Bestand
Flick-Konzern (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Der Flick-Konzern war einer der führenden Stahl- und Kohlekonzerne
Deutschlands, dessen Aufbau im ausgehenden Kaiserreich begann.
Friedrich Flick wurde am 10. Juli 1883 als Sohn eines
Bauern und Grubenholzhändlers geboren. Nach Abschluss seines Studiums
1906 als Diplomkaufmann wurde Flick 1907 für die Bremer Hütten, wo er
schon seine Lehre absolvierte, als Prokurist tätig. Er wechselte 1913
in den Vorstand der westfälischen Eisengesellschaft und trat 1915 in
den Vorstand der Charlottenhütte in Niederschelden ein.
Dieses Unternehmen führte Flick während des ersten
Weltkrieges durch ein selbstentwickeltes technisches Verfahren zur
Verhüttung zum wirtschaftlichen Erfolg. 1917 trat er kurz vor
Kriegsende als Generaldirektor an die Spitze der Charlottenhütte.
Unter den wirtschaftlichen und politischen Bedingungen der Weimarer
Republik gelang es Flick, sein Unternehmen im Bereich Stahl und Kohle
weiter auszubauen. Angesichts der hohen Inflation in den 1920iger
Jahren konnte Flick durch günstige Kredite seine
Mehrheitsbeteiligungen an vielen, insbesondere oberschlesischen
Eisenhütten, finanzieren.
Seine Unternehmen
vereinigte Flick 1929 in der Mitteldeutschen Stahlwerke KG, bei der er
selbst Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzenden war. Außerdem hielt
er die Mehrheitsbeteiligung an der Gelsenkirchener Bergwerks AG und an
der süddeutschen Maxhütte. Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 stand
auch die Flick KG kurz vor dem Ruin. Nur durch die Intervention der
Reichsregierung unter Heinrich Brüning wurde die KG vor dem Bankrott
bewahrt. In der sogenannten Gelsenberg-Affäre übernahm die Regierung
1932 für mehr als das Dreifache des anerkannten Börsenwertes die
Aktien der Gelsenkirchener Bergwerks AG und damit auch die
Aktienmehrheit der Vereinigten Stahlwerke AG (VSt AG).
Bis zur Weltwirtschaftskrise unterstütze Flick die
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) finanziell. Ab Beginn der 1930er
Jahre galten seine finanziellen Zuwendungen der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), in die er
1937 selbst eintrat.
Nach der Machtübernahme
der Nazis und im Zuge der nationalsozialistischen Rüstungspolitik
konnte Flick sein Unternehmen zu ungeahntem Erfolg führen. Seine
Metallbetriebe ließen sich leicht in Rüstungsbetriebe konvertieren.
Flick baute im Zuge der "Arisierung" deutscher Unternehmen sein
Imperium weiter aus und fasste es 1937 in der Düsseldorfer
Holdinggesellschaft Friedrich Flick KG zusammen.
Die nationalsozialistische Expansionspolitik bescherte Flick die
Kontrolle über fasst die gesamte europäische Montanindustrie. Nicht
zuletzt trugen zum Wachstum des Konzerns auch die Beschäftigung von
KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern bei.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Nach Kriegsende 1945 war von
den alliierten Siegermächten u.a. Schriftgut deutscher Industrie- und
Wirtschaftsunternehmen zur Auswertung für die Nürnberger
Kriegsverbrecher- und Industrieprozesse beschlagnahmt worden. Diese
Unterlagen wurden nach Abschluss der Gerichtsverfahren in einem
Aktendepot der US Army in Alexandria/Va. nahe Washington verwahrt. Die
Verwahrungsstelle ging 1958 in die Zuständigkeit der amerikanischen
Archivverwaltung über.
Im Zuge der Rückgabe
beschlagnahmter deutscher Akten an die Bundesrepublik kam im März 1960
der Schriftgut-Komplex deutscher Industrie- und Wirtschaftsunternehmen
als Bestand FFA 3 in das Bundesarchiv Koblenz.
Nach der Verzeichnung wurde ein Teil der Archivalien verfilmt.
Die Auswahl der Akten für die Verfilmung erfolgte allein nach
wirtschaftspolitischen und geschichtlichen Gesichtspunkten.
1962 hat das Bundesarchiv die Originalakten des
Flick-Konzerns an die Friedrich Flick KG in Düsseldorf abgegeben.
Nachfragen in den 90er Jahren an die Friedrich Flick KG über den
Verbleib der Originale zwecks wissenschaflticher Auswertung durch
Historiker und andere Interessierte wurden mit dem Hinweis
beantwortet, dass sich die Spur der Akten mit dem Verkauf des
Flick-Konzerns 1986 an die Deutsche Bank AG und dem Auszug aus den
damaligen Konzerngebäuden verliert. Die Deutsche Bank AG hingegen
verweist darauf, dass weder Akten des Flick-Konzerns in die Archive
der Deutschen Bank gelangt sind, noch Informationen über den Verbleib
jener Akten vorliegen. Somit müssen die Originalakten als verschollen
gelten
Nähere Informationen über die Herkunft
der 1970 in das im Zentrale Staatsarchiv Potsdam (ZStA) gelangten
Akten des Flick-Konzerns (Bestand 80 Fl 1) liegen hier nicht
vor.
Archivische Bewertung und
Bearbeitung
Im Zuge der Vereinigung beider
deutscher Staaten konnten beide Teile des Flick-Konzerns unter der
nunmehr gültigen Signatur R 8122 zusammengeführt werden.
Dabei wurde der ehemalige Koblenzer Teilbestand
umsigniert und dem Potsdamer Teil nahtlos angeschlossen.
Inhaltliche Charakterisierung:
Überliefert sind hier vor allem neben Unterlagen zur Zentralen
Verwaltung Materialien zu folgende Unternehmungen:
- Mitteldeutsche Stahlwerke
- Sächsische
Gußstahlwerke Döhlen
- Eisenwerksgesellschaft
Maxhütte.
Erschließungszustand: Findbuch
(2006)
Online-Findbuch (2006)
Zitierweise: BArch R
8122/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch R 8122
- Extent
-
1203 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Organisationen, Verbände und Wirtschaftsunternehmen >> Wirtschaft, Finanzen, Landwirtschaft, Bau, Verkehr, Umwelt
- Related materials
-
Literatur: Ramke, Thomas: Die Flicks. Eine deutsche Familiengeschichte über Geld, Macht und Politik. Frankfurt/Main 2004.
- Provenance
-
Flick-Konzern, 1925-1945
- Date of creation of holding
-
1912-1953
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Flick-Konzern, 1925-1945
Time of origin
- 1912-1953