Bestand
Preußischer Bevollmächtigter bei der Elbeschifffahrtskommission (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Vorbemerkung:
Zölle gehörten als Regal von jeher zu den bedeutendsten staatlichen Einnahmequellen. Auf der Elbe, die von Melnik in Böhmen an schiffbar war, wurden daher bis in das 19. Jahrhundert von allen Anrainerstaaten Zölle erhoben. Dazu traten noch weitere Gebühren und Abgaben verschiedenster Art, die die Schifffahrt und den Warenverkehr auf der Elbe in erheblichem Maße verzögerten und verteuerten. In den Artikeln 108 ff. bestimmte die Wiener Kongressakte von 1815 hinsichtlich der internationalen Fluss-Schifffahrt, dass Handel und Warenverkehr grundsätzlich frei seien und Zölle und Abgaben möglichst wenig hinderlich zu gestalten seien. Alle diesbezüglichen Regelungen seien von den Anrainerstaaten gemeinschaftlich zu verabreden. Daraufhin wurde für den Rhein, die Weser und die Elbe Kommissionen berufen, die auf dem Weg diplomatischer Verhandlungen vertragliche Grundlagen für die Schifffahrt, Abgabenerhebung und Wasserbau auf dem jeweiligen Fluss-System entwickeln sollten. Die Elbeschifffahrtskommission wurde in Juni 1819 in Dresden einberufen. Beteiligte Staaten neben Preußen waren Sachsen, Österreich, Mecklenburg-Schwerin, Hannover, Hamburg, Lübeck, Dänemark (für Holstein und Lauenburg) und die anhaltischen Herzogtümer. Als preußischer Bevollmächtigter wirkte der preußische Gesandte in Dresden, Johann Ludwig von Jordan. Die Verhandlungen führten am 23. Juni 1821 zum Abschluss der Elb-Akte (GS 1822, S. 9 ff.), die eine Erleichterung der Schifffahrt durch Abschaffung der althergebrachten Zwangs- und Stapelrechte sowie durch Zusammenfassung der verschiedenen Waren-Abgaben in einen festen Elbzoll bei Verringerung der Zollstellen von 35 auf 14 bewirken sollte. Mecklenburg, Hannover, Dänemark und Preußen einigten sich in einem Separatvertrag auf die Einrichtung eines gemeinschaftlichen Zollkommissariats in Wittenberge. Neben dem Elbzoll auf die transportierten Waren wurde noch eine Abgabe auf die Schiffe, die sog. Rekognitionsgebühr eingeführt. Das Revisionsverfahren wurde in einer Konvention zwischen Preußen, Sachsen, Hannover, Dänemark und Mecklenburg geregelt (GS 1822, S. 101 ff.). Art. 30 der Elbakte bestimmte, dass offene Fragen in Zukunft durch Revisionskommissionen zu klären seien, deren erste nach einem Jahr in Hamburg zusammentreten solle. Zum preußischen Bevollmächtigten in Hamburg wurde der bereits in Dresden als Unterdelegierter tätige Potsdamer Regierungsrat Mauve bestimmt. Die Hamburger Revisionskommission verabredete v.a. einige Modifikationen der Zollklassifikationen sowie Zollermäßigungen auf bestimmte Waren. Die in Hamburg am 18.9.1824 beschlossenen ergänzenden Bestimmungen zur Elbakte von 1821 wurden am 8.6.1825 allerhöchst genehmigt (GS 1825, S. 173 ff.). Die weiteren Entwicklungen der Elbeschifffahrt, u.a beeinflusst durch die fortschreitenden Zolleinigungen und auch das Aufkommen der Dampfschifffahrt, führten zu einem stärkeren Regelungsbedarf. Die zweite Revisionskommission tagte daher in den Jahren 1842 bis 1844 in Dresden. Preußischer Bevollmächtigter war der Geheime Regierungsrat Carl Friedrich Heinrich Albert Gustav Wendt. Die zweite Revisionskommission schloss am 13.4.1844 eine Additionalakte zur Elbakte ab (GS 1844, S. 457 ff). Diese hatte u.a. die Abschaffung der von den Fahrzeugen zur entrichtenden Rekognitionsgebühr, die Einführung eines auf den Zollzentner begründeten (erhöhten) Normalzolles und die Bestimmung einer einheitlichen Fahrwassertiefe zum Inhalt. Der strittige von Hannover erhobene Stader oder Brunshauser Zoll, der insbesondere die seewärts ein- und ausgeführten Waren verteuerte, wurde im Staatsvertrag von 13.4.1844 (GS 1844, S. 525 ff.) geregelt. Das Revisionsverfahren auf der Elbe, das 1821 zunächst befristet beschlossen wurde, wurde am 30.8.1843 mit Staatsvertrag fortgeführt (GS 1844, S. 571 ff). Unter preußischem Vorsitz tagte in Magdeburg ab 1850, zunächst ohne dänische Beteiligung, die dritte Revisionskommission. Preußische Bevollmächtigte waren der Geheime Oberfinanzrat und Provinzialsteuerdirektor Landmann, dann der Geheime Regierungsrat Delbrück und zuletzt der Geheime Oberfinanzrat und Provinzialsteuerdirektor Louis Alexander von Jordan. Die Differenzen zwischen den an weiterer Zollerleichterung interessierten Staaten, wie Österreich, und den auf ihren Zolleinkünften bestehenden, wie Mecklenburg, führten im Dezember 1851 zur Vertagung der Kommission. Nach dem Eintritt Hannovers in den Zollverein (1852) und dem Abschluss des Zoll- und Handelsvertrages mit Österreich (1853) wurden auch die Verhandlungen der dritten Revisionskommission 1853 wieder aufgenommen und am 8.2.1854 vornehmlich mit Vereinbarung von ermäßigten Zollsätzen für verschiedene Waren zum Abschluss gebracht. Das Schlussprotokoll wurde am 7.4.1854 allerhöchst genehmigt (GS 1854, S. 369 ff.). 1861 wurde der Stader oder Brunshauser Zoll durch Staatsvertrag gegen eine Entschädigungszahlung an Hannover abgelöst, 1863 wurde die alleinige Zollerhebung für alle Uferstaaten in Wittenberge beschlossen. Die Annexionen von 1866 vereinfachten die Verhältnisse im Elblauf, der nun auf dem größten Teil der schiffbaren Strecke auf preußischem Staatsgebiet verlief, weiter. Als letzte Elbzölle wurden 1870 der von Mecklenburg-Schwerin erhobene gegen 1 Million Taler, der von Anhalt erhobene Elbzoll gegen 85.000 Taler Entschädigung abgegolten. Zum Bestand Der vorliegende Bestand dokumentiert die Geschäftstätigkeit der Preußischen Bevollmächtigten bis zur dritten Revisionskommission in Magdeburg. Akten der vierten (1858) und fünften Revisionskommission (1861-1863), beide in Hamburg tagend, sind hier nicht überliefert. Der jeweilige Bevollmächtigte führte seine Akten selbständig. Nach Abschluss wurden die Akten wahrscheinlich über das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten an das Geheime Staatsarchiv abgegeben. Entsprechende Abgabeverzeichnisse liegen für die Dresdener und die Hamburger Kommission von 1821 bzw. 1824 aus dem Jahr 1835 vor. Ebenso ist eine Abgabeliste für die Magdeburger Kommission von 1854 vorhanden. Für die Dresdener Kommission von 1844 liegt keine entsprechende Liste vor, doch darf wohl vermutet werden, dass die Akten Wendts auf gleichem Weg in das Geheime Staatsarchiv gelangt sind. Im Geheimen Staatsarchiv wurden diese Akten zunächst nach Pertinenz der Repositur 19 Strom-, Schifffahrts- und Zollsachen angegliedert, ohngeachtet der Tatsache, dass es sich bei der vorliegenden Überlieferung um Kommissionsakten handelt und dass die Repositur 19 ansonsten die älteren Schifffahrts- und Zollsachen des Geheimen Rates und älterer Behörden von 1487 an beinhaltet. Auch in der Beständeübersicht zur I. Hauptabteilung von 1934 findet sich noch der Hinweis unter der Rep. 19: Bei Nr. 26 beruhen die Akten der Elbeschiffahrtskommission 1819-1854. Die Signaturen R 19 Nr. 26 h, i, k sind auch auf den Akten vermerkt.
