Bestand
Deutsche Einsatzkontingente Stabilization Force (Bestand)
Bestandsbeschreibung:
Behördengeschichte
Im Zuge des
Friedensvertrages der Konfliktparteien des Bosnienkrieges am
21.11.1995 (Dayton Abkommen) stimmten die Konfliktparteien der
Entsendung einer multinationalen Truppe unter NATO-Kommando, der
IFOR (Implementation Force), zu. Diese sollte die Einhaltung der
im Friedensvertrag aufgeführten Übereinkünfte überwachen.
Aufgabe der IFOR-Truppen waren die Entmilitarisierung des
Konfliktgebietes sowie die Trennung der Konfliktparteien.
Im Dezember 1996 wurde die Nachfolgeoperation
SFOR (Stabilization Force) beschlossen, welche durch die
UN-Resolution 1088 befähigt wurde und die nun den Schwerpunk
ihres Einsatzes auf die Bewahrung der durch IFOR erreichten
Sicherheitslage setzte und somit einen langfristigen Frieden in
der Region anstrebte. Dazu zählten unter anderem der
Wiederaufbau-Bosnien Herzegowinas und die Organisation der
Flüchtlingsrückkehr. Der gesamte SFOR-Einsatz bestand aus der
Operation JOINT GUARD (20. Dez. 1996 - 20. Juni 1998) und der
Nachfolgeoperation JOINT FORGE (20. Juni. 1998 - 2. Dez.
2004).
Der Posten des Befehlshabers der
SFOR-Truppen wurde über den gesamten Einsatzzeitraum von
US-Amerikanischen Stabsoffizieren besetzt.
Dem Befehlshaber unterstanden von 1996 bis 2003 die drei
Multinationalen Divisionen (Nord, Süd-West und Süd-Ost). Nord
stand unter amerikanischer, Süd-Ost unter französischen und
Süd-West unter vorwiegend britischer Führung.
Deutschland beteiligte sich mich circa 2700 - 3000 Soldaten
an SFOR und bildete zusammen mit Frankreich, Spanien und Italien
die Division Süd-Ost in Mostar. Innerhalb dieses Verbandes
existierten mehrere Brigaden. Deutsche Truppenteile agierten
dabei innerhalb der Brigade Centre als Teil der
Deutsch-Französischen Gruppe (DFGFA). Anweisungen bekam das
deutsche Kontingent bis Oktober 2002 vom Heeresführungskommando,
danach vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr.
Im Dezember 2003 wurden, im Rahmen der
Umstrukturierung von SFOR, die multinationalen Divisionen in
multinationale Brigaden umgegliedert. Damit einher ging eine
Reduktion der Truppenstärke auf circa 1300 Soldaten. Innerhalb
der Brigaden operierten zehn Battle-Groups, wobei Deutschland
mit Italien innerhalb der MNB SE eine dieser Gruppen
bildete.
Ab Mai bis Dezember 2004 wurden
die Brigaden weiter verkleinert und in Task Forces umgewandelt.
Dementsprechend reduzierte sich die deutsche Truppenstärke auf
1200 Soldaten.
Am 2.Dezember 2004 wurde
SFOR erfolgreich abgeschlossen und von der Europäischen Mission
„EUFOR Althea" abgelöst.
Personelle
Entwicklung beim Kommando von SFOR, MND(B) SE und den deutschen
Kontingenten:
SFOR Kommandeure
Major General Packett Okt. 2003 - Okt.
2004
Lieutenant General William E. Ward
Okt. 2002 - Okt. 2003
Lt. Gen. John B.
Sylvester Sept. 2001 - Okt. 2002
Lt. Gen.
Michael L. Dodson Sept. 2000 - Sept. 2001
Lt. Gen. Ronald Emerson Adams Okt. 1999 - Sept. 2000
Gen. Montgomery C. Meigs Okt. 1998 . Okt.
1999
Gen. Eric K. Shinseki Juli. 1997 -
Okt. 1998
Gen. William Crouch Nov. 1996 -
Juli 1997
Kommandeure MND SE
Brigadier General Philippe Sommaire Juni 2002-
Nov. 2002
Maj. Gen. Maurice J. Amarger
Juni 2001 - Juni 2002
Maj. Gen. Robert
Meille Juni 2000 - Juni 2001
Maj. Gen.
Arnold Schwerdorffer Mai 1999 - Juni 2000
Maj. Gen. Pierre Henri Lang März 1998 - März 1999
Maj. Gen. Christian Delange 1997 - März
1998
Maj. Gen. Yves Le Chatelier
1996
Kommandeure MNB-SE
Brigadier General Gerhard Stelz (Ger. A.) März 2003- Sept.
