Bestand
Ebersberg-Fischer: Nachlass Wilhelm Ludwig v. Eschwege (Bestand)
Enthält: Personalpapiere, private
und wissenschaftliche Korrespondenz des Wilhelm Ludwig von Eschwege
(1777-1855), portugiesischer Oberberghauptmann.
Aufsatz: Wilhelm Ludwig von
Eschwege, Sproß einer althessischen Familie (vgl. Best. 340 Familie
von Eschwege), wurde als Sohn des Landrats Johann Christian Ludwig
von Eschwege am 15. November 1777 zu Aue bei Eschwege geboren.
Seine Mutter war eine geborene von Mosbach.
Nach
Abschluß eines naturwissenschaftlichen Studiums in Göttingen und
Marburg erhielt Wilhelm von Eschwege 1800 eine erste Anstellung als
Bergamtsassessor zu Riebelsdorf in Hessen. Am 2. Mai 1802
unterschrieb er einen Vertrag, der ihn im Frühjahr des nächsten
Jahres nach Portugal führte. Dort übernahm er die Direktion der
Eisenhütten und erhielt den Titel eines Artilleriekapitäns (1805).
1809 ging Eschwege nach Brasilien. Kaiser Dom Pedro ernannte ihn
1821 zum Generaldirektor der brasilianischen Goldbergwerke und
Vorstand des kaiserlichen Mineralienkabinetts in Rio de Janeiro.
Den langjährigen Aufenthalt in Brasilien nutzte er für
geognostische Forschungen, deren Ergebnisse er in zahlreichen
Schriften veröffentlichte. 1823 heiratete er Sophie von Baumbach.
Die Ehe blieb kinderlos; von Eschwege hatte aber schon vor seiner
Heirat einen Pflegessohn (Angelo Almeida de Oeynhausen) angenommen.
Im Jahr 1824 nach Portugal zurückgekehrt, wirkte Eschwege als
Oberberghauptmann und Genieoberst an der Spitze des portugiesischen
Montanwesens, bis ihn die politischen Verhältnisse unter D.Miguel
zwangen, das Land zu verlassen (1830). Der nun folgende Versuch,
die erworbenen bergmännischen Erfahrungen in der Anlage einer
Goldwäscherei an der Eder zu verwerten, brachte keinen
Erfolg.
Als 1834 der bisherige Kaiser von Brasilien,
D.Pedro I., König von Portugal, wurde, rief er Wilhelm von Eschwege
zur Leitung des Bergwesens nach Portugal zurück, ernannte ihn zum
Generalleutnant und verlieh ihm, nachdem Eschwege 1850 in den
Ruhestand getreten war und sich in Wolfsanger bei Kassel
niedergelassen hatte, noch nachträglich den Titel des
Feldmarschall-Leutnants. In seinem Haus zu Wolfsanger starb Wilhelm
von Eschwege am 1. Februar 1855.
Bestandsgeschichte: Der
Nachlaß verblieb auch nach dem Übergang des Besitzes an die Erben
in Kassel/Wolfsanger, bis im Sommer 1944, der Luftschutzbeauftragte
des Reichsinnenministers für das staatliche und nichtstaatliche
Archivgut im Regierungsbezirk Kassel den damaligen Archivpfleger
des Stadtkreises Kassel, Stadtarchivar Ide, mit der Sicherung des
als historisch wertvoll eingeschätzten Materials und seiner
Übersendung an das Staatsarchiv Marburg beauftragte (Acc. 1944/25).
Besondere vertragliche Vereinbarungen über diesen Zugang wurden mit
der v. Eschwegeschen Familienstiftung nicht getroffen; der mit
dieser Stiftung am 19./23. September 1942 im Zusammenhang mit einer
früheren Ablieferung abgeschlossene Deposital-Vertrag gilt jedoch
entsprechend. Danach unterliegt die wissenschaftliche Benutzung
dieses Nachlasses den für die Benutzung des Staatsarchivs allgemein
erlassenen Bestimmungen.
Nur zum geringeren Teil umfaßt
der Nachlaß Eschweges persönliche Dokumente, Stamm-, Tage- und
Notizbücher (I-III). Sehr viel umfangreicher ist die überlieferte
Korrespondenz (IV), die von Eschwege einerseits mit
Familienmitgliedern (Sophie, Ernst v.E.) und Freunden (Rehbein,
F.W.L. Varnhagen u.a.), andererseits in Ausübung seiner amtlichen
und literarischen Tätigkeit mit staatlichen Stellen, mit
Wissenschaftlern (Martius) und Verlegern (Hoffmann & Campe)
führte. Beruflicher und privater Schriftverkehr war hier nicht zu
trennen, sondern in Anlehnung an vorgefundene Reste alter Ordnung
unter Nennung der wichtigsten Korrespondenzpartner lediglich neu zu
formieren und chronologisch zu reihen. Vorsichtig davon abgehoben -
soweit möglich - datiert wurden die aus beruflicher und
literarischer Tätigkeit stammenden Manuskripte (V), schließlich
auch einige Tafeln und Skizzen (VI), gedr. Zeitungen (VII),
Druckschriften und Einblattdrucke (VIII). Die hinterlassenen
Werkausgaben von Eschweges wurden zusammen mit denen anderer
Autoren ohne besondere Numerierung in 2 Kartons (Nr. 102, 103)
gelegt.
Findmittel:
HADIS-Datenbank
Findmittel: Masch. Findbuch
von W. Moritz, 1980 (retrokonvertiert nach HADIS)
Referent: Herr
Klingelhöfer
- Bestandssignatur
-
Hessisches Staatsarchiv Marburg, 340 von Eschwege - Wilhelm Ludwig
- Umfang
-
1,58 MM
- Kontext
-
Hessisches Staatsarchiv Marburg (Archivtektonik) >> Gliederung >> Nichtstaatliche Archive und Deposita >> Familienarchive und Nachlässe >> Ebersberg-Fischer
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: August Woringer, Hessen-Kasseler und Waldecker in Portugal, in: Nachrichten der Gesellschaft für Familienkunde. in: Kurhessen und Waldeck, 5. Jg. (1930) Nr. 1, S. 6f.
Literatur: Friedrich Sommer, Wilhelm Ludwig von Eschwege. Das Lebensbild eines Auslandsdeutschen mit kulturgeschichtlichen Erinnerungen aus Deutschland, Portugal und Brasilien 1777-1855. Stuttgart 1927.
Literatur: Ein Verzeichnis der Veröffentlichungen von Eschweges bietet Sommer (s.u. ), S. 182f.
Literatur ADB 6 (1877), S. 373
- Bestandslaufzeit
-
(1787), 1801-1858, (1920)
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
27.05.2024, 10:19 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1787), 1801-1858, (1920)