Grafik

Fechter

Der Kupferstich zeigt zwei mit Bihändern kämpfende Männer. Es gibt ein weiteres Blatt, welches eine Szene mit diesen beiden Figuren im Querformat zeigt. Bos beschäftigte sich außerdem zusammen mit Coornhert an weiteren Serien von Ringern und „Fechtern“. - Die Kämpfenden befinden sich vor einem schlichten Hintergrund. Die Wand wird durch eine gebogene, parallele Schraffur angegeben, womit Bos wahrscheinlich seine Kunstfertigkeit beweisen wollte. Der Boden wird durch eine weiße Fläche gebildet. Die gerade Linie, die Wand und Boden trennt, lässt darauf schließen, daß die „Fechter“ sich in einem Innenraum befinden. Auf dem Boden sind Schatten angedeutet, die erkennen lassen, daß das Licht von rechts einfällt. - Die beiden Männer stehen einander zugewandt, wobei einer der beiden dem Betrachter den Rücken zukehrt. Bis auf eine kleine Schamkapsel, die die hintere der Figuren trägt, sind sie vollständig nackt. Die Arme der Beiden sind erhoben und die Ellbogen linkerhand ineinander gelegt. Die Schwerter sind nahezu in die Horizontale erhoben. Mit der zweiten Hand wird das Schwert an der Klinge unterstützt. Die Schwerter kreuzen sich hinter dem Kopf der hinteren Gestalt. Diese ist vermutlich die Ältere, was an ausgeprägteren Gesichtszügen und einem Bart auszumachen ist. Es könnte ein Lehrer für den Kampf sein. Die Nacktheit der Männer könnte darauf hindeuten, daß es sich um einen erfundenen Kampf handelt, jedoch war es in Italien in Verehrung der Antike zeitweise üblich, nackt oder wenig bekleidet zu kämpfen. - Besonders auffällig sind die stark ausgeprägten Muskeln der Männer, die jedoch übertrieben und teilweise anatomisch falsch dargestellt sind. Auch die Proportionen scheinen verzerrt zu sein. Die Ober- und Unterschenkel wirken zu lang und die Hände zu klein. Im 16. Jahrhundert gab es allerdings sehr wohl anatomische Lehrbücher, an denen sich Heemskerck hätte orientieren können. Er wollte die Menschen mit all ihren Muskeln und Knochen darstellen und somit der Medizin, die er verehrte, Respekt zollen. - Seit Ende des 15. Jahrhunderts beschäftigten sich vornehmlich italienische Künstler mit der anatomisch getreuen Wiedergabe des menschlichen Körpers. So auch Heemskerck, der selbst in Italien antike Skulpturen studierte und sich mit anatomischen Lehrbüchern auseinander setzte, wie dem des Andrea Vesalius. - Das Motiv der Fechter findet sich in ähnlicher Form seit dem 15. Jahrhundert, wiederum anfänglich in Italien, dann aber auch bis weit ins 17. Jahrhundert hinein in Nordeuropa, in sogenannten Fechtbüchern wieder. Viele Künstler, u.a. Dürer widmeten sich diesem Sujet. - Der Fechtkampf folgt einer Tradition aus dem späten Mittelalter, in dem das Duell mit leichten „ Schutz- und Trutzwaffen“ aufkam. Das Fechten war Bestandteil ritterlicher Erziehung und auch das bürgerliche „Messerfechten“ mit Dolchen war sehr beliebt. Das öffentliche Duell wurde oft, wie z. B. durch Richelieu 1626 verboten, war aber trotzdem weit verbreitet. Es bildeten sich „Fechtergesellschaften“ mit strengen „Vereinsregeln“. In den Fechtbüchern wurden Anleitungen zum Fechten beschrieben und die verschiedenen Kampftechniken anhand von Kupferstichen illustriert -

Urheber*in: Bos, Cornelis / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

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Location
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventory number
D 3570
Measurements
Höhe: 245 mm
Breite: 188 mm
Material/Technique
Papier; Kupferstich
Inscription/Labeling
Aufschrift: Martinus Heemskerck in Ventor CB (Signiert)

Classification
Kupferstich (Oberbegriffsdatei)
Subject (what)
kämpfen
das männliche Geschlecht; der Mann
die (nackte) menschliche Figur; Ripa: Corpo humano

Event
Entstehung
(who)
van Heemskerck, Maerten (Vorbild / IdeengeberIn)
(when)
1506/1510-1556 (Lebensdaten des Stechers)
Event
Herstellung
(who)

Sponsorship
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Last update
24.04.2025, 12:58 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
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Object type

  • Grafik

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Time of origin

  • 1506/1510-1556 (Lebensdaten des Stechers)

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