Archivale
Lutherbaum in Worms-Pfiffligheim
Enthält: vgl. unter Bemerkung
Darin: u. a.: Fotografie des umgestürzten Baumes, 1912; Zeichnungen und Entwürfe; Briefkopf: Ludwig Grimme, Tünchermeister, Worms; desgl. Heinrich Diflo, Bildhauerei und Steinmetzgeschäft, Worms; Plan zu steinernen Bänken um den Lutherbaum zu Pfiffligheim (kol.; Ansicht, Grundriss, Querschnitt, Teil eines Rücklehnenfeldes, Profil eines Bankfußes (aufgenommen und gezeichnet von Mayr, Gr. Bauaufseher I. Klasse; Plan besch., in drei Teilen))
- Reference number
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Stadtarchiv Worms, 005/1, 00274
- Notes
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Bemerkungen: Bereits kurz nach der Eingemeindung Pfiffligheims 1898 begann sich die Stadtverwaltung um das Denkmal ‚amtlich' zu kümmern. Anfang Januar 1899 forderte Oberbürgermeister Köhler seinen Stadtgärtner Beck zu einem Besuch des Denkmals auf: "Wir empfehlen Ihnen eine Besichtigung des Lutherbaums im Stadtteil Pfiffligheim und sehen Ihrer demnächstigen Äußerung darüber entgegen, welche Maßnahmen zur Erhaltung dieses Baues erforderlich erscheinen". Ende Januar erstattete Beth Bericht und nannte eine Reihe von nötigen Reinigungs- und gärtnerischen Arbeiten als notwendig.
Den umfangreichsten Teil der Akte macht eine Sammlung von Schriftstücken, Zeichnungen und Berechnungen aus der Zeit bald nach 1902 aus, als das Denkmal im Auftrag des Stadtbauamtes Worms eine Einfriedigung aus Werk- und Kalksteinen erhalten sollte. Die Akte enthält dazu Kostenberechnungen aus dem Frühjahr 1902 und Unterlagen einer Ausschreibung (‚Verdings-Verhandlung') der Steinmetz- und Schlosserarbeiten. Zugleich sollte eine dringend notwendige neue Bank um die Ulme herum aufgerichtet werden, denn wie es heißt: "Die Herstellung der sehr verwahrlosten Bank um den Lutherbaum herum ist als ein dringendes Bedürfnis zu betrachten". Zunächst hatte allerdings die Stadtverordnetenversammlung im Mai 1902 die Pläne zur Errichtung einer "monumentalen Steinbank" mit Rücksicht auf die hohen Kosten von 900 Mark an den Bauausschuss zurückgewiesen und eine billigere Variante befürwortet. Das Bauamt machte den Vorschlag, einen günstigeren Werkstoff zu wählen (Kehlheimer Kalkstein). Nachdem die Kosten so auf 670 Mark reduziert wurden, gab das Stadtparlament seinen Segen. Die Akten enthalten dann neben den aktuellen Kostenvoranschlägen die Rechnungen der beiden ausführenden Wormser Firmen aus dem Jahre 1903, das Bildhauer- und Steinmetzgeschäft Heinrich Diflo und das Eisen-Konstruktions-Geschäft D. Schlösser für das Ziergitter. Erhalten hat sich in der Akte zu diesem Vorhaben unter anderem eine detaillierte Zeichnung der bereits vor 1898 geplanten Maßnahme, die ab 1903 den Baum bzw. das Denkmal sehr aufgewertet hat. Wenige Jahre später gab es wiederum einen traurigen Anlass für behördliches Aktivwerden: Nach dem teilweisen Einsturz des Baumes am Vormittag des 31.7.1912 (vgl. Foto aus der Akte, aufgenommen unmittelbar danach) wurde eine Besichtigung durchgeführt, deren Protokoll erhalten ist (3.8.1912). Es heißt im Bericht des Stadbaurats Hüther: "Die Besichtigung nach dem Unfall ergab, dass das Holz von innen heraus durchgefault war , so dass nur noch ein gesunder Kern in der Stärke von etwa 3 cm die ganze Last des ausserordentlich schweren Astes tragen musste. Wir haben daraufhin sofort die auf der Nordseite des Baumes befindlichen Äste gut abstützen lassen, da Gefahr bestand, dass auch sie bei einem starken Sturm abbrechen könnten. … Um den Bau vor weiterer Zerstörung nach Möglichkeit zu schützen, schlagen wir vor, die Aeste gegen 2 schwere Ständer … abzustützen. … Da es im Interesse des Erhalts des Baumes unbedingt notwendig ist sofort die endgültigen Arbeiten ausführen zu können, bitten wir, uns den Betrag in genannter Höhe [1000-1200 Mark] bereit zu stellen". Die Stadtverordnetenversammlung entsprach in ihrer Sitzung am 12.8.1912 diesem Antrag. Zur Schadensbesichtigung und Besprechung des weiteren Vorgehens wurde am 16.8. ein Ortstermin anberaumt, dessen Protokoll sich ebenfalls erhalten hat. Hierbei wurde u. a. die Ausfüllung der hohlen Stellen im Baum mit Beton vereinbart; zudem erfahren wir: "Für die Verkleidung des nicht mehr mit Rinden versehenen Holzwerkes sollen aus den staatlichen Waldungen Rinden von Ulmen zur Verfügung gestellt werden. Des weiteren wurde empfohlen, den nach Norden hin weit ausragenden Ast vorsichtig etwas zu kürzen und im übrigen den noch vorhandenen Baumstumpf möglichst gut wieder instand zu setzen, was ja auch beabsichtigt ist". Involviert in die Beratungen waren auch sachverständige Förster der Großherzoglichen Oberförsterei Worms mit Sitz auf dem Kühkopf. Laut Aktenvermerk waren die folgenden Wiederherstellungsarbeiten im Sommer 1913 abgeschlossen; die Gesamtkosten lagen bei 1210 Mark und 12 Pfennig. Dies entsprach immerhin etwa dem halben Jahresgehalt eines Lehrers. Noch einmal wurde der Baum 1927 Gegenstand städtischer Beratungen. Der Stadtverordnete Mehlmann (Deutsche Volkspartei) ersuchte um verbesserte Unterhaltungsmaßnahmen, das die den ausgemauerten Stumpf umgebende Rinde inzwischen abgefallen sei. Da eine Neuanbringung von Rinden nicht gelang, entschloss man sich 1928/29 zu einem Betonverputz, "der in seiner Bearbeitung natürlicher Rinde gleichen" würde. Bereits 1927 gab es auch Anlass zu Bedenken der Polizeiverwaltung hinsichtlich der Standfestigkeit der Eisenträger. Ende 1929 wurde zum Lutherbaum betont, dass im Hinblick auf die angespannte Haushaltslage der Stadt Mittel "nur dann frei gegeben werden könnten, wenn ernstliche Gefahr für den Bestand des Baumes bestehen sollte." (Bö, 2013)
- Context
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005/1 - Stadtverwaltung Worms (1815-1945), Akten >> II. Geschichte, Statistik und Ortsbeschreibung >> II.01. Landes- und Ortsgeschichte >> II.01.d. Wormser Denkmäler, Denkmalpflege
- Holding
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005/1 - Stadtverwaltung Worms (1815-1945), Akten
- Date of creation
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1899 - 1929, 1938
- Other object pages
- Last update
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15.12.2023, 3:52 PM CET
Data provider
Stadtarchiv Worms. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivale
Time of origin
- 1899 - 1929, 1938