Bestand

Konsulat Bukarest (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

Behördengeschichte

Konsularbehörden sind diplomatischen Vertretungen nachgeordnete Einrichtungen; ihre gesetzliche Grundlage bildet das Konsularrecht. Nach der Wichtigkeit der Orte wird unterschieden zwischen Generalkonsulaten, Konsulaten und Vizekonsulaten, die jeweils für einen bestimmten Bezirk tätig sind.
Zu den spezifischen Aufgaben eines Konsulats gehören die Wahrung und Förderung der jeweiligen wirtschaftlichen Interessen des Entsendestaates in Bezug auf Handel, Verkehr und Schifffahrt sowie der Schutz der eigenen Staatsangehörigen in Form von Unterstützungen und der Ausübung polizeilicher Befugnisse. Dazu kommen verschiedene Einzelaufgaben wie Kontrolle der Schifffahrt, Überprüfung der Seetüchtigkeit und der Ladung sowie die Schlichtung von Streitigkeiten auf Schiffen. Den Konsuln im Dienste Preußens oblag die Führung des Verzeichnisses der in ihrem Einflussbereich wohnenden Angehörigen ihres Staates (Konsularmatrikel).
Konsuln bedürfen bei Amtsantritt keines Kreditivs (Beglaubigungsschreiben), sondern nehmen ihre Tätigkeit auf, sobald das Exequatur von der Regierung des Empfangsstaats vorliegt.
Seit dem 16. Jahrhundert hatte sich die osmanische Oberhoheit im Fürstentum Walachei durchgesetzt. Ab dem Jahr 1800 verlor die Hohe Pforte jedoch an Macht, so dass Russland den Anspruch erhob, als Schutzmacht über die Walachei zu bestimmen. Im Jahr 1832 wurde das Grundgesetz "Organisches Reglement" oktroyiert. Der Zar von Russland ernannte die Herrscher des Fürstentums, die daher nur wie Statthalter fungieren konnten. Die beginnende rumänische Nationalbewegung forderte ab dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts die Vereinigung mit dem Fürstentum Moldau sowie die staatliche Unabhängigkeit. ( Vgl. GStA PK, I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, II Nr. 29 und Nr. 89; ebd. I. HA Rep. 81 Dresden nach 1807, Nr. 429: Ereignisse in der Walachei (Rumänien), 1848; ebd.: I. HA Rep. 81 Dresden nach 1807, Nr. 699: Handelsbeziehungen und Preußische Konsulate, 1839-1848).
Bukarest war das Zentrum der "Walachei-Revolution" und wurde zwischen 1853 bis 1856 nacheinander von russischen, türkischen und österreichischen Truppen besetzt. Im Jahr 1861 wurde Bukarest zur Hauptstadt des neu gegründeten Fürstentums Rumänien. Der Staatsgründer Alexandru Ioan Cuza (1820-1873) wurde 1866 durch einen Militärputsch zur Abdankung gezwungen und Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1839-1914) zum Fürsten von Rumänien gewählt. Er zog als Carol I. am 10. Mai 1866 in Bukarest ein. (Vgl. Hillgruber, Andreas: Karl I., Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen. In: Neue Deutsche Biographie, Band 11, Berlin 1977, S. 260 f. Edda Binder-Iijima / Heinz-Dietrich Löwe / Gerhard Volkmer (Hgg.): Die Hohenzollern in Rumänien 1866-1947. Eine monarchische Herrschaftsordnung im europäischen Kontext, Köln / Weimar / Wien 2010.) Auf dem Berliner Kongress von 1878 erhielt Rumänien endgültig die volle Anerkennung seiner staatlichen Souveränität vom Osmanischen Reich.

