Bestand

NL Blumenthal (Bestand)

ProvenienzDie Unterlagen im Bestand E 10/162 stammen aus dem Besitz von Else Blumenthal (geb. 20.09.1894 in Nürnberg) und ihrem Bruder Siegfried (geb. 16.11.1899 in Nürnberg). Das ledige jüdische Geschwisterpaar, von Beruf Buchhalterin bzw. Kaufmann, lebte hier bis zu seiner Deportation am 24.03.1942 in das Transitlager Izbica in Ostpolen in der Brunnengasse 20 und seit 1938 in der Zufuhrstraße 6. Else und Siegfried Blumenthal gelten als verschollen.ÜberlieferungDie ursprünglich in einem Leitz-Ordner mit alphabetischem Register zwischen 1938 und 1941 zusammengefassten Dokumente sollten der letztlich gescheiterten Auswanderung der Geschwister dienen. Sie wurden durch Josefina Mossner überliefert, die wohl schon seit 1917 bis 1941 als nichtjüdische Haushälterin in Diensten der Familie Blumenthal stand. Sie war demnach bereits zu Lebzeiten der Eltern Hannchen und Adolf Blumenthal im Haushalt tätig. Nach deren Tod 1919 (Hannchen Blumenthal) und 1928 (Adolf Blumenthal) bestand das Arbeitsverhältnis mit den Kindern weiter.Der Ordner wurde zunächst von Else und Siegfried Blumenthal in ihrer Wohnung aufbewahrt und laufend ergänzt. Die jüngsten Unterlagen stammen vom November 1941. Vor ihrer Deportation übergaben ihn die Geschwister an Frau Mossner, von der ihn 1973 ihr Neffe, Herr Günter Schmidt, erhielt, der ihn im September 2014 im Namen seiner Familie beim StadtAN deponierte, um den Inhalt der Forschung zugänglich zu machen. Über umfangreichere Auswertungen des Bestands E 10/162 will der Eigentümer informiert werden.InhaltDie Erhaltung von Unterlagen dieser Empfänger-Provenienz vor Ort ist ausgesprochen selten, da sie von jüdischen NS-Verfolgten, denen die Flucht aus dem Deutschen Reich gelang, mitgenommen wurden und sich heute in deren neuen Heimatländern befinden, oder im Falle der Ermordung meist vernichtet wurden.E 10/162 dokumentiert detailliert zugleich individuell und beispielhaft die verzweifelten Bemühungen der Betroffenen, den Nazis zu entkommen, bis diese am 23.10.1941 ein Auswanderungsverbot für Juden erließen. Hierzu mussten sie sich mit in- und ausländischen Behörden auseinandersetzen oder Verwandte, Freunde und Hilfsvereine um ihre Unterstützung bitten. An diesen immer neuen bürokratischen und finanziellen Hürden scheiterte nicht nur die Rettung der Geschwister Blumenthal.Besonders hinzuweisen ist auf den biografischen Quellenwert der Korrespondenz durch die Nennung unzähliger Namen, unter ihnen prominenter Persönlichkeiten wie Ludwig Rosenzweig, dem langjährigen Vorsitzenden der Kultusgemeinde Nürnberg (s. Bestand E 51), der den Blumenthals mit Geld half, und Dr. Leo Baerwald, dem früheren Münchner Hauptrabbiner, mit dem die Blumenthals verwandt waren. Grenzen sind der Auswertung und Zuordnung gesetzt, wo Personen in den Briefen nur bei ihren Vornamen genannt werden.Aufschlussreich sind auch die Schriftwechsel mit und Belege der Dresdner Bank, die deren Verhalten gegenüber ihren jüdischen Kunden während der NS-Zeit dokumentieren.QuellenStadtarchiv Nürnberg C 21/X Nr. 1 Meldekarten Else und Siegfried BlumenthalErinnerungen von Herrn Günter Schmidt v. 15.08.2014 (Dienstakt Stadtarchiv Az 47.14.34-8/45)

Reference number of holding
E 10/162
Extent
lfd. Meter: 0,50; Einheiten: 19
Language of the material
Deutsch

Context
Stadtarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Nürnberg >> Bestandsgruppe E: Dokumentationsgut privater Provenienz >> E 10 - Nachlässe >> E 10/162 - Nachlass / Else und Siegfried Blumenthal

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Last update
05.06.2025, 11:18 AM CEST

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