2004
General Marin Bello Crespo (Sp. A.)
Sept. 2003 - März 2003
Brigadier General
Gian Marco Chiarini (It. A.) März 2003 - Sept. 2003
Brigadier General Bernard Oberto (Fr. A.) Nov.
2002 - März 2003
Kommandant MNTF SE
Brigadegeneral Chereau Sept. 2004 - Dez.
2004
Einsatz der deutschen
Kontingente
04. Jan. 1997 - 07. Apr. 1997
1. HKtgt**
07. Apr. 1997 - 10. Aug. 1997
2. HKtgt**
10. Aug. 1997 - 23. Dez. 1997
3. HKtgt**
23. Dez. 1997 - 08. Apr. 1998
4. HKtgt**
09. Apr. 1998 - 18. Aug. 1998
5. HKtgt**
18. Aug. 1998 - 04. Dez. 1998
1. HKtgt**
04. Dez. 1998 - 08. Apr. 1999
2. HKtgt**
08. Apr. 1999 - 04. Aug. 1999
3. HKtgt**
04. Aug. 1999 - Dez. 1999 4.
HKtgt**
Dez. 99 - 24. Juni 2000 5.
HKtgt**
24. Juni 2000 - 11. Dez. 2000 1.
EinsKtgt*
11. Dez. 2000 - 29. Mai 2001 2.
EinsKtgt*
14. Mai 2001 - 26. Aug. 2001 3.
EinsKtgt*
22. Apr. 2002 - 13. Juni 2002
4. EinsKtgt*
13. Juni 2002 - 02. Dez.
2002 5. EinsKtgt*
06. Dez. 2002 - 04.
Juni 2003 6. EinsKtgt*
05. Juni 2003 -
01. Dez. 2003 7. EinsKtgt*
02. Dez. 2003
- 21. Mai 2004 8. EinsKtgt*
23. Mai 2004
- 27. Nov. 2004 9. EinsKtgt*
* basierend
auf Informationen aus den ETBs
**
Informationen wurden aus den Unterrichtungen des Parlamentes aus
BW 2 gezogen, da dieser Einsatzzeitraum im Bestand BW 77 nicht
überliefert ist. Es handelt sich hierbei um ungefähre
Angaben
Bestandsbeschreibung
Im Bestand BW 77 befinden sich zurzeit 84
Aufbewahrungseinheiten. Der Bestand setzt sich hautsächlich aus
Einsatztagebüchern (in Druckschrift) und Anlagenbände (Druck-
und Schreibschrift; teilweise mit CDs) verschiedener deutscher
Heeres- (1.-5. HKtgt) und Einsatzkontingente (6.-9.
Einsatzkontingent) aus den Jahren 2000 bis 2004 zusammen. Die
Überlieferung enthält jedoch nicht die Einsatztagebücher der
Kontingente aus den Jahren 1997 bis 1999.
Archivgut der beiden anderen beteiligten Streitkräfte
(Marine und Luftwaffe) existiert ebenfalls nicht in diesem
Bestand.
In den Einsatztagebüchern werden
unter anderem Vorkommnisse bei Patrouillen und allgemeine
Vorkommnisse, Besuche von Politikern und Kommandoübergaben
aufgeführt. Die CDS in den Anlagen sind zum größten Teil
deckungsgleich und damit redundant. Die Bilder auf gedrucktem
Papier sind im Vergleich zu ihrem digitalen Äquivalent von
deutlich schlechterer Qualität.
Den
kleineren Teil des Bestandes machen aus:
- diverse Bildbänder deutscher Kontingente und der
Gemanr-Italian Battle Group
-
Stellenbesetzungslisten des 4. und 5. Einsatzkontingentes aus
dem Jahr 2002
- analoge und digitale
Überlieferungen aus der Brigade Centre („Salamandre")
- Unterlagen zur Betriebs und
Feldlagerkompanie
Inhaltliche
Charakterisierung: - 9 Einsatztagebücher mit ihren Anlagenbänden
(1-2 ETBs, 2 - 9 Anlagenbände) 70%
-
Restüberlieferung (Bildbände, Stellenbesetzungslisten,
Unterlagen aus der Brigade Centre) 30%
-
keine Überlieferung der Beteiligung von Marine und
Luftwaffe
- keine Überlieferung über den
Beginn des Einsatzes von Dezember 1996 bis Mitte 2004
Vorarchivische Ordnung:
Vermutlich kamen die Unterlagen nach Beendigung des Einsatzes
ins Bundesarchiv, jedoch lässt sich aus der Dienstakte keine
nähere Information dazu finden.