(General-)Konsulat Bukarest
In Bukarest hatte es seit 1817 ein Preußisches Konsulat gegeben, das ebenfalls bei der Preußischen Gesandtschaft in Konstantinopel ressortierte. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 374. I HA Rep. 81 Konsulat Bukarest nach 1807. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 86, Nr. 89, Nr. 111 und Nr. 174.) Ebenso wie für Jassy war auch für die Stadt Bukarest von Seiten der Kaufleute ein Preußisches Konsulat gefordert worden. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Eingabe des Marcus Dobritz, Leipzig 20. Februar 1817.)
Im Sommer 1817 unterstützte der Preußische Gesandte in Konstantinopel die Bewerbung von Johann Marco um den Posten. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Bericht des Preußischen Konsuls in Konstantinopel, Büyükdere 9. August 1817; eigenhändiges Eingabe des Johann Marco, Péra 7. August 1817. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, X Nr. 4 und Nr. 5. Marco starb am 12.12.1819.)
Sein Nachfolger war von 1820 bis 1832 Baron Ludwig von Kreuchely-Schwerdtberg (auch: Schwertberg. Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Erlass an den Preußischen Gesandten in Konstantinopel, Berlin 18. Mai 1820.) Der Baron starb völlig überschuldet am 19. Juni 1833, und das Konsulat blieb zunächst unbesetzt, da sich die Hohe Pforte weigerte, einen Preußischen Konsul anzuerkennen. ( Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Bericht des Preußischen Gesandten in Konstantinopel, Büyükdere 10. Februar 1820; ebd., Nr. 374: Erlass an den Preußischen Gesandten in Konstantinopel, Berlin 2. Oktober 1833.)
Seit 1834 wurde es von Baron Constantin von Sakellario übernommen, der zugleich als Griechischer und als Sächsischer Konsul tätig war. (Vgl. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 120, N. 122. III. HA MdA, II Nr. 374: Berichte des Preußischen Gesandten in Konstantinopel, Freiherr Friedrich von Martens, Büyükdere 11. September 1833 und Konstantinopel 1. August 1834. III. HA MdA, II Nr. 376: Bericht des Russischen Konsuls Daschkoff, Bukarest vom 17/29. Oktober 1841 (Abschrift) mit Angaben über Sakellarios Herkunft; Nr. 377: Bestallungsurkunde als Sächsischer Konsul vom 1. Juli 1842 (Abschrift). I. HA Rep. 89, Nr. 12968: Immediatbericht des Außenministers, Berlin 10. September 1846 und Allerhöchster Erlass vom 28. Juni 1847, Konzept). Als Generalkonsul von Richthofen die Preußischen Konsulate in Bukarest und in Galatz visitierte, soll der Baron bereits über 70 Jahre alt gewesen sein. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Bericht von Richthofens, Bukarest 9.Februar 1847. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 148, Nr. 149, und Nr. 174. I. HA Rep. 89, Nr. 12968: Bericht des Außenministers, Berlin 6. Juli 1847.) Ihm zur Seite standen als Konsulatskanzler ein Herr Keun, der aus einer holländischen Familie in Ägypten abstammte, sowie als Sekretär ca. von 1843 bis 1847 der ehemalige Schauspieler Dr. August F. Bechtold. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Bericht von Richthofens, Bukarest 9. Februar 1847: Bechtold soll Redakteur der Zeitschrift "Der Freisinnige" gewesen sein, es wurde 1847 seine sofortige Entlassung angeordnet. Vgl. ebd., Nr. 380: Bechtold bewarb sich im Dezember 1845 um den Posten des Kanzlers im Generalkonsulat Jassy; ebd., II Nr. 383: Behördenschreiben des Finanzministers und des Ministers für Handel und Gewerbe an den Außenminister, Berlin 10. Juli 1848.)
Dragoman (Übersetzer) war von 1820 bis 1848 Konstantin Tzinko (auch: Tschinko, Tzschinko; Vgl.III. HA MdA, II Nr. 374: Bericht des Preußischen Gesandten in Konstantinopel, Freiherr Friedrich von Martens, Büyükdere 16. August 1833: Beschwerden über den Konsul in Jassy und seine Mitarbeiter, den Dolmetscher Tzinko und den Sekretär Ballaban. III. HA MdA, II Nr. 382: Bericht des Dragomans Tzinko, Bukarest 5. Februar 1847 (Abschrift); ebd., II Nr. 380: Bericht des Preußischen Gesand-ten in Konstantinopel Gustav von LeCoq, Pera 15. September 1846, mit schlechter Beurteilung des Tzinko; ebd., II Nr. 384: Bericht des Konsulatsverwesers König, Bukarest 10. November 1848 (Abschrift).
