Bestand
NL 47: Judaica 18. - Anfang 20. Jh. (Sammlung) (Bestand)
Einleitung von Prof. Andreas Lehnhardt
zur Geniza Weisenau:
Weisenau und mit ihm auch seine nach der
Vertreibung der Juden aus Mainz im Jahr 1473 entstandene und bis ins 18.
Jahrhundert stetig gewachsene jüdische Gemeinde war 1702 auf zwei
Ortsherrschaften aufgeteilt worden. Nur einer der beiden Ortsherren,
Domherr Anselm Franz Freiherr von Ingelheim, genehmigte seinen Juden in
den damaligen 30er Jahren den Bau einer Synagoge, und so wurde das in der
heutigen Wormser Straße versteckt hinter einem anderen Haus errichtete
Gotteshaus zunächst nur von einem Teil der Weisenauer Juden genutzt. Bei
der Belagerung von Mainz im Zuge des Ersten Koalitionskriegs geriet 1793
auch das vor den Mauern der Stadt gelegene Weisenau in die Schusslinie
und wurde schwer beschädigt. Die Synagoge verlor nur ihr Dach, konnte mit
einem Notdach weiter genutzt und 1818 schließlich renoviert und neu
geweiht werden.
Im Jahr 1892 wurde das Gotteshaus, das nur
noch einer durch die am Ende des 18. Jahrhunderts einsetzende Abwanderung
inzwischen stark geschrumpften jüdischen Gemeinde diente, ein weiteres
Mal renoviert, bevor es beim Novemberpogrom 1938 durch die
Nationalsozialisten geplündert und geschändet wurde. Das Gebäude an sich
überstand diese Nacht ebenso wie die Bombenangriffe in den Jahren 1944/45
und wurde als Lagerraum und Hühnerstall zweckentfremdet. Seine einstige
Funktion als Synagoge geriet mit der Zeit in Vergessenheit.
"Wiederentdeckt" wurde die Synagoge bei den Recherchen im
Zusammenhang mit einer großen Ausstellung "Juden in Mainz", die 1978 im
Mainzer Rathaus stattfand. Verhältnismäßig spät begann man das
architektonische Kleinod zu retten. Erste Schritte wurden 1983
eingeleitet. Bereits damals wurde auch der Dachstuhl untersucht und so
fanden sich die Reste der wohl schon bei der Zerstörung des
Synagogendaches 1793 stark dezimierten Geniza.
Wie lange die
Geniza in Weisenau genutzt wurde, ist wegen der bislang nicht hinreichend
erfolgten wissenschaftlichen Erschließung unbekannt. Einige der
Gegenstände und Papiere aus den heute im Stadtarchiv aufbewahrten Kisten
mit den Geniza-Überresten deuten darauf hin, dass die Benutzung noch bis
ins 20. Jahrhundert andauerte. Auch ein mittlerweile restaurierter Wimpel
und ein Beschneidungstuch, welches wie üblich reich bestickt oder bemalt
wurde, weisen auf eine so lang andauernde Nutzung dieses besonderen
Raumes hin. Zwei Wimpel aus Weisenau befinden sich im Übrigen auch in der
im Jahr 2010 neu eröffneten Judaica-Ausstellung im
Landesmuseum.
verschiedene Judaica aus den
israelitischen Gemeinden Mainz, Kastel und Stadecken (NL 47, 1-69);
NL 47 / 70 (Zgg. 2004/10): 224 Fragmente der Geniza Weisenau, vgl.
http://www.blogs.uni-mainz.de/fb01genizatweisenau/inventar/, Zgg.
