Bestand

Westpreußischer Provinzialverband des Roten Kreuzes (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

1. Behördengeschichte
Die Bestimmungen des Versailler Vertrages führten am 28. Juni 1919 zur Auflösung der preußischen Provinz Westpreußen. Das Territorium fiel größtenteils an den polnischen Staat; bei Deutschland verblieb nur ein kleiner Teil rechts der Weichsel als Regierungsbezirk Westpreußen mit Marienwerder als Sitz der Regierung und den Kreisen Elbing-Stadt, Elbing-Land, Marienburg, Stuhm, Marienwerder und Rosenberg. Danzig wurde als Freie Stadt mit den Kreisen Danzig-Stadt, Danziger Höhe, Danziger Niederung und Landkreis Danzig Großes Werder dem Völkerbund unterstellt. Im Westen des sogenannten polnischen Korridors schlug man einige kleine Restflächen dem deutschen Regierungsbezirk Schneidemühl zu.

Mit dem Übergang der Gebiete unter polnische Verwaltung setzte eine Abwanderungswelle ins Deutsche Reich ein: bis 1921 verließen etwa 536.000 Migranten Westpreußen und Posen, Ende des Jahres 1924 hatte über eine Million die ehemals preußische Provinz verlassen. Auf administrativer Ebene war das Reichskommissariat für Zivilgefangene und Flüchtlinge für diese Menschen zuständig; die konkrete Fürsorge übernahm das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit seiner Abteilung Flüchtlingsfürsorge. Dieser Zusammenschluss hatte sich erst kurz zuvor am 25. Januar 1921 als eingetragener, rechtsfähiger Verein bürgerlichen Rechts und Dachorganisation der jeweiligen Landesvereine (Männer- und Frauenvereine) vom Roten Kreuz begründet. Bei den im Abtretungsgebiet als deutsche Vertretung eingerichteten Generalkonsulaten setzte man sog. Fürsorgekommissare des DRK ein, die sich um die Kontrolle und Steuerung der Abwanderung kümmerten. Sie unterhielten Geschäftsstellen in allen größeren Städten.

Voraussetzung für eine Unterstützung war die festgestellte unmittelbare Nötigung zur Abwanderung durch polnische Stellen: erst aus der Anerkennung als Flüchtling durch das DRK ergab sich ein Entschädigungsanspruch. Ohne diese Fürsorgeberechtigung durften Reisepapiere für das Deutsche Reich nur dann ausgegeben werden, wenn der Antragsteller die Zuzugsgenehmigung einer Gemeinde im Reich vorweisen konnte. Anerkannte Flüchtlinge wurden in organisierten Transporten in ihre Zielorte gebracht; wer noch keine Zuzugsgenehmigung besaß, wurde zunächst in sog. Heimkehrlagern untergebracht, von denen aus die weitere Verteilung erfolgen sollte.

Vor dem Hintergrund einer relativen Stabilisierung der (außen-) politischen und wirtschaftlichen Situation der Weimarer Republik seit etwa 1924 ging die Abwanderung aus den abgetretenen Gebieten allmählich zurück und konnte von den regulären staatlichen Stellen verwaltet werden, so dass sich der Westpreußische Provinzialverband des DRK aus diesem Aufgabengebiet wieder zurückzog.


2. Bestandsgeschichte
Das beim Westpreußischen Provinzialverband des Deutschen Roten Kreuzes entstandene Schriftgut wurde 1938 an das Geheime Staatsarchiv abgegeben und dort als XIV. HA Provinz Westpreußen, Rep. 414 aufgestellt, nachdem es zuvor vom Deutschen Generalkonsulat in Danzig der Landesstelle Ostpreußen für Nachkriegsgeschichte in Königsberg zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt worden war.
Für das vorliegende Findbuch wurde die bestehende Verzeichnung überarbeitet und der Bestand klassifiziert; ein Signaturindex erleichtert das Auffinden bekannter Signaturnummern. Die bisher im Bestand eingeordneten Akten zur Entschädigung der Kahnschiffer in Danzig (Signaturnummern 67-90) sind ihrer Provenienz gemäß nun im Bestand XIV. HA Provinz Westpreußen, Rep. 209 Polizeipräsident zu Danzig zu ermitteln.


Quellen und Literatur
- Geheimes Staatsarchiv PK, I. HA Rep. 178 Generaldirektion der Staatsarchive, Nr. 2199, 1919-1940
- Jochen Oltmer, Migration und Politik in der Weimarer Republik, Göttingen 2005, S. 101 ff.
- Kurt Göpel, Die Flüchtlingsbewegung aus den infolge des Versailler Vertrages abgetretenen
Gebieten, Gießen 1924, S. 52 ff.

Zitierweise: GStA PK, XIV. HA, Rep. 414

Reference number of holding
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XIV. HA, Rep. 414
Extent
Umfang: 1,7 lfm (67 VE); Angaben zum Umfang: 1,7 lfm (67 VE)
Language of the material
deutsch

Context
Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Westpreußen >> Westpreußische Provinziale Selbstverwaltung

Date of creation of holding
Laufzeit: 1914 - 1925

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Last update
17.04.2025, 3:25 PM CEST

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  • Bestand

Time of origin

  • Laufzeit: 1914 - 1925

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