A Rep. 017 Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für das Feuerlöschwesen / Berliner Feuerwehr (Bestand)

Vorwort: A Rep. 017 Deputation für das Feuerlöschwesen / Berliner Feuerwehr

1. Behördengeschichte

Bereits im 15.Jahrhundert wurden in Berlin Anordnungen zur Brandverhütung und -bekämpfung niedergeschrieben. Mit den verschiedensten Verordnungen versuchte man, Bränden vorzubeugen und das Feuerlöschwesen zu organisieren. Der preußische Polizeipräsident von Hinckeldey veranlasste den Bau einer Telegrafenanlage, um Brand- und Unglücksstellen schneller bekannt zu machen. Er beauftragte den damaligen Bauinspektor und Oberspritzenkommissarius Ludwig Carl Scabell mit dem Aufbau einer Berufsfeuerwehr. Am 16.Januar 1851 wurde Scabell zum Leiter der ersten Berufsfeuerwehr Deutschlands ernannt. Er kommandierte insgesamt 971 Löschkräfte, die über die seinerzeit modernsten Handdruckspritzen und Geräte verfügten und nach den neuesten Methoden geschult waren. Das erste in Deutschland als Berufsfeuerwache errichtete Dienstgebäude wurde 1854 in der Großen Hamburger Straße 13/14, Berlin-Mitte, seiner Bestimmung übergeben. Das älteste noch vorhandene Dienstgebäude der Berufsfeuerwehr befindet sich in der Linienstraße, ebenfalls im Bezirk Mitte. 1875 wurden die vorhandenen Einsatzkräfte in Kompanien gegliedert und die Fahrzeuge zu "Löschzügen" zusammengestellt. Die Umstellung des Fuhrparks von Pferdegespannen auf Automobilbetrieb vollzog sich 1907. Nach Inkrafttreten des Groß-Berlin-Gesetzes 1920 wurde die Berliner Feuerwehr am 01.04.1921 eine städtische Einrichtung. Durch die Eingemeindung der umliegenden Ortschaften mussten 15 Berufs- und 65 Freiwillige Feuerwehren zusammengefasst und vereinheitlicht werden. Die Berufsfeuerwehr hatte zu diesem Zeitpunkt insgesamt 36 Feuerwachen. 1933 wurde die Feuerwehr wieder der Polizei angegliedert, ihr Aufgabenbereich erheblich vergrößert und nannte sich "Feuerlöschpolizei". Die Organisation der Feuerwehr ist 1939 vollends der Polizei angeglichen worden, die Feuerwehr trug fortan die Bezeichnung "Feuerschutzpolizei". Zur Bekämpfung der zahlreichen Brände nach den Bombenangriffen auf Berlin unterstützten bereitgestellte Feuerwehrleute aus dem gesamten Deutschen Reich die Berliner Feuerwehr. Bei Kriegsende begann auch für die Berliner Feuerwehr die "Stunde Null". Nach Beginn der Blockade der Westsektoren und der Luftbrücke im Juni 1948 wurde auch die Spaltung der Feuerwehr - die sich nach Kriegsende neu organisiert hatte - vorangetrieben. Das gebildete Zentralamt der Feuerwehr war 1950 im Ostteil der Stadt in die Volkspolizei eingegliedert und im Westen dem Senator für Verkehr und Betriebe unterstellt. Seit 1967 ist die Senatsverwaltung für Inneres die Aufsichtsbehörde der Berliner Feuerwehr. Schließlich wurde mit dem Mauerbau am 13. August 1961 die Trennung der Berliner Feuerwehr vollzogen. Einsätze an den Sektorengrenzen waren zeitweise unter Einsatz des eigenen Lebens durchzuführen. In Ost und West entwickelten sich die Feuerwehren unterschiedlich. In Ost-Berlin wurde die Feuerwehr als "Organ F" Teil der Volkspolizei. Für den Rettungsdienst blieb das Rettungsamt als eigenständige Einrichtung zuständig. In West-Berlin wurde das Rettungsamt 1969 in die nach wie vor selbständige Feuerwehr eingegliedert, die nun auch für den Rettungsdienst zuständig war. Mit der "Deutschen Einheit" am 3.Oktober 1990 war auch die über 40-jährige Trennung der Feuerwehr beendet. 1991 wurde auch das Ost-Berliner Rettungsamt in die Berliner Feuerwehr eingegliedert, die seitdem für die Notfallrettung in der ganzen Stadt zuständig ist. Seit der Wiedervereinigung beider Feuerwehren wurde neben der Angleichung des Fahrzeug- und Gerätewesens die Modernisierung der Feuerwachen im ehemaligen Ostteil fortgeführt. Trotz des angespannten Berliner Landeshaushalts ist es gelungen, neue Innovationen durchzusetzen. So wurde im Jahr 2000 die neue Feuerwehrleitstelle in Betrieb genommen. Im Jahr 2001 beging die Berliner Feuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen (u.a. mit einem Fahrzeugkorso).