Bei der in Merseburg durchgeführten Neuverzeichnung der Rep. 19, die nach der Rückführung der ausgelagerten Bestände nach Berlin-Dahlem im Jahr 1993 die Bestandsbezeichnung GStA PK, I. HA Geheimer Rat, Rep. 19, Strom- Schifffahrts- und Zollsachen trägt, wurden die Akten der Bevollmächtigten bei der Elbeschifffahrtskommission provenienzgemäß ausgesondert und nach dem Beispiel der Rep. 113 Preuß. Bevollmächtigter bei der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt als Rep. 113 A aufgestellt, aber nicht neu verzeichnet. Nachdem im Zuge der vorliegenden Verzeichnung festgestellt wurde, dass es sich bei diesem Bestand ausschließlich um die Kommissionsakten der Bevollmächtigten handelt, wurde die Bestandsbezeichnung nunmehr festgelegt als GStA PK, I. HA Rep. 113 A Preußischer Bevollmächtigter bei der Elbeschifffahrtskommission. Für die dritte Revisionskommission in Magdeburg, bei der Preußen den Vorsitz führte, stellen die Akten die Präsidialüberlieferung der Revisionskommission dar und beinhalten daher auch die Urschriften der Protokolle. Die Protokolle der Elbeschifffahrts- (Revisions-) Kommissionen sind im Druck erschienen, in der Dienstbibliothek des Geheimen Staatsarchivs PK aber nicht vorhanden. Weitere umfangreiche archivalische Überlieferungen liegen v.a. im Bestand Ministerium für Handel und Gewerbe vor:
Elbeschifffahrtsakte und deren Revision, Bd. 1-37: 1815-1935 (GStA PK, I. HA Rep. 120 Ministerium für Handel und Gewerbe, C XV 8b Nr. 1)
Konferenzprotokolle 1-23 der Elbeschifffahrtsregulierungskommission in Dresden, 1819-1820 (GStA PK, I. HA Rep. 120 Ministerium für Handel u. Gewerbe, C XV 8b Nr. 1 adh. 1),
Konferenzprotokolle der Elbeschifffahrtsregulierungskommission, Bd. 1-6, 1819-1863 (GStA PK, I. HA Rep. 120 Ministerium für Handel u. Gewerbe, C XV 8b Nr. 1 adh. 2).
Der Bestand wurde teilweise im Rahmen einer Verzeichnungsübung der Archivinspektoranwärterinnen A. Neumann, S. Gesell und des Archivinspektoranwärters Th. Breitfeld bearbeitet und erweitert verzeichnet. Die restliche Bearbeitung übernahm die Unterzeichnete. Die Akten lagern im Außenmagazin und haben einen Bestandsumfang von 1 lfm. Die letzte verzeichnete Nr. ist die Nr. 54
Bei Zitaten ist anzugeben:
GStA PK, I. HA Rep. 113 A Preußischer Bevollmächtigter bei der Elbeschifffahrtskommission, Nr. ..
Für Bestellungen aus dem Außenmagazin (gelbe Bestellzettel) genügt: I. HA Rep. 113 A, Nr.
Berlin, im Dezember 2003
Christiane Brandt-Salloum, AAR
Zitierweise: GStA PK, I. HA Rep. 113 A
- Reference number of holding
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Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 113 A
- Extent
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Umfang: 1 lfm (54 VE); Angaben zum Umfang: 1 lfm (54 VE)
Vollständig in Datenbank erfasst
- Language of the material
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deutsch
- Context
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Tektonik >> STAATSOBERHAUPT UND OBERSTE STAATSBEHÖRDEN, MINISTERIEN UND ANDERE ZENTRALBEHÖRDEN PREUSSENS AB 1808 >> Wirtschaft und Verkehr >> Schifffahrt und Fischerei
- Date of creation of holding
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Laufzeit: (1632 - 1816) 1819 - 1854
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
28.03.2023, 8:52 AM CEST
Data provider
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- Laufzeit: (1632 - 1816) 1819 - 1854