Der Preußische Außenminister erwog 1847, das Konsulatswesen durch die Einrichtung von Zollvereinskonsulaten neu zu organisieren und in Bukarest kein Preußisches Konsulat mehr zu besetzen. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Gutachten des Preußischen Finanzministers Franz von Duesberg vom 31. März 1847 (Bl. 111-116). I. HA Rep. 89, Nr. 12969: Gemeinsamer Immediatbericht der Minister von der Heydt, von Rabe und von Schleinitz, Berlin 18. August 1848.)
Da Freiherr von Richthofen angesichts der Zustände in Bukarest zu schnellen Entscheidungen gezwungen war und keine Zeit für eine Rückfrage an das Außenministerium blieb, verblieb Sakellario jedoch im Amt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Schreiben des Außenministers an Kabinettsminister Ludwig Gustav von Thile, vom 6. Juli 1847.) Allerdings reiste der Baron zu einer mehrmonatigen Badekur nach Kronstadt. Ab 1847 leitete daher Regierungsassessor Gustav Alexander von Loos die Amtsgeschäfte. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382. Während der Abwesenheit aus Jassy wurden die Dienstgeschäfte des Preußischen Generalkonsulats von dem Russischen Konsul von Kotzebue übernommen.)
Die unhaltbaren Zustände, die Generalkonsul von Richthofen in Bukarest vorgefunden hatte, veranlassten den Außenminister dazu, den dortigen Konsul von nun an besolden zu lassen. (I. HA Rep. 89, Nr. 12968: Immediatbericht des Außenministers, Berlin 7. Juli 1847 und Erlass vom 19. Juli 1847. I. HA Rep. 12969: Immediatbericht des Außenministers vom 13. Januar 1848: Aufstellung der Gehälter für die Konsulatsmitarbeiter in Jassy, Bukarest, Galatz.)
Verwalter von Loos engagierte als Sekretär Herrn Schwendeman, der bis 1855 diese Aufgaben wahrnahm. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Bericht des Generalkonsuls von Meusebach, Bukarest 14. April 1855.) Von Loos, der aus familiären und gesundheitlichen Gründen im Frühjahr 1848 für mehrere Monate nach Berlin gereist war, bat im April d. J. um Erlaubnis, vor seiner Rückkehr in die Donau-Fürstentümer seine Verlobte Sophie von Wedell-Arnswalde (1821-1867) heiraten zu dürfen und kündigte seine Ankunft in Bukarest zunächst für Mitte Juli, dann für Anfang September d. J. an. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 383: Eingaben des von Loos, Berlin 18. April, 7. Juni und 17. Juni 1848. Der Außenminister gestattete die Verlängerung des Urlaubs aber nur bis zum 1. August 1848.) Während seiner Abwesenheit wurden die Konsulatsgeschäfte von Kammergerichtsassessor König verwaltet, was wiederum die alltägliche Aufgabenbewältigung im Generalkonsulat Jassy beeinträchtigte. Von Loos wurde zum allein verantwortlichen Geschäftsträger in Bukarest bestellt.( Vgl. III. HA MdA, II Nr. 383: Erlass vom 19. Juni 1848 (Konzept).
Bereits im Oktober 1848 bat der zum Kanzler ernannte König um seine Abberufung, aber ihm wurde nur ein einjähriger Urlaub bewilligt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 383: Eingaben des Kammergerichtsassessors König, Bukarest 1. und 10. Oktober 1848 und Erlass vom 23. November 1848.Während seines Urlaubs wurde das Konsulat von dem Österreichischen Konsulatskanzler in Galatz, August Lothar Lenk von Wolfsberg (1821-1889), mitbetreut. (Vgl. Wurzbach, Constant von: Lenk von Wolfsberg, Jacob Freiherr, in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 14. Teil, Wien 1865, S. 363.)
Mitte Juli 1849, als Baron von Sakellario - geehrt mit dem Roten Adler-Orden III. Klasse mit Schleife - aus dem Dienst entlassen worden war, bat König um Beförderung zum Konsul und wurde ab 1850 in Galatz eingesetzt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 384: Bericht des Konsulatskanzlers König, Bukarest 14. Juli 1849 und Behördenschreiben vom 31. August 1849.)