2004/10);
Zgg. 2011/12, Nr. 1-40: Ausstellungsstücke der
jiddischen Fragmente aus der Geniza der Synagoge Weisenau
(Depositum)
verzeichnet 1978 und 2013
Form und Inhalt: Einleitung von
Prof. Andreas Lehnhardt zur Geniza Weisenau:
Weisenau und mit
ihm auch seine nach der Vertreibung der Juden aus Mainz im Jahr 1473
entstandene und bis ins 18. Jahrhundert stetig gewachsene jüdische
Gemeinde war 1702 auf zwei Ortsherrschaften aufgeteilt worden. Nur einer
der beiden Ortsherren, Domherr Anselm Franz Freiherr von Ingelheim,
genehmigte seinen Juden in den damaligen 30er Jahren den Bau einer
Synagoge, und so wurde das in der heutigen Wormser Straße versteckt
hinter einem anderen Haus errichtete Gotteshaus zunächst nur von einem
Teil der Weisenauer Juden genutzt. Bei der Belagerung von Mainz im Zuge
des Ersten Koalitionskriegs geriet 1793 auch das vor den Mauern der Stadt
gelegene Weisenau in die Schusslinie und wurde schwer beschädigt. Die
Synagoge verlor nur ihr Dach, konnte mit einem Notdach weiter genutzt und
1818 schließlich renoviert und neu geweiht werden.
Im Jahr
1892 wurde das Gotteshaus, das nur noch einer durch die am Ende des 18.
Jahrhunderts einsetzende Abwanderung inzwischen stark geschrumpften
jüdischen Gemeinde diente, ein weiteres Mal renoviert, bevor es beim
Novemberpogrom 1938 durch die Nationalsozialisten geplündert und
geschändet wurde. Das Gebäude an sich überstand diese Nacht ebenso wie
die Bombenangriffe in den Jahren 1944/45 und wurde als Lagerraum und
Hühnerstall zweckentfremdet. Seine einstige Funktion als Synagoge geriet
mit der Zeit in Vergessenheit.
"Wiederentdeckt" wurde die
Synagoge bei den Recherchen im Zusammenhang mit einer großen Ausstellung
"Juden in Mainz", die 1978 im Mainzer Rathaus stattfand. Verhältnismäßig
spät begann man das architektonische Kleinod zu retten. Erste Schritte
wurden 1983 eingeleitet. Bereits damals wurde auch der Dachstuhl
untersucht und so fanden sich die Reste der wohl schon bei der Zerstörung
des Synagogendaches 1793 stark dezimierten Geniza.
Wie lange
die Geniza in Weisenau genutzt wurde, ist wegen der bislang nicht
hinreichend erfolgten wissenschaftlichen Erschließung unbekannt. Einige
der Gegenstände und Papiere aus den heute im Stadtarchiv aufbewahrten
Kisten mit den Geniza-Überresten deuten darauf hin, dass die Benutzung
noch bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Auch ein mittlerweile
restaurierter Wimpel und ein Beschneidungstuch, welches wie üblich reich
bestickt oder bemalt wurde, weisen auf eine so lang andauernde Nutzung
dieses besonderen Raumes hin. Zwei Wimpel aus Weisenau befinden sich im
Übrigen auch in der im Jahr 2010 neu eröffneten Judaica-Ausstellung im
Landesmuseum.
verschiedene Judaica aus den israelitischen
Gemeinden Mainz, Kastel und Stadecken (NL 47, 1-69);
NL 47 /
70 (Zgg. 2004/10): 224 Fragmente der Geniza Weisenau, vgl.
http://www.blogs.uni-mainz.de/fb01genizatweisenau/inventar/, Zgg.
2004/10);
Zgg. 2011/12, Nr. 1-40: Ausstellungsstücke der
jiddischen Fragmente aus der Geniza der Synagoge Weisenau
(Depositum)
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Mainz, NL 47
- Extent
-
1,8 lfm + 8 lfm. Geniza Weisenau
- Context
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 1-50
- Indexentry place
-
Weisenau
- Date of creation of holding
-
1579 - 1922
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
02.05.2023, 10:16 AM CEST
Data provider
Stadtarchiv Mainz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1579 - 1922