Bestand
Rat der Vorsitzenden der Kollegien der Rechtsanwälte in der DDR (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Aufgaben
und Organisation: Nach der ersten Justizreform in der DDR im Jahre
1952 wurde auch die Rechtsanwaltschaft in der DDR neu strukturiert. Am
15.05.1953 erging die Verordnung über die Bildung von Kollegien der
Rechtsanwälte, der ein Musterstatut für die Kollegien als Anlage
beigefügt war. Die Aufgaben der Rechtsanwälte als Organe der
Rechtspflege in der DDR erfordern, so hieß es in der Verordnung, "die
Entwicklung ihres demokratischen Bewußtseins, die Verbesserung ihrer
Arbeitsmethoden und neue Formen der Organisation ihrer Tätigkeit." Die
Bildung der Rechtsanwaltskollegien, die bis 1954 in allen Bezirken und
in Berlin (Ost) abgeschlossen war, hatte einerseits die
Vergenossenschaftlichung der Anwaltschaft, andererseits ihre Spaltung
zur Folge: Neben den Kollegiumsanwälten praktizierten zugelassene
Einzelanwälte, deren Zahl jedoch stetig abnahm. Das Musterstatut für
die Kollegien der Rechtsanwälte legte Aufgaben, Mitgliedschaft,
Organisation und Aufsicht fest. Die Aufgaben der
Rechtsanwaltskollegien bestanden darin, Rechtshilfe zu leisten,
Rechtsuchende zu beraten, die Wahrung der Rechte der Bürger zu
gewährleisten sowie die Berufstätigkeit ihrer Mitglieder zu fördern.
Ferner gehörten die politische Erziehung und die fachliche
Qualifizierung der Mitglieder, deren Versorgung bei Arbeitsunfähigkeit
und im Alter und die Einrichtung öffentlicher und unentgeltlicher
Rechtsberatungsstellen zu ihren Aufgaben. Höchstes Organ der Kollegien
war die Mitgliederversammlung, die den Vorstand und die
Revisionskommission wählte und Beschlüsse fasste. Der Vorstand wählte
aus seiner Mitte den Vorsitzenden, seinen Stellv. und einen
Schriftführer. Die Kontrolle über die Tätigkeit der Kollegien wurde
vom Ministerium der Justiz ausgeübt.
Die bei
den Rechtsanwaltskollegien bestehenden Revisionskommissionen hatten
Einnahmen und Ausgaben und die Einhaltung der Pflichten der
Kollegiumsmitglieder zu kontrollieren. Wurden Verletzungen der
gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere des Musterstatutes und der
Geschäftsordnung, festgestellt, so waren die Vorstände verpflichtet,
den gesetzlichen Zustand wieder herzustellen. Die
Rechtsanwaltskollegien nutzten diesen Umstand, um sich mit der
Zentralen Revisionskommission ein zentrales Koordinierungsorgan, eine
Art Dachverband, zu schaffen, nicht zuletzt auch, um sich dem Druck
des Ministeriums der Justiz zu entziehen. Am 14.06.1957 wurde die
Zentrale Revisionskommission aus der Versammlung der Vorsitzenden der
Kollegien formiert. Sie nahm ihre Tätigkeit zum 01.07.1957 auf. Der
ZRK gehörten die Vorsitzenden der Rechtsanwaltskollegien an, sie wurde
geleitet vom Vorsitzenden, seinem Stellv. und drei weiteren
Mitgliedern. Die ZRK entwickelte sich zur Dachorganisation der
Kollegien der Rechtsanwälte und wurde durch § 12 des Gesetzes über die
Kollegien der Rechtsanwälte der DDR vom 17.12.1980 in den Rat der
Vorsitzenden der Kollegien der Rechtsanwälte umgewandelt. § 12 des
Kollegiengesetzes regelte auch Stellung und Aufgaben des Rates. Den
Vorsitz im Rat nahm der Vorsitzende des Berliner Kollegiums ein. Im
Laufe des Jahres 1990 wurden die Kollegien der Rechtsanwälte formell
aufgelöst. Vorsitzende der ZRK bzw. des Rates der Vorsitzenden waren
Friedrich Wolff (1957-1970, 1984-1988, 1990), Gerhard Häusler
(1970-1984) und Gregor Gysi (1989-1990).
Bestandsbeschreibung: Die Überlieferung ist lückenhaft. Einen
Schwerpunkt bilden Leitungssitzungen, Tagungen und Seminare der ZRK,
Statistiken und Analysen, Revisionen, Haushalt und Bilanzen. Außerdem
ist Schriftverkehr mit dem Obersten Gericht, dem Generalstaatsanwalt,
dem Ministerium der Justiz und mit dem VdJ der DDR überliefert. Die
Tätigkeit der Kollegien in den Bezirken wird durch
Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen dokumentiert.
Überliefert sind auch Berichte über besondere juristische Probleme,
Eingaben und Disziplinarverfahren sowie Gesetzentwürfe. Ergänzt wird
die Überlieferung durch die im Bestand SED vorhandenen Unterlagen, vor
allem Abt. Staats- und Rechtsfragen des ZK der SED, Sitzungen des
Sekretariates des ZK und des PB.
Zitierweise: BArch DY
64/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch DY 64
- Extent
-
232 Aufbewahrungseinheiten; 0,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Organisationen
- Date of creation of holding
-
1953-1990 (1992)
- Other object pages
- Provenance
-
Kollegium der Rechtsanwälte, 1953-1992
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1953-1990 (1992)