vereinfachter Form: Beide Baukörper werden durch ein turmartiges Treppenhaus voneinander abgesetzt, so dass sich eine Mittenbetonung der gesamten Front ergibt. Am Märkischen Ufer ist die Fassade durch schmale, eng gestellte Pfeiler streng vertikal gegliedert. ° ____________________° (1) Vgl. Taut 1922, S. 195f.° (2) An dieser Stelle liegt das Gebäude über dem U-Bahntunnel.

Urheber*in: Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund / Rechtewahrnehmung: Landesdenkmalamt Berlin

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Standort
Wallstraße 61 & 62 & 63 & 64 & 65 / Inselstraße 6 / Märkisches Ufer 32 & 33 & 34, Mitte, Berlin

Klassifikation
Baudenkmal

Ereignis
Herstellung
(wer)
Bauherr: Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
(wann)
1922-1923
Ereignis
Umbau
(wann)
1930-1932

Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 09:40 MEZ

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Objekttyp

  • Gewerkschaftshaus

Beteiligte

  • Bauherr: Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund

Entstanden

  • 1922-1923
  • 1930-1932

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