Die Akten wurden von der Berliner Feuerwehr in den Jahren 1966 bis 1980 dem Landesarchiv Berlin übergeben und zunächst dem Bestand "Berliner Feuerwehr" Rep. 152 zugeordnet. Im Jahr 2007 wurden die Alt-Akten aus der Zeit vor 1945 nach Prüfung der Provenienz aus dem Bestand Berliner Feuerwehr (B Rep. 152) herausgelöst und zum neuen Bestand "Magistrat der Stadt Berlin/Deputation für das Feuerlöschwesen/Berliner Feuerwehr" (A Rep. 017) formiert.


2. Bestandsinhalt

Leitung und Organisation (Telegrafenwesen, Einheitszeit, Bekanntmachungen und Kommandobefehle der Feuerwehr).- Personalangelegenheiten.- Bauangelegenheiten.- Feuermeldewesen.- Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Bildung, Kontakt mit dem Ausland, Ausstellungen).- Feuerwachen.- Freiwillige Feuerwehren.- Löschwasserentnahmestellen im Bereich verschiedener Feuerwachen (Feuerwache Linden, Feuerwache Luisenstadt, Feuerwache Stettin, Feuerwache Schöneweide, Feuerwache Köpenick, Feuerwache Friedrichshagen, Feuerwache Karlshorst, Feuerwache Memel, Feuerwache Keibel, Feuerwache Lichtenberg, Feuerwache Rummelsburg, Feuerwache Adlershof, Feuerwache Alt-Glienicke, Feuerwache Biesdorf, Feuerwache Bohnsdorf, Feuerwache Buch, Feuerwache Buchholz, Feuerwache Friedrichsfelde, Feuerwache Grünau, Feuerwache Johannisthal, Feuerwache Karow, Feuerwache Kaulsdorf, Feuerwache Müggelheim, Feuerwache Oberschöneweide, Feuerwache Rahnsdorf, Feuerwache Schmöckwitz, Feuerwache Wilhelmshagen, Feuerwache Reichenberg, Feuerwache Richard, Feuerwache Britz, Feuerwache Wedding, Feuerwache Lützow, Feuerwache Moabit, Feuerwache Ranke, Feuerwache Tegel, Feuerwache Schöneberg, Feuerwache Staaken, Feuerwache Neukölln, Feuerwache Suarez).- Private Löschwasserentnahmestellen.- Zisternen.- Brunnenkartei.

674 Akten (5,85 lfm) und Brunnenkartei
Laufzeit: 1851 - 1949 (1955)

3. Korrespondierende Bestände

A Pr.Br.Rep. 030 Polizeipräsidium Berlin
A Pr.Br.Rep. 030-04 Polizeipräsidium Berlin-Vereine
A Rep. 000-02-01 Stadtverordnetenversammlung zu Berlin
A Rep. 001-02 Magistrat der Stadt Berlin, Generalbüro
A Rep. 005-03-01 Magistrat der Stadt Berlin, Kämmerei/Hauptfinanzverwaltung
A Rep. 005-04 Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für die Städtische Feuersozietät
B Rep. 152 Berliner Feuerwehr
C Rep. 102 Magistrat von Berlin, Abteilung für Personal und Verwaltung, Zentralamt der Feuerwehr


4. Literatur

100 Jahre Berliner Feuerwehr : 1851-1951. Denkschrift.- Berlin, 1951.
Berliner Feuerwehrhistoriker - Mitteilungsblatt für Feuerwehrgeschichte und -zeitgeschehen in Berlin-Brandenburg.
Die Ausrückeordnung der Feuerwehr von Groß-Berlin. Hrsg. von der Berliner Feuerwehr.- Berlin, 1937.
Die Berliner Feuerwehr 1901-1911 als Nachtrag zur Geschichte des Korps aus Anlaß des 60jährigen Bestehens. Im amtlichen Auftrag bearbeitet.- Berlin, 1911.
Kraftfahrzeuge bei der Berliner Feuerwehr, In: Kommunale Praxis, 8/1908 S. 980/981.- Berlin, 1908.
Lottmann, Eckart: Berliner Feuerwehr auf der Drehleiter der Geschichte.- Berlin,1996.
Scholl, Eduard: Bekleidung und Ausrüstung der Preußischen Feuerwehren.- Leipzig, 1906.
Strumpf, Günter: Die Berliner Feuerwehr von den Anfängen bis zur Gegenwart.- Hanau, 1987.
Strumpf, Günter: 140 Jahre Berliner Feuerwehr, In: Unabhängige Brandschutzzeitschrift, 41/1991.- Berlin, 1991.
Strumpf, Günter: Vereinigung der Berliner Feuerwehren - vor 75 Jahren, In: Der Feuerwehrhistoriker, Heft 10/1996.- Berlin, 1996.
Teubner, Hans (Bearb.): Die ersten 50 Jahre der Berliner Feuerwehr.- Berlin, 1901.





Berlin, Februar 2010 Kerstin Bötticher

Bestandssignatur
Landesarchiv Berlin, A Rep. 017

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.3 Magistrat der Stadt Berlin 1809-1945

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Letzte Aktualisierung
06.10.2021, 15:05 MESZ
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