Im November 1848 starb der Dragoman des Konsulats Bukarest, Tzinko, und die Nachbesetzung seines Postens warf größere Schwierigkeiten auf. Es konnte der in schwedischen Diensten stehende Vizekonsul von Gaudi (auch: Gaudy) für die Stelle gewonnen werden, allerdings kam es zu Differenzen mit preußischen Untertanen, so dass er 1855 entlassen und der Dragoman des Konsulats Galatz, Carl Metz, eingestellt wurde. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 384: Bericht des Konsulatsverwalters König, Bukarest 10. November 1848 (Abschrift); ebd., II Nr. 397: Bericht des Generalkonsuls von Meusebach, Bukarest 14. März [!; muss April] 1855; vgl. ebd., III. HA MdA, ZB Nr. 860 und Nr. 861. Korrespondenz v. Meusebach mit Manteuffel vgl. ebd. VI. HA, Nl Manteuffel, O. v., Titel 2 Nr. 74.) Ab Anfang Januar 1849 besetzte die Stelle des Dragomans am Generalkonsulat Bukarest dann einer der Söhne des Phrenologen Franz Joseph Gall (1758-1828). (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 384: Bericht des Konsulatsverwalters von Loos, Jassy 16. Januar 1849 und Bericht des Generalkonsuls, Berlin 5. Februar 1849. Ackerknecht, Erwin H.: Gall, Franz Joseph, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 42).
Im Sommer 1850 wurde der Geheime Regierungsrat Freiherr Karl von Meusebach (1814-1862) auf eigenen Wunsch zum Generalkonsul der Donaufürstentümer mit Sitz in Bukarest ernannt. (Vgl. III. HA MdA, ZB Nr. 860 und Nr. 861; ebd., II Nr. 397: Eingabe des von Meusebach um die Stelle, Berlin 28. Januar 1850. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 128.) Eduard Schneidereit wurde beim Generalkonsulat als Amtsdiener, ab 1855 als Sekretär eingestellt.( Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Behördenschreiben des Kriegsministeriums an das Außenministerium, Berlin 15. November 1850; hier auch Führungszeugnis, Bericht des Generalkonsuls von Meusebach, Bukarest 14. April 1855.) Konsulatskanzler war Leo Theremin, der von 1835 bis 1849 das Generalkonsulat in Rio de Janeiro für seinen Vater Carl Wilhelm verwaltet hatte. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Eingabe des Theremin, Bukarest 8. Mai 1853.) Als er 1856 Konsul in Jassy wurde, folgte auf dem Kanzler-Posten ein Herr Pieschel, der jedoch mehrfach darum bat, abberufen zu werden. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Erlasse vom 19. Juni 1857 und 5. September 1857, Eingabe des Pieschel um Versetzung nach Teheran, Bukarest 14. November 1857.) Auch sein Nachfolger, Kreisgerichtsassessor Janke, ließ sich binnen Jahresfrist suspendieren. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Eingabe vom 8. Juli 1858.) 1858 bis 1861 war Obergerichtsassessor Siber (auch: Sieber) Kanzler. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Erlass vom 9. August 1858.) Im Winter 1861 wurde kommissarisch Regierungsassessor Grimm mit dem Aufgaben des Kanzlers betraut. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 398: Erlass vom 23. November 1861.) Seit 1860 war Gustav Borck (auch: Bork), der Amtshelfer im Konsulat Jassy war, Sekretär und hatte seit 1861 interimsweise die Kanzleigeschäfte in Bukarest übernommen. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 398: Bericht des Generalkonsuls von Meusebach, Bukarest 7. Februar 1860; ebd., II Nr. 399: Bericht des Generalkonsuls Saint Pierre, Jassy 2. Mai 1862; ebd., ZB Nr. 548) Von August 1860 bis 1867 war der Wirkliche Legations- und vortragende Rat Julius de Saint Pierre (geb. 1813) Generalkonsul der Donau-Fürstentümer. (Vgl. III. HA MdA, ZB Nr. 550; ebd., II Nr. 6; ebd., II Nr. 398: Bestallungsurkunde von 1860 (Konzept); ebd., II Nr. 400: Versetzung als Konsul des Norddeutschen Bundes nach Rio de Janeiro, 1867) Als Kanzler fungierte von 1865 bis 1868 Walter G. A. Annecke (1835-1896). (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 400: Versetzung des Annecke als Konsul in Shanghai, 1868.)
1867 wurde Konstantin Bernhard von Voigts-Rhetz als Generalkonsul vorgeschlagen (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 400: Pro Memoria des Wirklichen Legations- und Vortragenden Rats Robert von Keudell, Berlin 18. Juni 1867.). Aber die Entscheidung fiel dann doch zugunsten des Legationssekretärs bei der Gesandtschaft in Sankt Petersburg, Graf Heinrich Werner Ernst von Keyserling-Rautenburg (1831-1874), der zunächst noch zum Generalkonsul des Königreichs Preußen, dann ab 1868 des Norddeutschen Bundes im Fürstentum Rumänien ernannt wurde. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 401.) Mit Gründung des Deutschen Kaiserreiches übte der Deutsche Generalkonsul zugleich die Funktion als Preußischer Generalkonsul aus.