Der
Umfang des Bestandes liegt bei 85 Aufbewahrungseinheiten.
Es liegt kein elektronisches Abgabeverzeichnis
vor.
Der Bestand ist nach den im Einsatz
gewesenen Kontingenten und Verbänden geordnet und klassifiziert.
Dies dient einer benutzerfreundlichen Recherche, da der Einsatz
einzelner Kontingente somit besser nachzuvollziehen ist.
Dem Bestand lag kein Aktenplan vor. Man kann
aber davon ausgehen, dass die vorhandene Struktur der Unterlagen
übernommen wurde und ein Eingriff in die innere Ordnung nicht
notwendig war.
Die Einsatztagebücher mit
ihren Anlagenbänden wurden in ihren originalen Stehordnern ins
Archiv übernommen, wobei ein Ordner auch eine
Aufbewahrungseinheit bildet. Vereinzelt wurden jedoch schon
Unterlagen in säurefreie Mappen umgebettet. Vor allem liegt dies
bei den restlichen Unterlagen dieses Bestandes vor, die nicht zu
den Einsatztagebüchern zählen.
Da keine
Abgabeliste zur Bezeichnung des Archivgutes vorlag, wurden dazu
vorarchivische Bezeichnungen immer übernommen und lediglich an
die Richtlinien der archivarischen Tätigkeit angepasst. Dabei
orientierte man sich an den Beschriftungen auf den Ordnerrücken
sowie an Dokumententiteln. Gleiches zählt für die
Laufzeitangaben.
Zitierweise: BArch BW
77/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch BW 77
- Extent
-
86 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Verteidigung >> Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr >> Deutsche militärische Anteile an multinationalen Einrichtungen und bei Auslandseinsätzen
- Related materials
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: - BW 2 (Bundesministerium der Verteidigung.- Generalinspekteur und Führungsstab der Streitkräfte)
- BW 60 (Einsatzführungskommando)
- BH 41 (Heeresführungskommando)
- BW 69 (Deutsch-Französische Gruppe (DFGFA) der GECONSFOR)
- B 136/108.266 - 108.316 (Bundeskanzleramt)
- BL 34
- N 946 (Jan Jörg Oerding)
Literatur: Helmut Neubauer: Erstes deutsches SFOR-Kontingent in Mostar, Mostar 1997.
Andreas M. Rauch: Auslandseinsätze der Bundeswehr, Baden-Baden 2006.
Hans-Otto Budde: Gleiche Rechte und Pflichten - Die deutsche Beteiligung an SFOR, in: Peter Goebel (Hrsg.), Von Kambodscha bis Kosovo - Auslandseinsätze der Bundeswehr seit Ende des Kalten Krieges, Frankfurt am Main, Bonn 2000, S. 166 - 173.
Werner Widder: Deutsche Soldaten im Hauptquartier SFOR, in: Peter Goebel (Hrsg.), Von Kambodscha bis Kosovo - Auslandseinsätze der Bundeswehr seit Ende des Kalten Krieges, Frankfurt am Main, Bonn 2000, S. 216 - 224.
Drucksache 13/10977 vom 17.06.1998.
- Richard Holbrooke: Meine Mission. Vom Krieg zum Frieden in Bosnien, München 1998
- Christoph Schwegmann: Kann die EU die NATO auf dem Balkan ersetzetn?, Berlin 2002 (SWP-Studie S 43)
- Dominik Tolksdorf: Die EU und Bosnien-Herzegowina. Außenpolitik auf der Suche nach Kohärenz, Baden-Baden 2012
- Rafael Bierman: Deutsche Konfliktbewältigung auf dem Balkan - Erfahrungen und Lehren aus dem Einsatz, Baden-Baden 2002
- Günter F.C. Forsteneichner: Auslandseinsätze der Bundeswehr - Sonderheft 4, Frankfurt am Main November 2006
- Provenance
-
Stabilization Force (SFOR).- Deutsche Einsatzkontingente (SFOR), 1998-
- Date of creation of holding
-
1996 - 2004
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Die Benutzung des Bestandes erfolgt nach Bundesarchivgesetz.
Die Schutzfrist der Unterlagen läuft noch bis 2034.
Vereinzelt sind Papiere in den Unterlagen unter Verschluss.
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Stabilization Force (SFOR).- Deutsche Einsatzkontingente (SFOR), 1998-
Time of origin
- 1996 - 2004