Bestand
Teilnachlass Erwin und Helene Schöttle, SPD-Politiker (Erwin Schöttle * 1899, + 1976) (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
1993 eingekommen
Inhalt und Bewertung
Schöttle, Erwin: Buchdrucker, Journalist, SPD-Politiker; 1921-1928 Tätigkeit im Druckereigewerbe, 1928-1931 Journalist bei der "Schwäbischen Tagwacht" in Stuttgart, 1931-1933 Parteisekretär in Stuttgart, 1933-1939 im Exil in der Schweiz, 1939-1946 in England, 1947-1949 Arbeit beim Wirtschaftsrat in Frankfurt/Main, 1949-1972 Mitglied des Bundestages, 1961-1969 dessen Vizepräsident; 1947-1962 und 1968 Landesvorsitzender der SPD Württemberg-Baden bzw. Baden-Württemberg
Enthält: Unterlagen aus seiner Tätigkeit als Abgeordneter zu Dienstreisen; Zeitungsausschnitte; Druckschriften der SPD, von Schoettle entworfene Plakate
1. Biographie Erwin Schoettles: Erwin Schoettle wurde am 18. Oktober 1899 in Leonberg als Sohn eines Schuhmachers geboren. Dem Besuch der Volksschule und der Latein- und Realschule folgten vier Lehrjahre als Buchdrucker. Ab 1917 nahm Schoettle am Ersten Weltkrieg teil; anschließend studierte er 1919-1920 an der Kunstgewerbeschule. In den Jahren 1921-1928 war er dann im Druckereigewerbe tätig, zuletzt in leitenden Stellungen. 1919 war Schoettle in die SPD eingetreten. 1928-1931 arbeitete er als Journalist in der sozialdemokratischen Parteipresse ("Schwäbische Tagwacht"). 1931-1933 war er Parteisekretär in Stuttgart, wo er mit Kurt Schumacher zusammenarbeitete. 1933 flüchtete Schoettle vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ins Ausland; von Mai 1933 bis August 1939 hielt er sich in der Schweiz auf. Er schloß sich dort der "Neu Beginnen"-Organisation an, zu der auch Waldemar von Knoeringen und Fritz Erler gehörten. 1939 kam Schoettle mit Hilfe der Quäker nach England, wo sich die "Neu-Beginner" mit anderen Gruppen in der "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien" zusammenschlossen. Während des Krieges war Schoettle bei der BBC (mit von Knoeringen und anderen) mit dem späteren Labour-Minister Walker zuerst beim sogenannten Arbeiterprogramm, später bei Kriegsgefangenensendungen beschäftigt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1946 war Schoettle zunächst Kreisvorsitzender der SPD in Stuttgart, für die er auch in den Landtag von Württemberg-Baden gewählt wurde. Auch als Journalist war er von neuem tätig, so vor allem als Herausgeber der traditionsreichen "Sozialistischen Monatshefte", ferner als Mitarbeiter an dem sozialdemokratischen Wochenblatt "Volkswille" und schließlich als einer der Herausgeber der "Stuttgarter Nachrichten". Von seiner Partei wurde Schoettle von 1947 bis 1949 in den Wirtschaftsrat nach Frankfurt am Main entsandt, in dem er bald als Vorsitzender des Hauptausschusses und der SPD-Fraktion wichtige Funktionen ausübte. 1947-1962 (1968 nochmals geschäftsführend) war er Landesvorsitzender der SPD in Württemberg-Baden beziehungsweise Baden-Württemberg. Im August 1949 zog Schoettle für die SPD auch in den Bundestag ein, in den er 1953, 1957, 1961, 1965 und 1969 wiedergewählt wurde. Bereits 1949 übernahm er dort den Vorsitz des Haushaltsausschusses, den er bis 1969 leitete. 1953-1957 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, seitdem Mitglied des Fraktionsvorstands der SPD. Von Oktober 1961 bis Herbst 1969 war er einer der Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags und im 6. Bundestag (1969-1972) dann noch Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. 1972 verzichtete Erwin Schoettle altershalber auf eine neue Kandidatur zum Bundestag und schied damit aus der aktiven politischen Arbeit aus. Ehrenamtlich war Erwin Schoettle unter anderem Verwaltungsratsvorsitzender des Instituts für Auslandsbeziehungen, Vorsitzender des Kuratoriums "Aktion Gemeinsinn" und seit 1972 Vorsitzender der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft. Als Auszeichnungen erhielt Schoettle 1955 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern, 1963 das Schulterband dazu und 1969 das Großkreuz. Anlässlich seines 65. Geburtstags wurde Schoettle im Oktober 1964 unter anderem durch eine Festschrift zahlreicher Wissenschaftler, Verwaltungsfachleute und Parlamentarier geehrt, ebenso 1974 zu seinem 75. Geburtstag. 1975 erhielt Schoettle die Stuttgarter Ehrenbürgerschaft, 1969 die Verfassungsmedaille und 1975 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Er war seit 1925 mit der späteren Stuttgarter Stadträtin Helene Schoettle, geborener Osswald, verheiratet und hatte eine Tochter Doris. Am 25. Januar 1976 ist Erwin Schoettle im Alter von 76 Jahren während eines Erholungsaufenthalts auf Bühlerhöhe bei Baden-Baden gestorben.
2. Zur Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Der Hauptnachlass Erwin Schoettles befindet sich im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn. Der vorliegende Teilnachlass wurde (nach Abgabe eines Teils von Schoettles Bibliothek an das Hauptstaatsarchiv 1992) 1993 von seiner Witwe zusammen mit einigen ihrer eigenen Parteiunterlagen dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart übergeben. Der Bestand wurde im April 1994 von Archivinspektor Hartmut Obst verzeichnet und chronologisch geordnet; kassiert wurden 2 Dubletten von Druckschriften. Der Bestand Q 1/55 umfasst 21 Archivalieneinheiten in 0,3 laufenden Metern und 7 Übergrößen.
3. Nachtrag: Im Frühjahr 2004 wurden weitere Unterlagen dem Bestand zugewiesen: dabei handelt es sich vor allem um Kopien aus den stenographischen Berichten des Deutschen Bundestags mit Reden von Erwin Schoettle und um von Helene Schoettle zusammengetragene Unterlagen zu Erwin Schoettles Tätigkeit bei Institut für Auslandsbeziehungen und in der "Aktion Gemeinsinn e.V." Dazu kamen noch einzelne Schreiben, die den Büchern aus dem Nachlass Erwin Schoettle entnommen wurden. Der Bestand umfasst nun 31 Archivalieneinheiten und 0,5 lfd. m.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 1/55
- Umfang
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21 Nummern
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Politische Nachlässe
- Indexbegriff Person
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Schöttle, Erwin; Politiker, Buchdrucker, Journalist, 1899-1976
Schöttle, Helene; Stadträtin, 1903-1994
- Bestandslaufzeit
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1927-1983
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1927-1983