(Vize-)Konsulat Galatz
Dem Generalkonsulat Bukarest war das (Vize)Konsulat in Galatz nachgeordnet. Der Vizekonsul war zunächst unbesoldet, eine Besoldung scheint erst der Konsul ab 1844 erhalten zu haben. (Vgl III. HA MdA, II Nr. 385-Nr. 388; I. HA Rep. 93 B, Nr. 2059: Bauten für das Deutsche Konsulat in Galatz, 1902; I. HA Rep. 89, Nr. 12967: Besoldung von Konsuln (Bl. 125) sowie Immediatbericht des Außenministers, Berlin 19. November 1845. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, IV Nr. 23 sowie VI Nr. 152, Nr. 187, Nr. 305 und 306.) Nachdem ein Herr Kraus den Posten niedergelegt hatte, entstanden einige Schwierigkeiten, das Vizekonsulat neu zu besetzen. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376.) 1841 wurde es interimsweise von [Wilhelm] Stürtz verwaltet. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Bericht des Regierungspräsidenten von Aachen vom 14. November 1839 zur Herkunft des [Wilhelm] Stürtz (auch: Sturz) und Bericht des Preußischen Gesandten in Konstantinopel vom 22. April 1841.) Die nächsten zwei Jahre scheint der Posten vakant gewesen zu sein, erst für die Zeit 1844 bis 1846 nahm der Kaufmann Eusebius Wedeke die Geschäfte in Galatz wahr.
1848/49 wurde das Konsulat interimsweise von dem Kaufmann Carl Ferdinand Levenhagen (auch: Lövenhagen) verwaltet, der Mitarbeiter der Gesandtschaft Konstantinopel war und später zum Generalkonsul für die Niederlande ernannt wurde. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 383: Erlass vom 18. Juli 1848. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 159. I. HA Rep. 89, Nr. 12969: Allerhöchster Erlass vom 6. August 1849.) Ab 1850 übernahm Kammergerichtsassessor König den Posten in Galatz, er war in Bukarest Konsulatskanzler gewesen und wurde nun zum Konsul befördert.
Er versah das Amt jedoch nur noch für zwei Jahre. Auf ihn folgte 1853 Friedrich Rafael Meroni (gest. 1867), über den der Preußische Gesandte in Konstantinopel sagte, er begrüße auf dem Posten einen "sehr alten Bekannten." (III. HA MdA, II Nr. 397: Bericht vom 14. März 1853 (Abschrift); ebd. III. HA MdA, ZB Nr. 851 und Nr. 852: Personalakten.) Den Gesandten Ludwig von Wildenbruch musste diese Ernennung umso mehr freuen, da er mit dem ihm unterstellten Generalkonsul in Bukarest offensichtlich Differenzen hatte. Allerdings versah Meroni den Posten nur drei Jahre, nach seiner Abberufung scheint die Stelle vakant gewesen zu sein. Als der Dragoman Karl Metz nach Bukarest versetzt wurde, übernahm diesen Posten Gustav Glaise aus Craiova. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Bericht des Generalkonsuls, Bukarest 14. April 1855.) Ab 1861 war Ludwig Adolph Theodor Blücher zunächst Preußischer Konsul in Galatz. Er wurde dann zum Konsul des Norddeutschen Bundes und schließlich zum Konsul des Deutschen Kaiserreichs ernannt. (Vgl. Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes 1869, S. 50. Deutsches Reichsgesetzblatt 1871, S. 336. Archivgut aus dem Konsulat Galatz befindet sich heute auch im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes. Ein Sohn (?) mit dem Namen Adolf Blücher (1883-1968) war 1925-1944 Kanzler der Deutschen Gesandtschaft in Bukarest/Rumänien, und seit 1942 dort Konsul. Sein Nachlass ist heute ebenfalls im PA AA verwahrt.)

