Bestand
Familien: Milchling von Schönstadt [ehemals X 5 Milchling von Schönstadt] (Bestand)
Enthält: Lehns- und
Gütergeschäfte, Zehntsachen, Vergleiche,
Patronatsangelegenheiten, Eheangelegenheiten, Testamente,
Siegelungen in fremder Sache
Enthält: Milchlingsche Lehen
von Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Kurmainz und
Waldeck
Bestandsgeschichte: Das
Archiv der Familie Milchling von Schönstadt gelangte 1896 als
Depositum in das Staatsarchiv Marburg. Ein erste Ordnung bzw.
Verzeichnung des Archivs der Familie Milchling von Schönstadt
erfolgte bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert. Ein Vertreter
der Familie, Dietrich Georg Ludwig Milchling von Schönstadt,
hatte in den Jahren von 1785 bis 1797 eine 'Untersuchung des
Milchling von Schönstädtischen Briefschaften-Schranks'
angefertigt. Hierin erstellte er ein Verzeichnis der
Archivalien, die sich zu diesem Zeitpunkt in dem
Briefschaften-Schrank der Familie befanden. Er hielt jeweils das
Datum fest, an dem er die Arbeit vornahm, und notierte
anschließend, welche Archivalien sich in den 40 Schubladen des
Archiv-Schranks befanden. Ein klares Ordnungsschema lag bei den
so erfassten Schriftstücken nicht vor, so dass das
'Briefschaften-Verzeichnis' später nur bedingt für die
Ordnungsarbeiten herangezogen werden konnte. Hilfreich waren
dennoch die knappen Zusammenfassungen des jeweiligen Inhalts der
Unterlagen. Der im ausgehenden 18. Jahrhundert vorliegende
Ordnungszustand war nach der Übernahme in das Staatsarchiv
Marburg nicht mehr erhalten. Im Vorfeld der Übernahme im Jahr
1896 hatten das Staatsarchiv, vertreten durch Herrn Reimer, und
der Pfarrer Heldmann als Vertreter der Familie Milchling von
Schönstadt einen regen Schriftwechsel geführt. Der Pfarrer
Heldmann hatte eine vorläufige Inventarisierung und Ordnung
vorgenommen, von der jedoch bei der Ankunft im Staatsarchiv am
8. Oktober 1896 nichts mehr zu erkennen war. Die Archivalien
waren anscheinend ungeordnet in Säcken verstaut und dem Archiv
in zwei Kisten und vier Säcken übersandt worden. Die Urkunden
aus dem 14. Jahrhundert wurden zunächst durch die Familie
zurückgehalten und am 27.10.1896 nachgereicht. Im Oktober
desselben Jahres wurde ein Depositalvertrag durch das
Staatsarchiv Marburg aufgesetzt. Am 04. September 1897 wurde ein
Verzeichnis der aus dem Bestand herausgezogenen Urkunden
erstellt, der umfangreiche Urkundenbestand wurde noch im selben
Jahr erschlossen.
In den Jahren 2007-2016 wurden die
einzelnen Überlieferungen vereinzelt und umverpackt, die Siegel
wurden mit Siegeltaschen versehen und die Signaturen wurden auf
Numerus Currens umgestellt.
Geschichte des
Bestandsbildners: Die Familie Milchling von Schönstadt ist ein
altes hessisches Adelsgeschlecht und Mitglied der Althessischen
Ritterschaft. Urkundlich wird die Familie 1322 unter dem Namen
'Milchling von Michelbach' erstmals erwähnt, der Familienname
rührt vermutlich von den 'Schutzbar genannt Milchling' her. Als
weiteres Namensattribut findet sich - neben Michelbach - in
dieser Zeit 'Nordeck', 1331 tritt die Bezeichnung als Milchling
von Schönstadt (nach Schönstadt bei Cölbe) erstmals in
Erscheinung. Der Zweig der Familie Milchling von Schönstadt
stand von ca. 1280 bis 1806 als Lehnsmannen im Dienst der
Erzbischöfe von Mainz. Während dieser Zeit hatten sie die
gesamten Mainzer Lehen im Raum Schönstadt inne. Die Vertreter
der Familie hatten die Funktion des Amt- und Burgmanns auf den
Mainzer Burgen zu Battenberg und Mellnau inne. Ab 1464 erhielten
die Milchlinge ihre Burg- und Mannlehen vom Erzbischof und vom
Landgrafen von Hessen, da die Burg Mellnau und der gesamte
Burgwald auf unbestimmte Zeit an den Landgrafen von Hessen
verpfändet waren. 1480 musste die Familie ihr Burglehen zu
Mellnau vorübergehend an die Stadt Wetter abgeben. 1527 trat sie
zur evangelischen Religion über. 1531 kam es zu einer Erbteilung
zwischen den beiden Brüdern Johann und Franz Milchling von
Schönstadt, wobei Johann den Burgsitz zu Schönstadt und Franz
den Burgsitz zu Mellnau erhielt. Beide Brüder verstarben um 1550
kinderlos. Nun wurde die Familie von einem jüngeren Zweig des
Geschlechts, der seit 1544 auf dem Gut Helmighausen bei Waldeck
lebte, beerbt. Deren ältester Vertreter war Johann der Ältere,
der als Amtmann (1534-1567) von Eilhausen und als Gesandter des
Grafen von Waldeck tätig war. Einer seiner Söhne, Johann der
Jüngere, trat als hessischer Hofrat unter Philipp dem
Großmütigen als Oberamtmann zu Katzenelnbogen in Erscheinung.
