Akten

27048 Nachlass Karl Steinbuch (Bestand)

Inhalt: Im Findbuch erscheinen zuerst die biografischen Unterlagen. Diese setzen sich zusammen aus Urkunden und anderen Nachweisen persönlicher Daten wie Auszeichnungen, Dokumenten zu Feiern, Erinnerungsstücken, biografischen Aufzeichnungen (s. aber auch Fragmente autobiografischer Aufzeichnungen in Signaturnr. 435, 523, 594), Taschenkalendern und Notizbüchern sowie Bildmaterial zu privaten und öffentlichen Anlässen.

Entstehungsgeschichte: Die im Bestand vereinigten Unterlagen sind ganz überwiegend durch Steinbuch erstellt, an ihn gesandt oder durch ihn zusammengestellt worden. Mitunter ist eine Beteiligung von Mitarbeitern ersichtlich oder in Betracht zu ziehen

Zur Biografie Karl Steinbuchs: Kindheit, Jugend und II. Weltkrieg
Karl Steinbuch wurde am 15.06.1917 als fünftes Kind von Bäckermeister Adolf Steinbuch und Rosa Steinbuch, geb. Nussert, geboren. Er besuchte von 1923 bis 1935 die Oberrealschule in Bad Cannstatt und machte Ende 1935 als Offiziersanwärter Abitur. Vom 01.01. bis 30.03.1936 war er dem Reichsarbeitsdienst in Kirchheim unter Teck zugeteilt. Vom 01.04.1936 bis zum 30.03.1938 leistete er seinen Pflichtwehrdienst, überwiegend beim Infanterie-Regiment 55 in Würzburg. In den Jahren 1937 und 1938 diente er acht Monate lang beim Wachregiment Berlin. 1938 begann er mit dem Studium der Physik an der Technischen Hochschule Stuttgart. 1939 wurde Steinbuch zum Wehrdienst eingezogen, mit einigen Unterbrechungen zugunsten des Studiums. Zuerst war er in Frankreich, später in Russland stationiert, zuletzt als Oberleutnant und Batterieführer. 1941 legte er an der Technischen Hochschule Stuttgart sein Examen als Diplomingenieur ab. 1942 studierte er als Ingenieuroffizier an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Während eines Fronturlaubes wurde er 1944 an der Technischen Hochschule Stuttgart mit Auszeichnung promoviert. Ab Anfang 1944 war Steinbuch bei der Firma AEG in Berlin mit der Entwicklung von Peilgeräten für die Marine betraut, später an der Torpedo-Versuchsanstalt Eckernförde mit der Entwicklung eines "Ein-Mann-Torpedos".

Freie Tätigkeit und Arbeit für die Firma Standard Elektrik Lorenz (SEL): Nach 1945 war Steinbuch Mitinhaber eines Rundfunkgeschäftes und arbeitete später als freiberuflicher Physiker. Ab September 1948 bis zum Jahr 1958 war er Labor- und Entwicklungsleiter bei der Firma Standard Elektrik Lorenz in Stuttgart. Zuerst entwickelte er Verstärker für Trägerfrequenzsysteme, später verlagerte sich sein Arbeitsgebiet zur elektronischen Vermittlungstechnik. Die wichtigste Entwicklungsarbeit bei SEL war laut Steinbuch der Aufbau des "Informatik-Systems' für das Großversandhaus Quelle in den Jahren 1956 und 1957. Während seiner Industrietätigkeit meldete Steinbuch mehrere Dutzend Patente an, darunter das für die "Lernmatrix".

Professur an der Technischen Hochschule bzw. Universität Karlsruhe: Von 1958 bis 1980 versah Steinbuch die ordentliche Professor für Nachrichtenverarbeitung und Nachrichtenübertragung an der Technischen Hochschule Karlsruhe (ab 1967: Universität Karlsruhe (TH)). Gleichzeitig war er Direktor des dortigen Instituts für Nachrichtenverarbeitung und Nachrichtenübertragung. Die Arbeit dieses von ihm aufgebauten Instituts konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Probleme der "künstlichen Intelligenz", wie etwa adaptive Systeme (Lernmatrix) und automatische Zeichenerkennung.

Erste politische Betätigung: Gegen Ende der 1960er Jahre sympathisierte Steinbuch mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Noch 1971 engagierte er sich beratend in der Arbeitsgruppe Forschungspolitik des Bildungspolitischen Ausschusses beim Parteivorstand der SPD. 1972 wechselte er zur CDU. 1969 und 1972 schrieb er in vielen Tageszeitungen abgedruckte offene Briefe an Bundeskanzler Willy Brandt, in denen er diesen aufforderte, für mehr Rechtstaatlichkeit und Vernunft an den Universitäten zu sorgen. An der Universität führte dies zu einer Auseinandersetzung über die politische Betätigung von Hochschullehrern.