Die Überlieferung im Preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ist für die Geschichte des Konsulats Bukarest ebenso heranzuziehen wie die Überlieferung der Konsulats Jassy und einzelne Akten, die in der Überlieferung der Gesandtschaft Konstantinopel verwahrt sind.
Darüber hinaus empfiehlt es sich den Bestand im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts (Signatur RAV Bukarest) zu sichten, dessen Laufzeit mit 1853 einsetzt.



(General-)Konsuln in Bukarest
1818-1820 Johann Marco
1820-1832 Kreuchly-Schwerdtberg
1833 vakant
1834-1850 Sakellario
1850-1860 Meusebach
1860-1867 Saint Pierre
1868-1870 Keyserling
1870-1872 Radowitz
1872-1876 Pfuel

(Vize-)Konsuln in Galatz
1838-1840 Kraus
1841-1842 Stürtz (interimsweise)
1843-1844 vakant
1844-1846 Wedeke
1848-1849 Österreichischer Konsul Christian Wilhelm Huber (interimsweise)
1849-1850 Österreichischer Konsulatskanzler Lenk von Wolfsberg (interimsweise)
1850-1852 König
1853-1856 Meroni
1857-1860 vakant [?]
1861-1876 Blücher


Bestandsgeschichte

Die Akten wurden bereits im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten geheftet. Aus dem Abgabeprotokoll des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten von 1929 geht hervor, dass Archivalien des Konsulats in Bukarest an das Geheime Staatsarchiv abgegeben wurden (Acc. 38/1929; Vgl. I. HA Rep. 178 B, Nr. 110, fol. 144v.).
In der Beständeübersicht des GStA von 1934 ist der Bestand eines (General)Konsulats in Bukarest noch nicht erwähnt (Übersicht über die Bestände des Geheimen Staatsarchivs zu Berlin-Dahlem, I. Hauptabteilung, hg. von Ernst Müller und Ernst Posner, Leipzig 1934, S. 82-85). Schriftgut des Konsulats Galatz wurde 1939 noch in Bestand I. HA Rep. 81 Gesandtschaft Konstantinopel eingegliedert (Vgl. I. HA Rep. 178 B, Nr. 109, Zug. 118/1939).
1943 wurde der Bestand als Teil der I. Hauptabteilung, Repositur 81 Gesandtschaften und Konsulate in die Salzbergwerke Staßfurt und Schönebeck ausgelagert.
Nach Kriegsende beschlagnahmten sowjetische Truppen die Bestände und überführten sie nach Moskau. Erst 1955 erfolgte die Rückgabe an das Deutsche Zentralarchiv, Abteilung Merseburg und revidiert.
Im Deutschen Zentralarchiv, Abteilung Merseburg erfolgte wieder eine Revision (1962). Im Februar 1962 wurde das im 20. Jahrhundert handschriftlich erstellte Findbuch verfilmt. Der gesamte Bestand scheint 1975/55 für einen Benutzer aus Siebenbürgen fotokopiert worden zu sein.
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erfolgte gemäß Einigungsvertrag die Rückführung der Bestände der I. HA Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) und (General-)Konsulate als Teil der Bestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz nach Berlin-Dahlem.
2005 fiel die Entscheidung, den Gesamtbestand I. HA Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) und (General-) Konsulate nach 1807 provenienzgerecht als Einzelbestände der verschiedenen Gesandtschaften etc. aufzustellen, so dass die vorliegenden Archivalien nun unter der Bestandsbezeichnung GStA PK, I. HA Rep. 81 Konsulat Bukarest nach 1807 firmieren. Bei der Revision 2016 stellte sich heraus, dass die Archivalien neu signiert und zum Teil in Jurismappen gepackt werden mussten. Der Erhaltungszustand ist teilweise bedenklich, weil die Seitenränder sehr stark beschädigt und zum Teil tiefe Risse im Papier sind. Die Aktentitel wurden bei der Eingabe in die Datenbank modifiziert und mit Enthält-Vermerken versehen.

