Baudenkmal

Hochhaus, ehem. Commerzbank-Zentrale; Frankfurt, Neue Mainzer Straße 32, Große Gallusstraße , Große Gallusstraße 17, Neue Mainzer Straße 34, Neue Mainzer Straße 36, Neue Mainzer Straße 38, Große Gallusstraße 17

Zweischeiben-Hochhaus der ehemaligen Commerzbank-Zentrale des Architekten Richard Heil von 1970-74.GeschichteDie aus dem Zusammenschluss älterer Kreditinstitute neu gegründete Commerzbank AG wurde am 4. November 1958 in das Düsseldorfer Handelsregister eingetragen. 1966 plante der Bankvorstand die Zusammenlegung mehrerer Niederlassungen in einer einzigen Zentrale in der Bankenmetropole Frankfurt am Main. Dazu wurde das bereits im Besitz der Commerzbank befindliche Grundstück an der Neuen Mainzer Straße 32-36 ausgewählt. 1968 lud die Bank sieben Architekturbüros zu einem Wettbewerb ein: die Frankfurter Walter und Maria Schultz, ABB Architekten & Partner, Max Meid & Helmut Romeick sowie das Büro von Richard Heil, weiterhin die Düsseldorfer Büros Hentrich, Petschnigg & Partner und Heinrich Rosskotten & Edgar Tritthart, schließlich Ludwig Mies van der Rohe in Chicago. Die Wahl fiel auf Richard Heil (1921–1985), dessen Entwurf das Grundstück optimal ausnutzte. Von 1974 bis 1997 diente das Hochhaus als Zentrale der Commerzbank AG, danach wurde es bis 2015 vermietet und 2016 verkauft.BeschreibungIn den aufgehenden Grundrissen und in den Höhen gestaffeltes Zweischeiben-Hochhaus, das sich im Frankfurter Bankenviertel am Aufeinandertreffen von Neuer Mainzer Straße und Großer Gallusstraße, der heute sogenannten „Bankenklamm“, aus einem mehrgeschossigen Sockelbau heraus bis in eine Höhe von 108,5 m erstreckt. Der viergeschossige Sockelbau des in Stahlbeton auf einem regelmäßigen Stützenraster ausgeführten und mit einer vorgehängten Fassade verkleideten Hochhauses reagiert auf die Traufhöhe der damaligen Nachbargebäude.  Seine Fassade wird von aufgesetzten Vertikalprofilen rhythmisiert. Um eine Stützenreihe zurückversetzt wachsen aus dem Sockelbau die beiden 24- bzw. 27-geschossigen Hochhausscheiben.Vom zentralen Erschließungskern mit seinen beiden innen liegenden Treppenhäusern, den Aufzugsschächten sowie Sanitäranlagen und Nebenräumen schließen sich östlich und westlich Großraumbüros in den beiden Hochhausscheiben an. An den Längswänden der Fassade wechseln sich bronzefarbene Brüstungsbänder mit getönten Fensterbändern ab. Im Gegensatz zu den Längswänden sind die Stirnseiten der Hochhausscheiben mit einer kompletten Metallverkleidung versehen. Die Verglasung im Wechsel mit geschlossenen Brüstungselementen betont die vom Technikgeschoss als oberem Abschluss markant begrenzte horizontale Geschossabfolge im Kontrast zur vertikalen Ausrichtung der Verkleidung von Gebäudekanten und Stirnseiten.Sämtliche Ausbauelemente sind vollkommen plan gefügt und erhalten auf diese Weise ein nahezu geschliffenes monolithisches Erscheinungsbild. Mit dem niedrigeren, durch aufgesetzte vertikale Profile plastisch akzentuierten Sockelbau wurde ein Motiv durch Richard Heil, dem „Baumeister der Banken“, gesetzt, das auch gegenwärtig noch als Option zur Integration von Hochhäusern in traditionelle stadträumliche Zusammenhänge genutzt wird.VeränderungenSeit Nutzungsbeginn durch die Commerzbank wurden die Innenräume, insbesondere die Großraumbüros, mehrfach umgebaut und verändert. 1971 wurde auf dem Grundstück eine Tankstelle für Firmenfahrzeuge errichtet. Durch das Büro Heil wurde 1976 der Sitzungssaal erweitert, eine neue Klimazentrale auf dem Sockelbauwerk errichtet sowie 1978 ein eingeschossiger Brückengang im zweiten Obergeschoss über die Neue Mainzer Straße angebaut. Nach dem Verkauf 2016 wurde das Gebäude ab 2017 durch das Büro Meyer Schmitz-Morkramer Architekten revitalisiert. Die undichte und asbestverseuchte Fassade wurde als Doppelfassade mit innenliegender Klimahülle rekonstruiert (Fertigstellung 2021).Begründung Als viertes Bankenhochhaus Frankfurts gehört die Commerzbank-Zentrale stadtgeschichtlich einer frühen Rezeptionsstufe internationaler Hochhausarchitektur an. Die von Richard Heil realisierte Fassade stellt in ihrer monochromen Farbigkeit eine Referenz an Mies van der Rohes New Yorker Seagram-Building von 1956-58 und dessen in Bronze gehülltes Stahl-Skelett dar. Seine eigene Charakteristik erhält das Frankfurter Hochhaus durch die vollständig mit geschosshohen Metallpanelen verkleideten Stirnseiten, wie sie auch das sogenannte „Dreischeiben-Hochhaus“ von Hentrich, Petschnigg & Partner (HPP) in Düsseldorf aufweist, von dem wohl auch die Kombination zweier Hochhausscheiben inspiriert ist. Ein dritter Einflussfaktor des Entwurfs dürfte das New Yorker Lever-House von Skidmore, Owings & Merrill (SOM) von 1951/52 darstellen, dessen wegweisende Kombination von Sockelbauwerk und Hochhausscheibe seit den 1950er Jahren international bekannt war. Alle drei Vergleichsbeispiele stellen die Frankfurter Commerzbank-Zentrale in die Tradition des International Style amerikanischer Prägung. Trotz des Verlustes des bauzeitlichen Innenausbaus und erfolgter Umgestaltung der Erdgeschoss-Fassade ist der Neubau der Commerzbank-Zentrale von 1970-74 in seiner baukörperlichen Erscheinung ein Kulturdenkmal gem. § 2 Abs. 1 HDSchG aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen.

Ehem. Commerzbank-Zentrale, Ansicht Neue Mainzer Straße | Rechtewahrnehmung: Landesamt für Denkmalpflege Hessen

In copyright

0
/
0

Location
Neue Mainzer Straße 32, Große Gallusstraße , Große Gallusstraße 17, Neue Mainzer Straße 34, Neue Mainzer Straße 36, Neue Mainzer Straße 38, Große Gallusstraße 17, Frankfurt (Innenstadt), Hessen

Classification
Baudenkmal

Last update
04.06.2025, 11:55 AM CEST

Data provider

This object is provided by:
Landesamt für Denkmalpflege Hessen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Baudenkmal

Other Objects (12)