Vorsitzender der Forschungskommmission Baden-Württemberg: 1982 wurde Steinbuch Vorsitzender der von der Landesregierung eingesetzten Forschungskommission Baden-Württemberg, in die Ministerpräsident Lothar Späth 28 Mitglieder aus Wissenschaft und Wirtschaft berief. Aufgabe der Kommission war die Formulierung von Leitlinien zur weiteren Entwicklung des Landes durch technische Innovation, Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft und durch Forschungsförderung.

Publizistische Tätigkeit: Steinbuch veröffentliche 15 Bücher, die teilweise in hohen Auflagen erschienen und in mehrere Sprachen übersetzt wurden, darüber hinaus zahlreiche Zeitschriften- und Zeitungsbeiträge. In einem 1984 publizierten Bestseller "Müssen wir mit der linken Lüge leben?" kritisierte er die politischen Ansichten des Schriftstellers Heinrich Böll. Auch in seinem Buch "Kurskorrektur" wandte er sich gegen Auffassungen der politischen Linken. Auch mit Hörfunk- und Fernsehsendungen erreichte Steinbuch ein breites Publikum.

Mitgliedschaften: Akademie der Naturforscher Leopoldina
Gesellschaft für Zukunftsfragen (Gründungsmitglied)
Deutsche Gesellschaft für Kybernetik
Société Européenne de Culture
Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit e.V.
Europäische Akademie für Umweltfragen
Freier Deutscher Autorenverein
Auszeichnungen
Deutscher Sachbuchpreis
Wilhelm-Bölsche-Medaille in Gold
Konrad-Adenauer-Preis für Wissenschaft
Jakob-Fugger-Medaille
Verdienst-Medaille des Landes Baden-Württemberg
Gold-Medaille des XXI. Internationalen Kongresses für Luft- und Raumfahrtmedizin

Familie: Karl Steinbuch heiratete am 29.04.1943 Alma Zimmermann (*1915). Diese Ehe wurde am 18.12.1944 geschieden. Am 02.06.1949 heiratete er Hannelore Leitunger (*1926). Aus dieser Ehe gingen die Kinder Bärbel Hanne Steinbuch (verheiratete Huxdorff) und Rolf Karl Steinbuch hervor.

Beschreibung der Zugangsvorgänge: Ein nicht registrierter Zugang wurde vom damaligen Archivleiter Hoepke im Oktober 1987 aus Steinbuchs ehemaligem Institut, dem damals so genannten Institut für Technik der Informationsverarbeitung übernommen. Diese Übernahme hatte einen Umfang von rund 1,0 m und wurde zunächst mit der Bezeichnung 10.40 Bestand Karl Steinbuch im Universitätsarchiv verwahrt. Es handelte sich um die nun in der Klassifikationseinheit 2.1.1 Institutskorrespondenz in den Bestand eingeordneten Korrespondenzserien aus den Jahren 1970 bis 1975.

Archivische Bewertung: Bewertung vor der Übernahme
Die mit Zugang 39/05 übernommenen Unterlagen wurden am 08.07.2005 in Steinbuchs Ettlinger Privathaus angetroffen. Im Obergeschoss des Hauses wurden Unterlagen mit einem Umfang von ca. 30 Regalmetern vorgefunden. Diese verteilten sich auf das Arbeitszimmer, einen mit dem Türschild "Archiv" versehenen Raum und eine Ablage im Flur, die sich vor allem aus Material zusammensetzte, das im Zuge der weit fortgeschrittenen Haushaltsauflösung u.a. vom Dachboden dorthin gebracht worden war. Darüber hinaus waren Unterlagen zu Vermögens- und Steuerangelegenheiten vorhanden, die von der Anbietung an das Universitätsarchiv ausgenommen blieben. Im Arbeitszimmer fanden sich neben rund 50 Regelmetern Bücher eine geordnete Korrespondenzserie (ca. 1 m), lose Druckwerke (zumeist Periodika oder Ausschnitte daraus), lose Korrespondenz und Boxen mit Druckvorlagen. Die Korrespondenz wurde durchweg übernommen, von den Druckwerken nur solche, die als Belegexemplare erkannt wurden, sowie Jahresberichte von Steinbuchs Institut. Die Ablage im Flur bestand aus gemischten, oft losen Schriftstücken. Hier erfolgte eine Auslese besonders bedeutsam erscheinender Stücke und unselbstständig erschienener Schriften Steinbuchs. Besonders erwähnenswert ist die hier vorgefundene Korrespondenz mit Bundeskanzler Willy Brandt. Im "Archiv" fanden sich zwei Blöcke von Materialsammlungen. Der ältere befand sich in Stapelboxen mit Frontklappe. Dieser wurde fast komplett übernommen, zumal sich darin auch Korrespondenz und Fotos fanden. Der jüngere Block, dessen Ausläufer bis in eine Kommode im Flur reichten, bestand aus Jurismappen mit thematischen, zumeist stark abgekürzten Titeln. Die Mappen enthielten fast durchweg Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitte. Dieser Block wurde nicht übernommen. Weiterhin wurden aus dem "Archiv" ca. 25 Audiokassetten übernommen, die u.a. Lesungen von Texten, Vorträge und andere Äußerungen Steinbuchs enthielten. Nicht übernommen wurde eine deutlich vierstellige Zahl loser Blätter, die ehemals Druckvorlagen gewesen waren und später mit anderem Material als Konzeptpapierreservoir gedient hatten. Schließlich fanden sich im "Archiv" diverse Aktenordner zu unterschiedlichen Themen. Wegen Zeitmangel wurde zunächst eher großzügig, insgesamt eine Menge von 13,8 m übernommen.

