Bestand
Kriegserinnerungen Hermann Schürlein, Webmeister, Unteroffizier (* 1910, + 1991) (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Schürlein, Hermann (16.05.1910 - 26.05.1991), Webmeister, Unteroffizier der Wehrmacht
Enthält: Kriegserinnerungen, ergänzt durch umfangreiches Bildmaterial, persönliche Unterlagen und Gegenstände aus der Militärdienstzeit, Unterlagen betr. die Kamerardschaft der ehemaligen 98. Infanterie-Division e.V.
Biographie Hermann Schürleins: Hermann Schürlein wurde am 16. Mai 1910 in Göppingen-Holzheim geboren. Nach der Schule entschied er sich für eine Lehre als Handweber. In diesem Handwerk erwarb er auch den Meisterbrief und arbeitete zunächst bei der Firma "Gutmann und Co.". In jungen Jahren ließ er sich anfangs von der Idee des Nationalsozialismus begeistern und trat am 20. April 1933 in die NSDAP und in die SA ein. Letztere verließ er jedoch schon am 1. Mai 1934 wieder, noch vor dem sog. "Röhm-Putsch". Außerdem war er für die DAF bei seinem Betrieb als Obmann tätig. Sein Interesse am Nationalsozialismus ließ jedoch bald nach, was dazu führte, dass ihm die NSDAP-Kreisleitung wegen "parteischädigendem Verhalten" den Austritt aus der Partei nahelegte. Schürlein leistete dieser Aufforderung am 10. Juni 1936 Folge und kam damit einem Ausschlussverfahren zuvor. Wohl in diesem Zusammenhang endete im selben Jahr auch sein Arbeitsverhältnis bei "Gutmann und Co.". Auf dem Wasserberghaus in Göppingen-Schlat gründete er noch im Jahr 1936 eine eigene Weberei. Am 18. Juli 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und in Donaueschingen und Grafenwöhr militärisch ausgebildet. Am 1. März 1940 stieg er zum Gefreiten auf und nahm im Sommer dieses Jahres als Mitglied der fränkisch-sudetendeutschen 98. Infanterie-Division am Frankreich-Feldzug teil. Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich wurde er in Revigny zum Unteroffizier ausgebildet, eine Beförderung blieb jedoch zunächst trotz erfolgreichem Abschluss aus. Im Sommer 1941 nahm er am Feldzug gegen die Sowjetunion teil, wurde im Herbst aber verwundet. Nach einem Lazarettaufenthalt in Saarbrücken wurde er im Frühjahr 1942 wieder an die russische Front beordert und nahm an den Kämpfen im Donez-Gebiet teil. Nur aufgrund einer neuen Verwundung entging er der Katastrophe von Stalingrad. 1943 wurde er, mittlerweile zum Obergefreiten befördert, in Polen und auf der Krim eingesetzt. Am 1. Juli 1943 folgte die Ernennung zum Unteroffizier. In der letzten Kriegsphase nahm er an Einsätzen in Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei teil. Am 22. März 1944 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Das Kriegsende erlebte er, erneut verwundet, in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Bayreuth. 1946 wurde gegen ihn im Zuge der Entnazifizierung ein Spruchkammerverfahren eingeleitet, aber 1947 bereits wieder eingestellt, da er durch seinen frühzeitigen Wiederaustritt aus der NSDAP mildernde Umstände geltend machen konnte. Nach Kriegsende führte Schürlein seine Weberei weiter. In diese Jahre fällt wohl auch seine Eheschließung. Im Jahr 1953 wurde Schürlein Gründungsmitglied der "Kameradschaft der ehemaligen fränkisch-sudetendeutschen 98. Infanterie-Division e. V.". Diesem Verein hat er sich dann intensiv gewidmet. Vermutlich mit Beginn seines Ruhestandes zog er nach Bad Wurzach und engagierte sich weiterhin für die Kameradschaft. Wenige Tage nach seinem 81. Geburtstag starb Hermann Schürlein am 26. Mai 1991 in Bad Wurzach. Den Nachlass übergab Herr Dr. med. Hans Wacker (Filderstadt) am 2. Juli 1991 als Geschenk an das Hauptstaatsarchiv, handelnd im Auftrag von Frau Gertrud Schürlein, der Witwe des Verstorbenen. (Vgl. Geschäftsakten 7511.3-S.1/Tgb.Nr. 2486).
Zur Bearbeitung des Bestandes: Die Kriegserinnerungen des ehemaligen Unteroffiziers Schürlein dokumentieren ein Einzelschicksal, sind jedoch gleichzeitig typisch für die Erlebnisse vieler. Wichtigster Bestandteil des Nachlasses sind die meist persönlich gemachten Erinnerungsfotos von verschiedenen Einsätzen Schürleins als Soldat im 2. Weltkrieg, die häufig mit Hilfe eines Selbstauslösers zustande kamen. Die Bilder wurden von Hermann Schürlein auf lose Blätter aufgeklebt, beschriftet und um zusätzliche z. T. ausführliche Kommentare ergänzt. Des weiteren veranschaulicht Schürlein seine Kriegserinnerungen mit Karten und sonstigen Materialien aus gedruckter Literatur. Am Rande greift er Themen wie "Umgang mit der deutschen Vergangenheit" auf oder schildert Anekdoten aus dem Kriegsalltag. Dieses Repertorium wurde im November 1996 durch Archivinspek- toranwärter Johannes Renz unter Anleitung der Unterzeichneten im Rahmen der praktischen Ausbildung für den gehobenen Archivdienst angefertigt. Der Bestand umfasst 18 Büschel in 0,2 lfd. m. Stuttgart, im Dezember 1996 Dr. Margareta Bull-Reichenmiller
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 2/18
- Umfang
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18 Nummern
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Sonstige Nachlässe
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
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1939-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1939-1990