Quellen und Literatur:
GStA PK, III. HA MdA, I. HA Rep 89, I. HA Rep. 81 Konsulat Jassy nach 1807 und I. HA Rep. 81 Gesandtschaft Konstantinopel nach 1807.
GStA PK, I. HA Rep. 178 E, Nr. 567.
Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat (Preußischer Staatskalender)
Bringmann, Tobias C.: Handbuch der Diplomatie 1815-1963. Auswärtige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer, Berlin 2001.
Chescu, Ana-Maria: European Consular Representatives in Gala?i in the first half of the 19th Century, Diss. 2015.
Hue de Grais, Robert A. F. H.: Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reiche, 19. Aufl., Berlin 1908, S. 134-135.
Klein, Karl Kurt: Geschichte der Jassyer deutsch-evangelischen Gemeinde mit einem Überblick über den Protestantismus in der Moldau im XVI und XVII Jahrhundert (= Beiträge zur Geschichte des Protestantismus in der Moldau I), Bukarest 1924.
Mauter, Horst: Zur ökonomischen Expansion der Berliner Bourgeoisie in Rumänien und Spanien vor 1871, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1980 III, S. 43-52.
Meyer, Hermann: Das politische Schriftwesen im Deutschen Auswärtigen Dienst. Ein Leitfaden zum Verständnis diplomatischer Dokumente, Tübingen 1920.
Petri, Hans: Die Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Jassy in Rumänien bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Kirche im Osten. Studien zur osteuropäischen Kirchengeschichte und Kirchenkunde 19 (1976), S. 101-151.
Stroia, Marian: Racordarea societ??ii române?ti la modele europene: instalarea consulatelor str?ine în Moldova ?i ?ara Româneasc?, in: Revista Institutului Diplomatic Român (2007), S. 402-419.
Teutschlaender, Wilibald Stefan: Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Augsb. Conf. in Bukarest, Bukarest 1869.
Teutschlaender, Wilibald Stefan: Geschichte der evangelischen Gemeinden in Rumänien mit besonderer Berücksichtigung des Deutschtums, Bukarest 1891.


Der Bestand lagert derzeit im Westhafen.

Die Akten sind auf gelben Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
I. HA Rep. 81 Bukarest nach 1807, Nr. #

Zitierweise:
GStA PK, I. HA Rep. 81 Konsulat Bukarest nach 1807, Nr. #



Zitierweise: GStA PK, I. HA Rep. 81 Bukarest

Reference number of holding
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 81 Bukarest
Extent
Umfang: 0,5 lfm (10 VE); 0,5 lfm (10 VE)
Language of the material
deutsch

Context
Tektonik >> STAATSOBERHAUPT UND OBERSTE STAATSBEHÖRDEN, MINISTERIEN UND ANDERE ZENTRALBEHÖRDEN PREUSSENS AB 1808 >> Auswärtige und Bundes-Angelegenheiten >> Auswärtige Angelegenheiten

Date of creation of holding
Laufzeit: 1838 - 1878

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