Erläuterung der Ordnung: Die nun vorliegende Ordnung des Bestands wurde zu einem nennenswerten Teil bei der Erschließung hergestellt. Übernommen wurde vor allem die vorgefundene Ordnung der Korrespondenzserien. Die ansonsten vorgefundenen Zusammenstellungen von Schriftstücken in Mappen, Boxen und anderen Behältern wurden oft übernommen.

Erschließungsinformation: Steinbuchs Korrespondenzserien schienen hinreichend bedeutsam, um eine eingehende Erfassung seiner Korrespondenzpartner zu rechtfertigen. Deren Namen sind in den Enthält-Vermerken weitgehend vollständig aufgeführt. Nur deutlich weniger bedeutende Korrespondenzstücke (Werbung, kleinere Rechnungen) wurden kommentarlos übergangen. Derart selektive Erschließungen sind mit der Angabe "u.a." ausgewiesen. Bei der in kleineren thematischen Einheiten abgelegten Korrespondenz schien es angemessen, vor allem über einen Titel zu erschließen.

Klassifikationsübersicht: 1. Persönliche Dokumente
1.1 Urkunden und andere Nachweise persönlicher Daten
1.2 Taschenkalender und Notizbücher
1.3 Auszeichnungen
1.4 Feiern und Erinnerungsstücke
1.5 Bildmaterial
1.5.1 Portraitaufnahmen
1.5.2 Öffentliche Ereignisse und andere Veranstaltungen
1.5.3 Familie und Privates
1.5.4 Sonstige Motive
2. Korrespondenz
2.1 Allgemeine Korrespondenz, alphabetisch nach Korrespondenzpartnern geordnet
2.1.1 Institutskorrespondenz
2.1.2 Privatkorrespondenz
2.2 Nach Bezug geordnete Korrespondenz
2.2.1 Sachbetreffe
2.2.2 Personen und Institutionen, allgemein
2.2.3 Schriftwechsel mit dem Seewald-Verlag bzw. Busse-Seewald Verlag
2.2.4 Leser, Hörer- und Zuschauerzuschriften
3. Patente
4. Tätigkeit als Wissenschaftler und Hochschullehrer
4.1 Allgemeines
4.2 Lehre
4.2.1 Lehrveranstaltungen
4.2.3 Betreute und begutachtete Dissertationen
4.3 Tagungen
5. Eigene Publikationstätigkeit
5.1 Drucke von Beiträgen in Zeitschriften und zu Monografien
5.2 Drucke von Reden und kleinen Schriften ohne Verlag oder ohne Zuordnung zu einem Verlag
5.3 Manuskripte
5.3.1 Serien nummerierter Zusammenstellungen in zeitlicher Folge
5.3.2 Mit Jahreszahlen versehene Zusammenstellungen
5.3.3 Sonstige
5.4 Funk- und Fernsehprojekte
5.5 Gesprochene Beiträge in Tondokumenten
6. Beratungstätigkeit und politische Betätigung
6.1 Politikberatung zu Wissenschaft, Technologie, Kommunikation und Zukunft
6.2 Politik allgemeinen und Sonstiges
6.3 Studienzentrum Weikersheim
7. Mitgliedschaft in Verbänden und Organisationen
8. Sammlungen
8.1 Zeitungsausschnitte, auch eigener Beiträge, in zeitlicher Folge
8.2 Rezensionen eigener Schriften
8.3 Thematische Zusammenstellungen

Literatur: Biener, Klaus: Karl Steinbuch - Informatiker der ersten Stunde. Hommage zu seinem 80. Geburtstag. In: RZ-Mitteilungen, Nr. 15, Dezember 1997, S. 53f.

Reference number of holding
KIT-Archiv, 27048
Extent
12,6 m

Context
KIT-Archiv (Archivtektonik) >> 2 Karlsruher Institut für Technologie und Vorläufer >> 27 Nachlässe

Indexentry person
Steinbuch, Karl
Indexbegriff subject
Kybernetik
Informatik

Date of creation of holding
ca. 1915-2004
Provenance
Karl Steinbuch

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Zugangsbeschränkungen
Benutzungbeschränkungen: Die Benutzung ist teilweise durch Schutzfristen für Sachakten, personenbezogene Unterlagen und Betriebsgeheimnisse eingeschränkt.
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Last update
07.10.2021, 9:30 vorm. MESZ
Rights
Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
Object type
Akten
Associated
Karl Steinbuch
Time of origin
ca. 1915-2004

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