Ein anderer, Johann Philipp, bekleidete die Funktion eines
landgräflichen Rittmeisters. Etwa um 1600 und 1650 übten Georg
der Ältere und Georg der Jüngere die Ämter des Fürstlich
Hessischen Hofgerichtsrats zu Marburg und des Obervorstehers der
Hessischen Ritterschaft aus. Daneben waren sie als Obervorsteher
der hessischen Hospitäler tätig. Diese Ämter wurden um 1700 und
1750 von Georg Moritz und Georg Friedrich Milchling von
Schönstadt bekleidet. Georg Friedrich ließ das jetzige Schloss
zu Schönstadt errichten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden
die familieneigenen Renten und Zehnten gegen eine Entschädigung
abgelöst. 1865 kaufte Ludwig Ferdinand Milchling von Schönstadt
den Burgsitz zu Mellnau, der jahrhundertelang Mainzer
Lehnsbesitz gewesen war. Das Schloss zu Schönstadt mit dem
dazugehörigen Erbgut veräußerte er 1890 an Dr. Eugen Lucius aus
Frankfurt. Ludwig Ferdinand zog nun auf das Weingut seiner Frau
bei Leimen südlich von Heidelberg. Die Burgruine zu Mellnau
blieb jedoch weiterhin in seinem Besitz, so dass er Mitglied der
Althessischen Ritterschaft blieb. Von den Söhnen Ludwig
Ferdinand Milchling von Schönstadts verstarb einer im Jahr 1900
als Kaufmann in Singapur, ein anderer 1914 als preußischer Major
in Mainz. Der dritte Sohn, Georg Dietrich, musste sein einzig
verbleibendes Grundvermögen zu Mellnau verkaufen, nachdem er
völlig verarmt als Oberst aus dem Krieg zurückgekehrt war. Bis
1935 übte die Familie jedoch noch Patronatsrechte in den Kirchen
zu Schönstadt (mit Reddehausen, Bernsdorf und Bürgeln),
Oberrosphe und Sterzhausen aus. Mit dem Tode des Georg Dietrich
Milchling von Schönstadt am 6. September 1937 starb das
Geschlecht in der männlichen Linie aus.
Findmittel:
Arcinsys-Datenbank
Findmittel: Repertorium
Milchling von Schönstadt und von Biedenfeld, angelegt 1896,
handschriftlich, 1 Band (Signatur: R 1994).
- Bestandssignatur
-
Urk. 129
- Umfang
-
302 Urkunden
- Kontext
-
Hessisches Staatsarchiv Marburg (Archivtektonik) >> Gliederung >> Urkunden >> Sonstige kleinere Urkundenbestände >> Deposita >> Familien
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Korrespondierende Archivalien: Urk. 13 Generalrepertorium [ehemals Urk. A I t]; Urk. 14 Landgräfliche Aktiv- und Passivlehen [ehemals Urk. A I u]; Urk. 49 Hessische Adels- und Bürgerfamilien [ehemals Urk. A VI]; Best. 17 c Regierung Kassel Lehnhof; Best. 17 d Regierung Kassel Familienrepositur; Best. 17 e Regierung Kassel Ortsreposituren; Best. 340 Milchling von Schönstadt.
Literatur: F. Bock, K. Müller (Hgg.), Festschrift: 775 Jahre Schönstadt, Cölbe-Schönstadt 2000; L. Lotzenius, Geschichte der hessischen Ämter Battenberg und Wetter, Band 2, Marburg 1931, S. 246-249; A. Weber, Das Gericht Schönstadt. Ein ländlicher Gerichtsbezirk in seiner Entstehung und Verfassung, Cölbe 1985; J. Henseling, Die Milchling von Schönstadt, in: Hessenland 10 (1963), Nr. 23 und 24; S. Frhr. von Dörnberg, Stammtafeln der Althessischen Ritterschaft [...], Bad Hersfeld 1958; E. H. Kneschke, Deutsches Adels-Lexikon, 6. Bd., Leipzig 1865, S. 291; R. Knappe, Mittelalterliche Burgen in Hessen, 2. Aufl., Gudensberg-Gleichen 1995, S. 264f.
- Bestandslaufzeit
-
1307-1831
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
10.06.2025, 08:12 MESZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1307-1831